Tuesday 27 November 2007

Kunst und Künstler und ...

Der Gedanke geistert seit der Glaubwürdigkeit-und-Künstler-Diskussion in meinem Kopf herum: Hat ein Kunstwerk einen vom Künstler abgekoppelten Wert, eine Bedeutung, die es einfach für den Konsumenten (ein harsches Wort, Hörer, Seher, Leser etc.) hat, weil es für ihn persönlich eine Resonanz entwickelt, vollkommen egal, ob der verantwortliche Künstler links, rechts, klug, reflektiert, moralisch, politisch interessiert oder ein Arschloch ist? Es wäre ja leicht, so zu tun, als würde ein bestimmter Song jegliche Bedeutung verlieren, sobald man etwa herausgefunden hat, dass der Interpret homophob ist oder eine rechtsliberale Partei unterstützt, aber dass, was da ursprünglich da war: diese Gefühlsregung, die geht ja nicht einfach weg, nur weil man herausgefunden hat, dass der dafür Verantwortliche niemand ist, mit dem man sich identifizieren möchte. Natürlich ist das noch eine zusätzliche Ebene, etwas gut zu finden und dann durch die Metaebene auch noch herauszufinden, dass hier jemand am Werk ist, mit dem man vielleicht sonst auch einige Gemeinsamkeiten hat, aber das ist eben nur EINE Ebene.
Auf jeden Fall gingen mir diese Überlegungen durch den Kopf, und dann bekam ich in der Kulturzeit einen gespenstischen Filmbeitrag geliefert, in dem David Lynch neben dem Vertreter einer ominösen Religionsgemeinschaft stand, um am Berliner Teufelsberg eine Universität zu gründen. Die Religionsgemeinschaft bezeichnet sich selbst als Esoterik-Organisation Transzendentale Meditation, und wer die Interviews mit Lynch zu "Inland Empire" gehört hat, ist vielleicht schon das eine oder andere über für Außenstehende nicht nachvollziehbare Äußerungen zur Inspiration des Filmes gestoßen. Jetzt ist das noch überhaupt nicht problematisch: kaum jemand hätte von David Lynch erwartet, keine überraschenden Seiten zu haben. Dann sieht man aber am Ende dieses Filmbeitrags folgendes:

Bei einem Auftritt in der Berliner Urania zusammen mit Lynch hat Raja
Emanuel Schiffgens offenbar das Publikum aufgefordert, »Unbesiegbares
Deutschland! Unbesiegbares Deutschland!« zu rufen.

Quelle: Die Zeit, 22.November 2007

Und der Regisseur steht daneben, ohne mit der Wimper zu zucken. Was tut man da? Hat das irgendwelche Auswirkungen darauf, wie man "Mulholland Drive" das nächste Mal sieht?
Inzwischen wurde natürlich schon wieder viel dementiert, klar gestellt, vereinfacht, über einen Kamm geschert, aber auch wenn das nichts daran ändert, welche Wirkung Filme von David Lynch haben, wird dieser Gedanke, diese Assoziation, jetzt auch noch zusätzlich mitschwingen.
Mehr:
Beschreibung und Video auf Nosedef
Und was hilft dagegen?

No comments: