Saturday 3 October 2009

Jennifer's Body

Irgendwie war der Ausgangspunkt für dieses Review ein Zustand kompletter Enttäuschung, bis ich bgegann, über den Titel nachzudenken. Megan Fox spielt Jennifer, das Mädchen, das wir aus all diesen Highschool-Filmen kennen: die Queen Bee, die Cheerleaderin, die im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Diablo Cody bricht im Script mit den Konventionen des Genres, in dem sie dieses Mädchen aus der Perspektive ihrer Freundin beschreibt - die trägt den passenden Spitznamen "Needy" (Amanda Seyfried), und folgt ihrer besten Freundin auf Schritt und Tritt (und wird gleich in den ersten paar Minuten des Filmes darauf aufmerksam gemacht, dass sie den Eindruck erweckt, als wäre sie in ihre beste Freundin mehr verliebt, als in ihren treuen Freund, Chip).
In Interviews zum Film erwähnte Cody, dass es irgendwie um diese intensive Beziehung zwischen besten Freundinnen in der High School ginge, und was passiert, wenn eine der beiden sich plötzlich in ein böses Monster verwandelt. Dabei ist das noch ein gutes Konzept, das leider in seiner Ausführung vollkommen schiefgeht, bzw. verloren geht, weil der Film zwischen Teenie-Horrorfilmkonventionen und der ironischen Umkehrung ebendieser manövriert.
Erstmal scheitert der Film an der Entscheidung, um was es hier überhaupt gehen soll. Für einen Teenie-Slasherfilm sind die Szenen, in denen Jennifer ihre Lebensenergie wieder auflädt, indem sie männliche Highschool-Kids verspeist, zu irritierend, um wirklich zu funktionieren. Falls das eine Konstruktion einer Unabhängigkeitserklärung sein soll, in der Needy erkennt, dass ihre beste Freundin sie immer bloß benutzt, ihre eigene Faszination für eigene Zwecke missbraucht, so scheitert der Film an der fehlenden Psychologisierung der Beziehung der beiden Mädchen - Die Rückblenden auf glücklichere Kindertage (in denen Needy aufopferungsvoll eine Wunde aussaugt, um eine Infektion zu vermeiden), reichen nicht aus, um die Abhängigkeitsbeziehung der beiden Mädchen ausreichend zu demonstrieren, und die Kampferklärung von "I will end you" schlüssig zu machen. Needys Kampf gegen das Böse, das sie in Jennifer verkörpert sieht (vor allem, nachdem diese ihren Freund tötet, der erst nach einem pathetischen "I love you" abkratzt), funktioniert nicht einmal gut als Selbstermächtigung, da ihr Charakter dafür den ganzen Film über (und obwohl ihr die Rolle der einzigen, autoritären Erzählerin zukommt) zu flach bleibt und nicht genug in die Tiefe geht.
"Jennifer's Body" scheitert also in allen Instanzen, und Diablo Codys Fähigkeit, hippe Dialoge zu schreiben, hat in "Juno" viel besser funktioniert (wo übrigens die Freundschaftsbeziehung zweier Mädchen, obwohl nicht im Vordergrund des Filmes, viel besser portraitiert war als hier).
"Jennifer's Body" funktioniert höchstens als ironische Umkehr der ewigen Objektifizierung des Körpers des Filmstars: Megan Fox räkelt sich, trägt knappe Outfits, verführt beinahe ihre beste Freundin, und bleibt trotzdem nichts weiter als das gefährliche Objekt der Begierte, in dessen Kopf niemand hineinsehen kann. Sie wird von nach Erfolg strebenden Indie-Band-Mitgliedern (super-ironisch: Adam Brody aus "OC California" als Leadsinger, kaum widerzuerkennen so ganze ohne Tollpatschigkeit, und das wahre, selbsüchtige Böse) geopfert, bloß dass die Sache schiefgeht (weil die Kleinstadtschönheit keine Jungfrau mehr ist). Nicht einmal die Chance, das träge Leben von Teenagern in einer Kleinstadt darzustellen (irgendein Kaff in Minnesota) nimmt der Film wahr. Eine riesige, nicht wahrgenommene Chance. Schade.

2009, Regie: Karyn Kusama, Drehbuch: Diablo Cody, mit Amanda Seyfried, Megan Fox, Johnny Simmons, Adam Brody, Sal Cortez, Chris Pratt, Kyle Gallner, J. K. Simmons, Amy Sedaris, Cynthia Stevenson.

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