Thursday 27 August 2009

The Middleman - Zweiter Anlauf zur Begeisterungsvermittlung

"The Middleman" war ursprünglich ein Comicbuch von Javier Grillo-Marxuach, der seine eigene Serie auch für ABC Family adaptiert hat. Sie lief 2008 für 12 Folgen und wurde danach wegen fehlender Quoten abgesetzt. In einem Review der DVD-Veröffentlichung meint PopMatters zur Serie :
"Sometimes its cleverness gets the best of it, but The Middleman’s mix of cynicism, innocence, and quirk makes for a hugely enjoyable and original show. ABC Family always seemed like an odd fit for such an unusual series, and perhaps on a different network it would have found a more appropriate audience. But The Middleman was just offbeat enough to probably always be a cult series. "
Jetzt zum Inhalt. Wendy Watson (Natalie Morales) arbeitet nach einem abgeschlossenen Kunststudium als Temp in einem Bio-Tech-Unternehmen, als etwas furchtbar schief geht. Da sie auf die Monsterattacke überraschend gelassen und souverän reagiert, wird sie für eine geheime Organisation rekrutiert, die nur aus dem Middleman (Matt Keeslar) und einem Androiden namens Ida (Mary Pat Gleason) besteht. Der Arbeitgeber der beiden ist so geheim, dass sie ihn nur O2STK nennen (Organisation too secret to know). Die beiden jagen zusammen alles Außergewöhnliche, dessen Existenz die Regierung der Vereinigten Staaten sonst leugnen würde (von Aliens über Geister bis zu Bösewichten aus Paralleluniversen).
Die beiden Hauptcharaktere sind so unterschiedlich wie möglich: Der Middleman scheint aus einem anderen Jahrhundert zu kommen. Er trinkt Milch (bloß kein Koffein oder gar Alkohol!), verwendet keine Schimpfwörter ("Profanity cheapens the soul and weakens the mind"). Wendy ist dagegen ist ein zynischer Nerd, der mit beiden Beinen fest am Boden steht, ungefähr so, wie man sich Jane Lane aus "Daria" nach ihrem Collegeabschluss vorstellen würde.
Damit unterscheidet sich "The Middleman" schon einmal grundsätzlich von den Serien, nach denen sich das im ersten Moment anhört. Sie ist lustig, ohne deswegen oberflächlich oder einfach gestrickt zu sein (also nicht "Fringe" mit dem mystischen Ballast), und die ausgedachten Szeniarien sind dermaßen over-the-top, dass man sich gänzlich auf dieses Universum einlassen kann, ohne ständig erwartungsvoll auf die große Parallele zur Realität zu warten (also nicht "Warehouse 13", das beim Umgang mit Technologie als eher steampunk als klinisch-glatt zumindest stilistisch nahe an "The Middleman" dran ist). Die Idee, zwei gegensätzliche Charaktere zur Zusammenarbeit zu zwingen, ist alt, aber hier ist das Zusammenspiel irgendwie ergiebiger als bei den sonst üblichen believer/skeptic-Szenarien, die sich seit "The X-Files" eingespielt haben. Die beiden sind nicht nur verschiedenen in ihrer Herangehensweise an Probleme, in ihrem Umgang mit Verantwortung, sondern sie kommen scheinbar aus vollkommen verschiedenen Welten: Wendy zwar aus der richtigen, die aber angereichert mit Zombiefilmen und Computerspielen ist (ganz zu schweigen von ihrem roomate Lacey, die hauptberuflich Aktionskünstlerin gegen alles mögliche ist), und der Middleman aus einer scheinbar isolierten, in der das Aufrechterhalten von veraltet erscheinen Werten ohne einen entsprechenden religiösen oder fanatischen Konservatismus wirklich zu Ergebnissen führt, solange es nur mit Wendies Kreativität verbunden ist.
Kurz gesagt: "The Middleman" ist viel näher an den frühen Staffeln der wiederbelebten "Doctor Who"-Serie als an den oben genannten Parallelen, die vielleicht zuerst in den Sinn kommen. Ohne krampfhaft ernsthaft sein zu müssen, geht es im Hintergrund um den Wert von Freundschaft, wie gegensätzliche Menschen zusammenarbeiten, und es braucht nicht einmal die 45 Minuten der ersten Folge, um die Charaktere lieb zu gewinnen (ohne dass ihre Liebenswürdigkeit irgendwie aufgedrängt werden würde). Daneben gibt es einen Überfluss an popkulturellen Zitaten, ohne dass die Serie mit diesen gesammelten Artefakten angeben würde: aber sie ist eben für Menschen gemacht, die sich in dieser Welt zurechtfinden, statt sich bloß ab und zu mit einem Augenzwinkern an diese komischen Leute, die auch dazugehören wollen, anzubiedern (ähem, Summer Glau in "The Big Bang Theory", ähem.)

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