Wednesday 23 September 2009

Heroes - Leave Childish Things Behind.

Spoilers for all previous seasons and the season four premier of "Heroes".


"Heroes", das große Sorgenkind. Eine gute erste Staffel, eine furchtbare zweite Staffel (auf die Frage, ob die durch "Epitaph One" aufgeworfene Zeitebene bei der zweiten Staffel "Dollhouse" zu kompliziert sein könnte, antwortete Joss Whedon "I think as long as we don’t send anyone to feudal Japan, we’ll be ok."), eine dritte Staffel, der konfus und ziellos begann, und erst in den letzten Paar Folgen zu alter Stärke zurück fand. Das Finale der Staffel hatte sogar einige Ansätze, großartig zu sein: Nachdem Sylar die Fähigkeit zum Formwandeln absorbiert und Nathan Petrelli getötet hatte, entschieden Angela und Co, mit Matt Parkmans Hilfe Sylar so zu manipulieren, dass er alle Erinnerungen an seine Identität verlieren, Nathans Form annehmen und schließlich dessen Platz perfekt einnehmen würde. In einer unheimlichen letzten Szene wurden die Grundlagen für spätere Katastrophen gelegt: Nathan Petrelli hat trotz Parkmans Intervention Sylars Fähigkeit, die Mechanik von Uhren zu verstehen, was in der Argumentation von "Heroes" die Quelle seiner Obsession für Kräfte und Macht an sich war.

Am Beginn der vierten Staffel versuchen die Charaktere, ihr Leben wieder aufzubauen und sich selbst neu zu erfinden. Nathan stößt immer wieder auf Widersprüche und entdeckt schließlich, dass er Kräfte hat - aber seine Mutter, Angela, tut seine Identitätssuche ("I'm gonna be a better man") als Midlife-Crisis ab ("you go out and you get yourself a big expensive sports car and a younger woman with questionable morals") - wohlwissend, welche Gefahr von Nathan ausgehen könnte, wenn er wirklich sein wahres Ich wiederentdeckt. Hiro und Ando versuchen mit Hiros Erbe, Heldentum mit Geldverdienen zu verbinden, und scheitern an beidem - sie verschwenden das Geld, und ihre Heldentaten beschränken sich darin, eine Katze von einem Dach zu retten, und selbst das geht beinahe schief. Peter hat sich von seiner Außenwelt isoliert und ist davon besessen, für die Sünden aller, die Kräfte haben und sie selbstsüchtig nützen, zu büßen, in dem er als Paramedic Menschen rastlos Menschen rettet, ohne dabei jemals eine wirkliche Verbindung zu ihnen aufzubauen. Matt Parkman lebt wieder mit seiner Frau und Little Matt zusammen, und ist auf "Entzug", da er seine Kräfte, andere Menschen zu manipulieren, inzwischen als Sucht wahrnimmt - und der kleine böse Engel, der im zuflüstert, Böses zu tun, trägt ein altbekanntes Gesicht. Mr Bennett arbeitet wieder für die Company, und wird von einer rachsüchtigen Tracy Strauss gejagt, die aus irgendwelchen Gründen unverwundbar ist, und damit die Rige der "tragically invincible" um ein weiteres Mitglied ergänzt. Und Claire? Claire ist jetzt dort, wo man sich wortwörtlich neu erfindet: sie hat ihren alten, richtigen Namen wiederangenommen und beginnt ihr erstes Semester am College.

