Tuesday 1 September 2009

The State I Am In Part VI - Godly Intervention

Vor etwa fünf Monate, als die letzte Folge von "Battlestar Galactica" (abgesehen von dem Special "The Plan", der nächsten Oktober laufen wird) ausgestrahlt wurde, fühlte ich mich an das Finale von "Deep Space Nine" erinnert. Ronald D. Moore, der Kopf hinter der neuen Version von "Battlestar Galactica" (das nur noch vage an das campy Original aus den 1970ern erinnert), war als Ausführender Produzent und Drehbuchautor an der dritten Star Trek Serie beteiligt, auch wenn der Zweiteiler "What You Leave Behind" von Ira Steven Behr und Hans Beimler geschrieben wurde.
"Star Trek: Deep Space Nine" ist innerhalb des ursprünglich von Gene Roddenberry in die Welt geschriebenen Universums eine merkwürdige Ausnahme. Sie war die erste Star Trek-Serie, die eher den modernen Serien dieser Jahre entspricht - in dem nicht jede Folge eine abgeschlossene Handlung erzählt wird, sondern komplexe Konflikte und Mythologien aufgebaut werden, denen man nicht mehr folgen kann, wenn man eine Woche aussetzt. Wo die Vorgängerserie noch relativ nahe am Original war und als Procedural abhandelte, wie eine Federation-Crew auf einer Erkundungsmission jede Woche mit einer neuen Situation konfrontiert wird, die dann auch mit den vereinten Mitteln (durch Kooperation und moralische Autorität) gelöst wird, entwickelte sich auf der Raumstation Deep Space Nine in sieben Jahre eine komplexe Situation, in der es um den Freiheitskampf eines Volks, religiösen Extremismus und die Politik der Föderation und des militärischen Zweigs der Starfleet ging. Zugegebenermaßen entwickelte sich diese Dichte erst im Laufe der vierten Staffel und das, was davor war, ist lediglich in Fragmenten relevant für den späteren Ablauf, aber die sechste und siebte Staffel gehören zu den Pionierdronen eines neuen Fernsehzeitalters, das seinen Zusehern viel abverlangt.
Aber zurück zum Anfang: ich fühlte mich im Finale von "Battlestar Galactica" an "Deep Space Nine" erinnert, weil die Auflösung des Konflikts sich ähnlich auf die vorher aufgebauten religiösen Elemente konzentrierte, was für eine Star Trek-Serie außergewöhnlich ist, in der Religionsonst zwar individuelle Relevanz hatte (etwa bei den bajoranischen Maquiskämpfern auf der Voyager), aber niemals als politisch entscheidend behandelt wurde.
Die Grundprämisse der Serie: nach der jahrelangen Unterdrückung der relgiösen Bajoraner durch die kriegerischen und brutal rationalen Cardassianer wird eine nahe Bajor liegende Raumstation unter die Verwaltung der Föderation gestellt, um den Wiederaufbauprozess der Bajoraner zu überwachen. Die brutale Besetzung durch die Cardassianer war verbunden mit Arbeitslagern und Folter, und der Konflikt ist ungelöst, und Bajor erst am Anfang einer neuen politischen Ordnung. Commander Benjamin Sisko (Avery Brooks), der seine Ehefrau in einem Angriff der Borg verloren hat, erhällt das Kommando über die Station, und bekommt einen bajoranischen ersten Offizier zur Seite gestellt - und Major Kira Nerys (Nana Visitor), eine ehemalige Widerstandskämpferin, ist weit davon entfernt, mit Begeisterung zu kooperieren. Das ist schon das erste außergewöhnliche Element der Serie - wo die beiden Vorgänger immer aus der moralisch überlegenen und als Ideal angenommenen Perspektive der Föderation erzählt haben, wird hier die Möglichkeit eingeführt, dass es immer auch andere Seiten gibt, die ebenso ein Recht haben, ihre Geschichte aus ihrer Perspektive zu erzählen. Diese zwei Elemente werden kunstvoll eingeführt, als die bis jetzt politisch und militärisch irrelevanten Station in die unmittelbare Nähe eines neuentdeckten Wurmlochs bewegt wird. Dieses hat für die Bajoraner eine tiefreligiöse Bedeutung, da sie es als eine Art "Himmel" für ihre Götter, die Wurmlochwesen, ansehen - und für die Föderation eine militärische Bedeutung als shortcut in den bisher mehr oder weniger unentdeckten Gamma Quadranten. Aus dieser, hier erstmals auch als potentiell imperialistisch oder zumindest hegemonischen Handlungsweise der Föderation wird im Laufe der dritten und vierten Staffel ein Krieg, als die forschenden Föderationsschiffe, allen voran die USS Defiant, die der Besatzung von DS9 Handlungsspielraum gibt, in das Einflussgebiet des kriegerischen Dominions geraten. Diese shapeshifter, die mit Hilfe der genetisch gezüchteten (und wegen eines eingebettenen Mangels von ihren "Foundern" abhängigen) Kriegerrasse der Jem Hadar viele Völker des Gammaquadranten brutal unterworfen haben.
