Seit dem Erscheinen von "Rettet die Wale" hat sich die politische Situation in Österreich verändert. "Drum zieh ich die Schlüsse wenn ich Schlüssel seh" hat seitdem einen Buchstaben mehr, da die früher in Livekonzerten verwendete Version durch die Regierungsneubildung und Umbesetzung inzwischen Geschichte geworden ist. So wie seit dem Erscheinen von "Verlass die Stadt", dem zweiten Album von Eva Jantschitschs Kreation Gustav, die Große Koalition.
Kehren wir noch einmal Zurück zum Kampfwort des letzten Sommers, das keines sein wollte: Tocotronics Kapitulation. Es geht um die Situation und wie man auf sie reagiert, um Strategien gegen das System oder Strategien, im System ein kleines bisschen Glück zu finden. Die eine Variante läuft immer in Gefahr abgehalfterte Ideen, die schon längst an ihrer Simplifizierung oder ihrer Naivität gescheitert sind, wieder aufzuwärmen, da neue Ideen rar sind. Die andere riecht nach Feigheit, nach einer Auslöschung der eigenen Ideale.
"Rebelliere im Stillen / diskutiere banal. Wenn man Vieles verliert ist dir Vieles egal. Ich habe beschlossen, ich gehe konform. Ich stelle ich richtig, entspreche der Norm."
(Abgesang)
"Total Quality Woman" werden die Erwartungen des Neoliberalismus an das Individuum aufgezählt: Kreativ, mitfühlend, soziale Intelligenz, effektiv. Ansprüche, denen man sich entziehen muss? Die aber in Wirklichkeit überall sind, denen man nicht entkommen kann, egal ob das bearbeitete Feld die Wirtschaft oder die Kunst ist.
Manche dieser wunderbar handhabbaren Sätze, die man, wie auch schon bei Tocotronic zuvor, nur irgendwie noch ein wenig theoriereicher (deswegen aber nicht weniger schlagkräftig), an Wände schreiben möchte, sind vielleicht ein bisschen zu viel sind. Dass es beängstigend ist, wie eingängig das trotz seiner Komplexitität ist, wie leicht es Gustav scheinbar von der Hand geht, Sätze wie "Entsetzte Körper verhandeln ihre Position" zu schreiben. Dazwischen mitgedacht immer die Frage, wieviel Ironie darin steckt, was alles ernst gemeint ist (live noch viel schwieriger zu beantworten).
"Ich habe eine Sehnsucht / nach der nächsten Katastrophe / denn wenn wir gemeinsam leiden / fällt jedes Unbehagen ab."
(Alles renkt sich wieder ein)
In "Verlass die Stadt" geht es nicht um eine bestimmte Stadt, es geht um das Leben in der Gesellschaft, um realistische Arten, damit umzugehen, und utopische Vorstellungen, wie es besser sein könnte (oder wie erst aus dem Chaos vielleicht wieder ein lebenswerter Zustand erwachsen kann).
Lösungen sind weder einfach noch billig zu haben. Es kann immer nur Annäherungen und Versuche geben. "Verlass die Stadt" ist ein großartiges Album genau zum richtigen Zeitpunkt, vielleicht sogar besser als "Rettet die Wale", weil es um neue Erfahrungen ergänzt wurde.
Kehren wir noch einmal Zurück zum Kampfwort des letzten Sommers, das keines sein wollte: Tocotronics Kapitulation. Es geht um die Situation und wie man auf sie reagiert, um Strategien gegen das System oder Strategien, im System ein kleines bisschen Glück zu finden. Die eine Variante läuft immer in Gefahr abgehalfterte Ideen, die schon längst an ihrer Simplifizierung oder ihrer Naivität gescheitert sind, wieder aufzuwärmen, da neue Ideen rar sind. Die andere riecht nach Feigheit, nach einer Auslöschung der eigenen Ideale.
"Rebelliere im Stillen / diskutiere banal. Wenn man Vieles verliert ist dir Vieles egal. Ich habe beschlossen, ich gehe konform. Ich stelle ich richtig, entspreche der Norm."
(Abgesang)
"Total Quality Woman" werden die Erwartungen des Neoliberalismus an das Individuum aufgezählt: Kreativ, mitfühlend, soziale Intelligenz, effektiv. Ansprüche, denen man sich entziehen muss? Die aber in Wirklichkeit überall sind, denen man nicht entkommen kann, egal ob das bearbeitete Feld die Wirtschaft oder die Kunst ist.
Manche dieser wunderbar handhabbaren Sätze, die man, wie auch schon bei Tocotronic zuvor, nur irgendwie noch ein wenig theoriereicher (deswegen aber nicht weniger schlagkräftig), an Wände schreiben möchte, sind vielleicht ein bisschen zu viel sind. Dass es beängstigend ist, wie eingängig das trotz seiner Komplexitität ist, wie leicht es Gustav scheinbar von der Hand geht, Sätze wie "Entsetzte Körper verhandeln ihre Position" zu schreiben. Dazwischen mitgedacht immer die Frage, wieviel Ironie darin steckt, was alles ernst gemeint ist (live noch viel schwieriger zu beantworten).
"Ich habe eine Sehnsucht / nach der nächsten Katastrophe / denn wenn wir gemeinsam leiden / fällt jedes Unbehagen ab."
(Alles renkt sich wieder ein)
In "Verlass die Stadt" geht es nicht um eine bestimmte Stadt, es geht um das Leben in der Gesellschaft, um realistische Arten, damit umzugehen, und utopische Vorstellungen, wie es besser sein könnte (oder wie erst aus dem Chaos vielleicht wieder ein lebenswerter Zustand erwachsen kann).
Lösungen sind weder einfach noch billig zu haben. Es kann immer nur Annäherungen und Versuche geben. "Verlass die Stadt" ist ein großartiges Album genau zum richtigen Zeitpunkt, vielleicht sogar besser als "Rettet die Wale", weil es um neue Erfahrungen ergänzt wurde.
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