Wednesday 14 October 2009

Heroes – I’m not stalking you! OK, maybe I’m a little bit stalking you.

Heroes Season Four Episode Five: Hysterical Blindness.

Wenn das übergeordnete Thema der vierten Staffel (und des fünften Kapitels “Redemption”) die Idee eines Neuanfangs, einer neuen Identität, ist, dann stellt der Anfang von “Hysterical Blindness” die konsequenteste und bildhafteste Umsetzung dieser Idee dar. Sylar (bzw. Gabriel Gray), nicht Nathan, gräbt sich seinen Weg aus dem Grab im Walde, in dem er wegen der Sünden Nathans und der Rachsüchtigkeit einer Mutter gelandet ist. Dann wankt er, wie ein Zombie, die Landstraße entlang, und wird ausgerechnet von der Polizei aufgelesen.
Der Carnival ist dabei das Zerrbild der Petrelli-Familie: eine eingeschworene Gemeinde, nicht durch Blut zusammengehalten, sondern durch ihre gemeinsamen Fähigkeiten, und der patras familias, Samuel, ist darauf bedacht, diese Einheit aufrecht zu erhalten, und fehlende Mitglieder zu ersetzen. Diese Agenda hat sich bereits in „Ink“ abgezeichnet, als er Peter kontaktierte – und die spannende Geschichte ist ja, dass die sich neu orientierenden Helden, die alle ein wenig an Halt verloren haben (was natürlich auch auf Noah, den Mann ohne Fähigkeiten, zu trifft), eine leichte Angrifffläche bieten. Aber dazu später.
Eine zweite Idee, die diese Staffel bis jetzt geschickt durch exerziert hat, ist, dass alte Beziehungen nicht mehr so funktionieren wie früher, und die Versuche, an altes wiederanzuschließen, schiefgehen. Nathan gerät bei der Suche nach seiner Vergangenheit in die missliche Lage, ausgerechnet auf die eine dunkle Sache in seiner Vergangenheit zu stoßen, die ihm nicht verziehen worden ist, und das löscht ihn aus, und lässt Sylar wieder an die Oberfläche kommen. Angela ist von beiden Söhnen entfremdet, und in dieser Folge wird schmerzhaft klar, dass die alles überragende Sorge um Nathan sie blind gegenüber ihrem anderen Sohn macht, der versucht, nach Monaten der Isolation wieder Kontakt zu anderen Menschen aufzugreifen (ein Rat, den er ja in „Ink“ Samuel gegeben hat, der ihn ein wenig zu wörtlich genommen hat und Chaos und Zerstörung über das Haus seiner Kindheit gebracht hat). Matt muss einsehen, dass er mit dem Mini-Sylar in seinem Kopf nicht mehr der alte, gute Cop sein kann, der auch ohne seine Fähigkeiten zurechtkommt. Und Tracy Strauss versagte in der letzten Folge, „Acceptance“ gänzlich darin, zu ihren „evil ways“ als Lobbyistin zurückzukehren, weil die Veränderungen, die sie miteinbringen will, von dem bösen Gouverneur nicht ernstgenommen werden. Der Neubeginn ist in vielen Fällen keine Wahl, sondern wird diesen Charakteren aufgezwungen – etwa Hiro, der sich damit abfinden muss, dass ihn seine Fähigkeiten wortwörtlich umbringen.

