Tuesday 19 January 2010

Skins - Something’s gotta happen to start us off

Skins: 3x01 Everyone.

Die Form von „Skins“ – die Idee, dass wir Charaktere zu einem Zeitpunkt aufgreifen, an dem sie bereits Beziehungen geknüpft haben, und nach zwei Jahren verlassen, wenn sie das College beendet haben – bietet den perfekten Rahmen, um die konzentrierten Dramen zu erzählen, von denen sich andere Serien jahrelang ernähren. Natürlich verwendet „Skins“ die dramatische Überzeichnung: keiner Gruppe von Freunden geschehen in so kurzer Zeit so viele Dinge – aber andererseits sind es gerade die gut entwickelten Charaktere, die trotz der Fülle an Action niemals reine Klischees sind (denn dafür sind die Erwachsenen im Allgemeinen, Lehrer und Eltern im besonderen, zuständig), die „Skins“ zu einer der besten Serien machen, die über das Leben der sechzehn- bis achtzehnjährigen nach der Jahrtausendwende, berichten.
Am Anfang der dritten Staffel gibt es eine Tabula Rasa. Die einzigen beiden Charaktere, die wir aus den letzten zwei Jahren mitnehmen, sind die geheimnisvolle Effy (die kleine Schwester von Tony Stonem, dem intriganten und manipulativen „Hauptcharakter“ der ersten beiden Staffeln) und ihre merkwürdige Freundin Pandora (Lisa Backwell, die sich hier mit den Worten „I’m Pandora! I’m useless!“ vorstellt). Alle anderen Charaktere sind neu.

The Three Musketeers

Wir beginnen mit den “drei Musketieren”, die eine ähnliche Dynamik aufweisen, wie Sid und Tony in der ersten Staffel. Cook (Jack O’Connell) ist der wilde, unzähmbare, der vor dem Beginn des Colleges ein paar Bier trinkt. Freddie (Luke Pasqualino) ist der heartthrob: aber als wir ihn kennenlernen, ist er selbstverloren auf seinem Skateboard, und diese Verschlossenheit wird er sich die ganze Staffel über bewahren. JJ (Ollie Barbieri) ist der klassische awkward character: er ist artikulierter als seine beiden Freunde und isst einen Schokoriegel, statt weed zu rauchen und Bier zu trinken, aber gleichzeitig deuten die beiden anderen bereits an, dass sein Kopf vielleicht ein bisschen zu kompliziert funktioniert, um ein normales Leben möglich zu machen (später finden wir heraus, dass er an dem Asperger’s Syndrom leidet und in stressigen Situationen in Gefahr läuft, „locked on“ zu werden, und einfach in einer Tätigkeit oder einem Satz steckenzubleiben).

„She’s absolutely lovely“


Als Effy (Kaya Scadelario)die Szenerie betritt (eine Imbissstube, sie sitzt im Beifahrersitz neben ihrem Vater, der mit einem Fahrrad kollidiert und die Nerven verliert), ändert sich die Chemie. Alle drei Jungs verlieben sich auf den ersten Blick in sie (später wird sie sagen: „Everybody loves me“). Effy, die Figur, die eine ganze Staffel verbracht hat, ohne zu sprechen, nur um die Stille dann mit den mysteriösen Worte „Sometimes I think I was born backwards […]The people I should love, I hate, and the people I hate...] zu brechen, ist in der drittel Staffel ein zentraler Charakter, nicht nur ein Nebencharakter der storylines ihres Bruders. In dieser Wandlung liegt auch eine der Gratwanderungen dieser Staffel: einen Nebencharakter zu haben, der wie ein Geist, wie ein allmächtiger Chronist einer Geschichte, wirkt ist eine Sache, aber diesen dann in einen aktiven Teil einer Story zu verwandeln, kommt einer kaum zu meisternden Kunstübung gleich – die leider nur teilweise gelingt, aber dazu in späteren Folgen. Während Freddie bereits hier zu träumen beginnt, bekommen wir den genau gegensätzlichen Charakter, Cook, in Höchstleistung zu sehen: er täuscht vor, ein Opfer des Unfalls zu sein (fake-blood aus Ketchup) und erleichtert den hilflosen Mr Stonem um ein paar Pfund – und hat damit die volle Aufmerksamkeit Effies (es gibt nur wenige Dinge, die sie aus ihrer Ennui reißen – Cook schafft das zumindest am Anfang)

“Sorry. You know it doesn’t look as good on you.”


