"Oder so". Es ist eine einfache Phrase, die sich an viele beliebige Sätze als Relativierung anfügen lässt. "Oder so" bedeutet für mich, dass ich mir zwar über das, was ich gesagt habe, sicher bin, aber meinem Gegenüber nicht vermitteln bin, dass ich selbstsicher bin, weil ich Selbstsicherheit manchmal als Arroganz wahrnehme. Die Sterne hängen dieses "oder so" auch gerne an ihre Sätze an, und vermitteln mir somit, dass sie sich ihrer Dinge sicher, aber deswegen nicht arrogant sind. Das ist die Ebene der Sympathie, auf der ich den Sternen begegne. Die andere Ebene ist jene, die ich auf dem letztjährigen Donauinselfest bemerkt habe. Es bestand aus Springen, mitsingen und glücklich sein. Soll heißen: die Sterne sind live wirklich toll. Ich hatte außerdem ein Karma-Erlebnis mit "Wahr ist was wahr ist": Die Sterne sind eine dieser Band, über deren Phrasen man stolpert, weil sie wie die Faust auf das Auge passen und ganz genau die eigene Befindlichkeit in wenigen Worten erfassen. Wie Tomte, nur vielleicht noch auf einer etwas höheren Ebene:
Fetzen tun sie wieder, so viel ist klar. "billig, ich bin billig, nimm mich mit". Die Kunst der repetetiven Lyrics ist bei den Sternen gut aufgehoben. Bewaffnet mit der Sterne-Rhetorik kann man die Ansprüche des Alltags, die ständige Zupflasterung mit Phrasen die verkaufen wollen, viel besser meistern. Phrasen mit besseren Phrasen bekämpfen ist eine Möglichkeit, ich möchte nämlich auch nicht immer mit künstlich komplizierter Anti-Irgend was Rhetorik vollgepflastert werden – manchmal lassen sich Dinge recht einfach auf den Punkt bringen, ohne bis zur Unkenntlichkeit vereinfacht worden zu sein. Das ist die Kunst der Sterne.
Die Musik ist auch gut, mehr Gitarren, weniger Elektrofunk. Sie klingen wütender. Auf diese Lage mit Lethargie oder mit Resignation zu reagieren wäre unverantwortlich, und sich in die Privatheit der eigenen Befindlichkeit ohne Relevanz zur Welt da draußen zurückzuziehen, wird schon von zu vielen Neo-Deutschen Bands verbrochen. Bei den Sternen hat man immer das Gefühl, dass eine Bewusstheit über das große Ganze mitschwebt, egal, über was sie singen. "Wenn es mir so richtig schlecht geht, red ich nicht so viel darüber wie jetzt" (Aber andererseits:). Auf "Wenn ich realistisch bin" wird all das artikuliert. Es klingt wie eine Parodie auf Hund am Strand (eine deutsche Band, die ich eigentlich mag, aber eben nicht kritiklos). Dissens ist nicht gefährlich. Man muss sich nicht aus Selbstschutz in den Biedermeier zurückziehen und zitternd im eigenen Wohnzimmer hocken und über die schönen Seiten des Lebens singen, ein Leben frei von äußeren Einflüssen. Es ist vielleicht schwierig, Dissens zu artikulieren, aber geschlagen wird man dafür nicht wirklich. Also, raus auf die Straßen! Tanzen und mitsingen und reden und streiten.
"Ich bin fest entschlossen, diesen Ort zu verlassen, die Fesseln zu sprengen und alles zu hassen was ich hier geliebt hab, und was mich, es tut mir leid - inklusive dich."Mit dem letzten Album hatte ich meine Probleme – zum Beispiel ist kein Song darauf ein Lieblingssong. Vielleicht lag es daran, dass man das Album nicht auseinander nehmen konnte – auf "Wir bewegen uns hier nicht weg" versammelte sich die Elite des deutschen Anspruchspop, Thees und Judith und dieser Typ von Fettes Brot, dessen Name mir entfallen ist, aber es fetzte nicht. Ich will von den Sternen unterhalten werden, auf diese Art und Weise nehme ich nämlich auch die klugen Texte besser auf. Ich will meine Medizin mit Zucker einnehmen.
Fetzen tun sie wieder, so viel ist klar. "billig, ich bin billig, nimm mich mit". Die Kunst der repetetiven Lyrics ist bei den Sternen gut aufgehoben. Bewaffnet mit der Sterne-Rhetorik kann man die Ansprüche des Alltags, die ständige Zupflasterung mit Phrasen die verkaufen wollen, viel besser meistern. Phrasen mit besseren Phrasen bekämpfen ist eine Möglichkeit, ich möchte nämlich auch nicht immer mit künstlich komplizierter Anti-Irgend was Rhetorik vollgepflastert werden – manchmal lassen sich Dinge recht einfach auf den Punkt bringen, ohne bis zur Unkenntlichkeit vereinfacht worden zu sein. Das ist die Kunst der Sterne.
Die Musik ist auch gut, mehr Gitarren, weniger Elektrofunk. Sie klingen wütender. Auf diese Lage mit Lethargie oder mit Resignation zu reagieren wäre unverantwortlich, und sich in die Privatheit der eigenen Befindlichkeit ohne Relevanz zur Welt da draußen zurückzuziehen, wird schon von zu vielen Neo-Deutschen Bands verbrochen. Bei den Sternen hat man immer das Gefühl, dass eine Bewusstheit über das große Ganze mitschwebt, egal, über was sie singen. "Wenn es mir so richtig schlecht geht, red ich nicht so viel darüber wie jetzt" (Aber andererseits:). Auf "Wenn ich realistisch bin" wird all das artikuliert. Es klingt wie eine Parodie auf Hund am Strand (eine deutsche Band, die ich eigentlich mag, aber eben nicht kritiklos). Dissens ist nicht gefährlich. Man muss sich nicht aus Selbstschutz in den Biedermeier zurückziehen und zitternd im eigenen Wohnzimmer hocken und über die schönen Seiten des Lebens singen, ein Leben frei von äußeren Einflüssen. Es ist vielleicht schwierig, Dissens zu artikulieren, aber geschlagen wird man dafür nicht wirklich. Also, raus auf die Straßen! Tanzen und mitsingen und reden und streiten.