„Hysterical Blindness“ hat vier Handlungssträge, die alle von Samuels zusammengehalten werden, der einen freien Platz an seinem Tisch füllen will. Peter, der nach einem Zusammentreffen mit Angela Petrelli enttäuscht ist, beginnt eine langsame Beziehung mit einem neuen Charakter, Emma (Deanne Bray), deren Fähigkeit darin besteht, Geräusche sehen zu können (sie ist taub). Dabei treffen zwei Charaktere zusammen, die sich von der Außenwelt isololiert haben und erst über die gemeinsamen Kräfte zusammenfinden (als Peter ihre, unfreiwillig, nach einer Berührung absorbiert). Peter endlich aus den verworrenen Familienintrigen der Petrellis zu befreien und ihn zu einem selbstständigen Charakter zu machen ist eine gute Entwicklung für die Serie, die hoffentlich weiterverfolgt wird.
Sylar entpuppt sich als Mann ohne Erinnerung, als neu in die Welt geworfener, der keine Ahnung von seinen Kräften oder seiner Identität hat (die kommende Folge heißt passenderweise „Tabula Rasa“, der ultimative Neubeginn). Von einem Polizisten in die Ecke gedrängt, kommen diese aber schnell wieder ans Tageslicht, auch wenn der Name, mit dem er konfrontiert wird, ihm immer noch fremd erscheint – er ist nicht Gabriel Gray, dazu ist Nathans Identität zu tief verankert, aber jetzt trägt er das Gesicht des gesuchten Mörders und ist damit ein Flüchtender, ein Ausgestoßener.
Claire ist in der neuen Situation des Collegelebens entscheidend glücklicher.
„Me. In College, in a dining hall with my new college roommate and no snipers shooting at me, no serial killers hunting me, it’s a refreshing change of pace. I have been chasing normal life forever, and I finally got it.”
Sie wird auf ein sorority-Treffen eingeladen (passenderweise eine Sekunde nachdem sie „I can be anyone“ sagt), nimmt zu Gretchens Leidwesen an (die besorgt ist, dass sich die ehemalige Cheerleaderin in „Stepford Claire“ verwandeln wird). Der Aufbau der Folge liefert denen, die schon seit der ersten Folge den Verdacht hatten, Gretchen sei eine Psychokillerin (denn wer kann schon ehrlich so socially awkward und „edgy“ sein?), genug neues Material: erstmal ist diese sehr unglücklich darüber dass Claire ihren social circle über sie hinaus erweitern will, dann findet Claire noch durch ein zufälligerweise herunterfallendes Buch in der search history auf Gretchens Laptop ihre eigene Geschichte wieder, obsessiv resarched, bei einem „sorority girl speed dating“ (wo Claires Antworten hilarious sind, schließlich HAT sie einfach keine konsistente Story, die sie von sich selbst erzählen kann) redet Gretchen über sie statt über sich selbst („I get nervous talking about myself. You’re just more interesting“ – aww), und schließlich entgeht sie noch knapp einem herunterfallendem Banner, der ihre Superkräfte enthüllt hätte, wenn sie nicht rechtzeitig ausgewichen wäre. In kurz: Claire wird ihre neue Freundin immer unheimlicher, während diese nicht versteht, warum sie ihr plötzlich mit Distanz begegnet.
Das Finale bringt dann zwei Twists: erstens gesteht Gretchen, dass sie in Claire verliebt ist („I have a crush, I am crushing on you“ und wird, nachdem sie den Mut dazu aufgebracht hat, sie zu küssen, von singenden und kerzentragenden Sorority Girls in die Verbindung eingeführt, talking about bad timing), zweitens ist nicht die merkwürdige ungeschickte neue Freundin die Gefahrenquelle, sondern die absolut unauffällige, normale, freundliche und sozial kompetente Vorsitzende der Schwesternschaft (or however that is called), gespielt von der „Veronica Mars“-Alumna Tessa Thompson, die Samuels Verbindungsfrau am College ist und seit Claires Ankunft alles versucht hat, diese zu isolieren (sie ist für Annies Tod verantwortlich, für das herunterfallende Buch, das Claires Misstrauen gewecket hat, für den Anschlag auf Claire selbst). Also ist Gretchen, egal wie die Geschichte mit Claire weitergeht, zumindest aus dem Verdacht entlassen, Böses zu planen (und Madeline Zima spielt sie sowieso, als wäre sie die verkörperte Unschuld und Liebenswürdigkeit, neben der ganzen weirdness) – aber als neue Zielscheibe wird sie wahrscheinlich kein gutes Ende nehmen.
Aber derjenige, der am Ende an Samuels Tisch sitzt, ist nicht Peter, nicht Claire, sondern Sylar – der das Ausmaß seiner Kräfte noch nicht verstanden hat, aber wohl kurz davor ist, wieder zu einer sehr großen Gefahr zu werden. Yay.
Bis jetzt funktioniert nicht nur die Neudefinition der Charakter, sondern auch die Umwandlung der Serie selbst ziemlich gut.

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