Sunday 23 November 2008

State by State - A Panoramic Portrait of America

Am Anfang der zweiten Seite über Idaho schreibt Anthony Doerr den besten Satz, um diese Kurzgeschichtensammlung zu verstehen:
"Nothing I will ever write could do this place justice."
Die amerikanische Eigenschaft, die Europäer nicht verstehen, weil sie ihnen zu abstrakt ist: the vastness. Dafür gibt es nicht einmal eine adequate Übersetzung. Weite, Vielfalt. Das Amerka gibt es nicht, auc wenn, wie in der Einleitung vermerkt, Popkultur und vor allem das Fernsehen dazu tendieren, die Unterschiede immer mehr zu verwischen.
Trotzdem sind die 50 beschriebenen Staaten geprägt von ihrer geographischen Lage, individueller Geschichte, demographischer und ökonomischer Situation. Die USA sind eine aus 50 einzelnen Staaten zusammengesetzte Nation, und wer ihre Geschichte kennt, weiß, dass diese Staaten schon vor der gemeinsamen Verfassung existiert haben und ihre Unterschiede gut etabliert sind.
"State by State" ist ein unheimlich ambitioniertes Projekt. Es versammelt Schriftsteller, bekannt und weniger bekannt, die über Bundesstaaten schreiben, die sie mehr oder weniger gut kennen. Manche waren bloß auf der Durchreise, andere haben dort zumindest ein paar Jahre ihres Lebens verbracht, die wenigstens schreiben über einen Staat, in dem sie eine permanente Heimat gefunden haben, in dem sie wirklich verwurzelt sind.
Denn zwei Bewegungen setzen sich durch: eine davoni macht die Schreibenden zu Nomaden in ihrem eigenen Land, denen die Mobilität im Blut liegt, die es gewohnt sind, woanders zu studieren, als sie zur Schule gegangen sind, woanders zu arbeiten, vielleicht sogar alle paar Jahre umzuziehen. Die andere Bewegung ist dramatischer und die Wurzel dieser Nation: Die unfreiwillige Zurückdrängung der nativen Bevökerung von Reservat zu Reservat (wie in dem Essay über Idaho), und die Bewegung süd- und mittelamerikanischer Einwanderer über die Grenze. In einigen der ESsay könnte man fast meinen, das Leiden der natives wäre den bewusst wahrnehmenden Schriftstellern wie eine Schuld, die es zu begleichen gilt, eingeschrieben.
"Every life here, no matter how sequested, no matter how impounded, is still informed by the land, for better or for worse. And that for me is what Idaho continues to be about, this territory, this state, this country, the stripe of the Milkyway printed across a velvet sky, and the silhuettes of mountains strobing in and out of view during lightning storms."
DIe Liebe zu der Weite des Himmels, selbst in den ärmsten und hoffnungslosesten Städten mit den höchsten Arbeitslosenraten - ist mitreißend, unverständlich vielleicht, aber eine Einsicht in das amerikanische Wesen, das sonst verschlossen bleibt.
Rick Moody schreibt eine Szene über den Verfall der Kernfamilie in den Siebziger Jahren, die "The Ice Storm" zu dem schockierenden Portrait der Gesellschaft gemacht hat, das vor allem der Film von Ang Lee geworden ist. Hier bersteht fast ein kausaler Zusammenhang zwischen dem kalten Klima der Ausweglosigkeit der middle class suburbs und dem zerstörerischen als Selbstbefreiungsschlag missverstandenen Betrug in Connecticut.
In "Illinois" von Dave Eggers geht es natürlich auch um Abraham Lincoln, the "tall thin man". Eine Nation, die auf den Idealen großer Männer errichtet wurde, egal ob die Realität mit den fantastischen Reden übereinstimmt oder nicht. Und, nicht vergessen - gerade eben wurde ein andere tall thin man aus Illinois zum Präsidenten gewählt, in den ähnliche Hoffnungen gesetzt werden, die Nation in einer schweren Zeit zu einen.
"Speaking of Barack Obama, he is of course an Illinoisian. He may have spent some time in Hawaii, but he is an Illinoisian in all ways that matter, and is heir to Linclon in more facts than one. Like Lincoln, he is thin. Like Lincoln, he can deliver a speech. Like Lincoln, he has a wry sense of humor and has the savvy to know when to use it. Like Lincoln, he inspires crowds with his oratory and feels at home around people, all people, all time."
Die Größe des Landes hat diese wunderbaren, größenwahnsinnigen Versuche angetrieben, die Komplexität zumindest in Fragmenten zu erfassen und für einige Generationen festzuhalten, vielleicht nicht so weit entfernt von Sufjan Stevens bisher aus zwei Einträgen bestehendem Versuch, über jeden der Staaten ein Album zu schreiben.
"The land, you have to admit, makes you sappy. The land makes you proud. You're a wuss for loving that land, land of Lincoln, or you do. But you do."
Einige dieser Essays sind präzise Annäherungen an Menschen, die als Migranten (im 20. Jahrhundert) in dieses Land gekommen sind und mehr als die, die ein Jahrhundert vorher gekommen sind, sich immer noch an ihrer kulturellen "baggage" abbarbeiten (zum Beispiel Susan Choi über ihren Vater in "Indiana). Das Versprechen des geschichtslosen Landes, das jedem einen Neuanfang ermöglicht, zerbricht an komplexer menschlicher Psychologie und dem Bedürfnis nach Wurzeln, auch wenn diese Konflikte mit sich bringen.
Das Land wurde nicht nur den natives, sondern auch der Natur selbst abgerungen. Die Entstehung der USA ist gleichzeitig auch eine Zurichtung der Landschaft nach den Bedürfnissen der Sielder. Minnesota wird trockengelegt, die Bewohner Nebraskas kämpfen gegen die Stürme Alexander Payne, Regissuer von "Election" und "Citizen Ruth", in "Nebraska":
"Nebraska was described by explorer Stephen Long in the 1820s as 'wholly unfit for cultiviation and uninhabitable by a people depnding upon agriculture for their substistence', but it was beaten into subimssion [...] by austere, frank, no-nosense, stern, practical people."

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