Inmitten dieses Konflikts wird Deep Space Nine zum entscheidenden Ort, der quasi direkt an der Grenze liegt. Sisko spielt hier eine Doppelrolle, sowohl als Commander des kriegsentscheidenden "Forts" als auch als Abgesandter für die Bajoraner, die ihn als Botschafter zwischen ihnen und den gottähnlichen Wurmlochwesen ansehen. In einem Universum, in dem es die verschiedensten Alienvölker gibt, sind die Wurmlochwesen nur eine weitere, besonders mächtige Ausformung, da sie außerhalb der Zeit leben. Wo das Dominion das böse Gegenstück zur Föderation wird (die hier als potentiell schwach dargestellt wird, da sie bereits von einigen shapeshiftern unterwandert wurde), wird der entscheidende Handlungsstrang auf dem Weg zum Finale der religöse Konflikt auf Bajor, als sich deren religiöse (und damit auch politische) Führerin, Kai Winn (Louise Fletcher) für eine Art des religiösen Extremismus entscheidet, der sich den "bösen" Pah-Wraiths zuwendet, die eine Art Negativbild der guten Propheten bzw. Wurmlochwesen sind. Ein anderer religiöser Extremist, der ehemalige hohe cardassianische Offizier Gul Dukat (Marc Alaimo) folgt dem gleichen Glauben, der absolute Macht verspricht.
Der Konflikt zwischen Cylons und den verblieben Menschen wurde im Laufe von "Battlestar Galactica" immer mehr auch zu einer Konfrontation zweier grundsätzlich verschiedener Weltanschauungen: während die Menschen an einen Götterpantheon glaubten, folgte (zumindest eine Fraktion) der Cylons einem strikten Monotheismus, der schließlich in der Form von Gaius Baltar als bärtigen und anfangs unwilligen Propheten auch Einzug in die menschliche Welt fand. Dass ausgerechnet dieses Element der Serie schließlich das entscheidende sein würde, nicht die politische Frage, wie sich die verbleibenden Menschen organisieren würden, oder die grundsätzliche, was überhaupt ausschlaggebend ist für Individualität, und Menschlichkeit während zumindest einige Cylons damit beschäftigt waren, zu beweisen, dass sie mehr sind als nur Maschinen, war überraschend - und für mich ein wenig enttäuschend, da die Vorstellung, dass dieser fünfjährige Kampf letztendlich nichts weiter war, als die Beschäftigung eines gelangweilten Gotts, der seine Kreaturen immer wieder testet, ob sie schließlich doch noch einen Weg aus dem Labyrinth finden (und dessen beide "Engel" immer wieder dabei zusehen, wie sich die Geschichte wiederholt - "what happened before, will happen again"). Eine Serie, die zuvor so viel Wert darauf gelegt hatte, die Verbindungen zwischen individuellem Background und politischen Entscheidungen darzustellen, stellte plötzlich die These auf, dass all diese Entscheidungen im Endeffekt oder als großes Ganzes gänzlich irrelevant waren, da sich die menschliche (und die cylonische) Natur niemals austricksen lassen, und der freie Wille im Endergebnis nicht mehr zu erkennen ist.
Bei "Deep Space Nine" geschieht ähnliches. Der finale Konflikt zwischen Föderation, die sich unter anderem mit alten Feidden, den Romulanern und dem Klingonischen Reich, verbündet hat, und dem Dominion, das sich zuerst mit den Cardassianern verbündet und diese dann als kleine, irrelevante Kolonie unterworfen hat, entscheidet sich schließlich auf der religiösen Ebene. Sisko ist nicht als militärischer Kommandant das entscheidende Element, sondern in seiner Rolle als abgesandter der Propheten, in die er in den vergangenen Staffeln nur unwillig (und anfangs noch sehr skeptisch) hineingewachsen ist. Die Föderation siegt, auch wenn sie eigentlich während des Kriegs auf fragwürdige Mittel zurückgegriffen hat, die für eine Organisation, die eigentlich der "beacon of hope" des ganzen Universums sein sollte, ungewöhnlich waren (ein versuchter Genozid an den Formwandlern, der schließlich durch eine tapfere individuelle Entscheidung abgewandt wird, nicht durch eine Läuterung der Föderation oder des Geheimdiensts). Umso bitterer, dass all diese neuen Perspektiven später nicht wieder aufgegriffen wurden, und sich das Star Trek Franchise inzwischen auf die "Wurzeln" zurückbesonnen hat, auf die "Frontier"-Anfängertage, statt auf die viel interessanteren und komplexeren Geschichten, die am Höhepunkt der Ausbreitung einer hegemonialen Macht erzählt werden könnten.

"Battlestar Galactica", 2003-2009, created by Ron D. Moore, featuring Edward James Olmos, Mary O'Donnell, Katee Sackhoff, Jamie Bamber, James Callis, Michael Hogan, Aaron Douglas, Tricia Helfer, Grace Park, Tahmoh Penikett, Alessandro Juliani, Michael Trucco, Kandyse McClure, Nicki Clyne.

"Star Trek: Deep Space Nine", 1993-1999, created by Rick Berman and Michael Piller, featuring Avery Brooks, Nana Visitor, Rene Auberjonois, Michael Dorn, Alexander Siddig, Colm Meaney, Terry Farrell, Nicole de Boer, Armin Shimerman, Mark Allen Shepherd, Cirroc Lofton, Andrew Robinson, Aron Eisenberg, Max Grodénchik, Marc Alaimo, Jeffrey Combs, J.G. Hertzler, Casey Biggs, Rosalind Chao, Chase Masterson, Penny Johnson, Salome Jens, Louise Fletcher.

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