Zu erklären, warum diese ersten beiden Folgen (das passend betitelte "Orientation" und "Jump, Push, Fall") so gut funktionieren, ist schwierig. Erstmal hat sich die Erzählweise geändert: statt sich auf Mohinder Suresh zu verlassen, der den Zusehern erklärte, was der rote Faden der Folge war, wird es endlich der Intelligenz des Publikums überlassen, diesen Faden selbst zu finden. In der Konstruktion von "Heroes" als tabula rasa, unter dem Titel "Redemption", ist dies nicht schwer. Die Idee des Neubeginns, der Neudefinition, und der Suche nach Vergebung, ist in diesen beiden Folgen allgegenwärtig. Während Noah, Peter, Nathan , Matt und Angela nach Vergebung suchen und gleichzeitig mit der Angst kämpfen, dass aus Nathan wieder Sylar werden könnte (und Matt schließlich über seine eigene Eifersucht stolpert und wieder in alte Muster zurückverfällt, wo gerade er über die Fähigkeit verfügt, die am wahrscheinlichsten korrumpiert), will sich Tracy für das Unrecht rächen, das ihr von der company angetan wurde (und findet wenigstens ein kleines Stückchen Menschlichkeit durch Noah wieder). Hiro leidet trotz all der Dinge, die geschehen sind, immer noch an seinen alten Fehlern: er hat nicht verstanden, dass es Teil des Heldentums ist, nicht ständig Lob und Anerkennung für die eigenen guten Taten zu erwarten, sondern sie selbstlos und ohne Gegenleistung zu erbringen. Und natürlich weiß er immer noch, dass er früher oder später an seinen Fähigkeiten sterben wird. Aber erstaunlicherweise schafft es ausgerechnet Claire Bennett, einen unerwartet guten Start in eine neue Staffel hinzulegen. Hayden Panettieres Claire hatte die letzten Staffeln immer einen schweren Stand als einziger Teenager, der mit einer Mischung aus Eigensinn, Unselbstständigkeit oder dem Erkennen der eigenen Fähigkeiten als Verpflichtung, der Suche nach der eigenen Identität durch Abgrenzung, immer zwischen Wut und Weinerlichkeit, ab und zu eher nervte als interessierte. Hier ist sie erstmal verloren (in einer Folge, die passenderweise "Orientation" heißt, ist sie der einzige Charakter, der in eine vollkommen neue Umgebung geworfen wird), als sie mit einem kleinen Karton mit den wenigen wichtigen Gegenständen, die sie über die letzten turbulenten Jahre ansammeln konnte (ein paar schmutzige Stofftiere, eine cheerleading trophy), in ihr Zimmer kommt, und auf ihre neue Mitbewohnerin trifft (die "unheimlichen" Mitbewohner haben eine gute Tradition, siehe "Buffy") - die ihre Hälfte des Raumes bereits perfektionistisch dekoriert hat und einen Plan für die nächsten 50 Jahre ihres Lebens hat. Ihr erstes Gespräch zeigt, wie fehl am Platz sich Claire dort fühlen muss. Sie erklärt, dass sie weder Pläne für die Zukunft hat, und noch dazu nicht mit einem perfekten Highschool-Abschluss, sondern mit GEDs ins College gekommen ist (Anne, die Mitbewohnerin, vermutet, dass ihr bei der Regierung beschäftigter Vater dafür verantwortlich ist). Als sie Claire fragt "don't you think it's time to leave these childish things behind?", hat man regelrecht Mitleid mit der ehemaligen Cheerleaderin, die peinlich berührt versucht, ihre Stofftiere auf ihrer kahlen Seite des Zimmers zu verbergen. Claire bekommt einen Einblick in das, was ihr hier vielleicht noch bevorstehen könnte: Von Fremden falsch eingeschätzt zu werden und keine kohärente Geschichte von sich selbst erzählen zu können, und damit immer außen stehen zu müssen.
Statt deswegen aufzugeben, übernimmt sie die Initiative. Sie verlässt einen Test, der sie in eine fortgeschrittenen Algebraklasse gebracht hätte, und trifft jemanden, mit dem sie sich auf Anhieb gut versteht (wie das am College so ist: man trifft viele Menschen, mit denen man nichts gemeinsam hat, und fühlt sich dann wahnsinnig glücklich, wenn doch ein paar dabei sind, denen man sich verbunden fühlt). Anne findet sie noch in der selben Nacht tot unter ihrem Fenster, und sie beschließt, gemeinsam mit der neugefundenen Freundin, Gretchen (Madeline Zima aus "Die Nanny", all growed up) zu beweisen, dass dies kein Selbstmord war. Zufälligerweise und unfreiwillig gibt sie dann noch das letzte Geheimnis preis, als sie in der Nacht, um zu beweisen, dass die Position der Toten eher auf ein Gestoßenwerden als einen Sturz hinweist (was es nicht tut), selbst auf altbewährte Weise aus dem Fenster springt - und während sie sich wieder zusammenbastelt, von Gretchen beobachtet wird. Ob Ehrlichkeit wirklich der beste Weg für sie sein wird, werden die nächsten Folgen zeigen, aber zumindest dieser Handlungsstrang der neuen Staffel wurde gut begonnen. Wo die anderen hinführen (Hiros neue Mission, die Fehler seiner Vergangenheit auszubessern, die geheimnisvolle Gruppe an Carnevalfreaks, die einen eigenen Plan verfolgen, die Frage, ob Sylar wirklich langfristig besiegt werden konnte, welchen Weg Tracy Strauss gehen wird), wird sich noch zeigen, aber der Beginn macht Hoffnung.

"Heroes - Season Four", Montag, mit Jack Coleman, Greg Grunberg, Masi Oka, James Kyson Lee, Hayden Panettiere, Adrian Pasdar, Christine Rose, Milo Ventimiglia, Zachary Quinto, Madeline Zima, Rachel Melvin.

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