1. Utopia
Eine Siedlung am Stadtrand, ein blau, das nicht verblasst, ein Ort, der nicht aussieht wie die Umgebung, der aussieht, wie kommunales Wohnen, und doch gänzlich verlassen, wo Menschen auf der Straße immer aussehen, als gehörten sie da nicht hin, als müssten sie wo anders sein, als hätten sie sich verlaufen wie die Frau, die fragte, wo denn da ein Christkindlmarkt sei und wo der Teich.
Es dauert hier drei Monate, bis eine neue Reihenhausanlage steht: ehe das Dach noch drauf ist, beginnt es zu regnen, zu schneien: dann das Dach, dann steht das Gebäude einige Monate leer, ohne geheizt zu werden, und die zukünftigen Mieter werden den Schimmel nie wieder los, aber Hauptsache Eigenheim mit Garten, Hauptsache im Grünen.
Man will darüber schreiben, aber leben will man dort bestimmt nicht.
Eine Siedlung am Stadtrand, ein blau, das nicht verblasst, ein Ort, der nicht aussieht wie die Umgebung, der aussieht, wie kommunales Wohnen, und doch gänzlich verlassen, wo Menschen auf der Straße immer aussehen, als gehörten sie da nicht hin, als müssten sie wo anders sein, als hätten sie sich verlaufen wie die Frau, die fragte, wo denn da ein Christkindlmarkt sei und wo der Teich.
Es dauert hier drei Monate, bis eine neue Reihenhausanlage steht: ehe das Dach noch drauf ist, beginnt es zu regnen, zu schneien: dann das Dach, dann steht das Gebäude einige Monate leer, ohne geheizt zu werden, und die zukünftigen Mieter werden den Schimmel nie wieder los, aber Hauptsache Eigenheim mit Garten, Hauptsache im Grünen.
Man will darüber schreiben, aber leben will man dort bestimmt nicht.
2. Tree
Dieser Ort, an dem man das erste Mal laufen ging, tausend Mal spazieren, einige Male gefeiert und halbherzig auf dem weitläufigen Spielplatz herumlungerte, bis man von jüngeren, aber schlagkräftigeren Peripheriekindern vertrieben wurde. Wie bereits gesagt: es sieht alles ein wenig ambitionierter aus, als es sich ausgezahlt hätte. Zum Beispiel ein riesiger Platz im Zentrum dieser neuartigen Siedlung: mit Spielplatz, einer Eisdiele, einem chinesischen Restaurant, einem Anker. Obwohl es im Zentrum liegt, findet man dort kaum einen Menschen, vor allem keine Gruppen, vor allem nicht genug, um diese Verlassenheit zu vertreiben, die über allem schwebt. Ein gescheitertes Projekt: Der Anker hat nur noch halbtags geöffnet, die Eisdiele ist zu verkaufen, der Second Hand Shop steht zum Verkauf frei, und die Verkehrsanbindung besteht auch nur bis 20:00, danach muss man anrufen, um ein Anrufsammeltaxi zu bekommen. Dystopie oder: wie man eine Utopie zu Grunde richtet.
3. Lake
Was aber trotzdem noch zutrifft: dass man bei einem Spaziergang die architektonischen Eigenheimideen der vergangenen dreißig Jahre versammelt sieht, über das Tiroler Berghaus bis zum kühlen Bungalow, der an den gleichnamigen Film von Ulrich Köhler erinnert, den man sofort in den heimischen DVD-Player werfen will (Spex-Abo-Prämie), um dieses Gefühl wieder aufzuwärmen, was der entscheidende Unterschied zwischen allein und einsam ist. Es gibt auch neuere Träume: Der Automobilmechaniker, der nur Privatauträge aus dem Ausland annimmt, hat sich dort einen modernen Block gebaut, der es in die Architekturbeilage des Spectrums schaffen könnte, wenn sich diese Menschen auch mal hier hin verirren würden.
Wo ist die Musik über diesen Ort? Wo sind die Filme, wo die Bücher?
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