Emily (Kathryn Prescott). Emily beginnt ihren ersten Schultag, als könnte sie sich neu erfinden, von ihrer Vergangenheit befreien. Sie sucht perfide genau die richtige Kleidung aus. Bis die Zuseher Stück für Stück zu sehen bekommen, wie unmöglich so ein Ausbruch für sie ist: Katie (Megan Prescott), die übermächtige Zwillingsschwester, nimmt das Bad in Beschlag, stiehlt das Shirt, hat den (furchtbaren) boyfriend mit dem lächerlichen Sportwagen, in dem Emily nur auf dem Rücksitz sitzen darf. Eine Tabula Rasa in der neuen Schule ist für Emily unmöglich, weil ihre Schwester Katie dabei ist – sie ist die Bürde, sie sie tragen muss, und in ihrer Präsenz verwandelt sie sich in einen Geist, einen Schatten. Der beste erste Moment für sie ist, als wir sehen, dass sie nur ein paar Sekunden nach ihrer Schwester in die Schule kommt – und diese trotzdem schon eine ganze Meute an Bewunderern um sich geschart hat (weil ihr Freund für einen bekannten Fußballclub spielt). Effy, die präzise Beobachterin anderer, bemerkt, als sie die beiden sieht: „Right. You hate her“.

Everyone

Es ist ein guter Kunstgriff, alle Charaktere formal in dem meeting für Ersemestrige vorzustellen: Die Lehrerschaft des Colleges wird als wacky und merkwürdig etabliert, was vorbereitet, dass ALLE Erwachsene in „Skins“ so sehr mit ihren eigenen Problemem beschäftigt sind, dass sie so gut wie nie mit der Lösung der Probleme ihrer Schüler / Kinder betraut werden können. Naomi, die wir vorher noch nicht gesehen haben, setzt sich neben Cook, Freddie und Cook, was eine Beziehung zwischen der headstrong Naomi und dem „I don’t give a fuck“ Cook etabliert (der payoff kommt hoffentlich in der vierten Staffel).
Später, in der ersten Stunde mit Kieran, dem irischen Geschichteprofessor Politikprofessors, bekommen wir die Charaktere ein weiteres Mal vorgestellt: nur dass sie diesmal einen Satz über sich selbst formulieren, und es ist spannend, zu beobachten, wie genau dieser eine Satz sie im Laufe der Staffel definiert.
“I’m Kieran, and I hate being a fucking teacher.”
“I’m JJ. With regards to mathematic aptitude I’m in the top 0.3 percent of the population which is an interesting demographic statistic because paradoxically my communication, interpersonal and intuitive  skills are towards the lower quartiles.”
“I’m Katie. I’ve never not had a boyfriend since I was seven.”
“I’m Emily, never had a boyfriend.”
“I’m Naomi. I hate injustice. People tell lies about me.”
“I’m Effy. And I think my mom’s having an affair.”
“I’m Freddie. I met a girl I liked today. She’s like… beautiful. That’s it.”
Danach etabliert die Folge noch zwei kommende Konflikte: Katie, in einer merkwürdigen Mischung aus Selbstsucht und dem Versuch, ihre jüngere Zwillingsschwester zu beschützen, versucht sich einersetits mit Effy anzufreunden (“we’re the best looking in here. We should hang out.”), die allerdings interessierter an der Rolle ist, die Emily in der Schwesterndynamik spielt (“So. You’re the doormat then […] Interesting. That you just put up with that.”) – und beobachtet, wie Katie Naomi beschuldigt, lesbisch und an ihrer Schwester interessiert zu sein, und Effy sofort bemerkt, dass die Geschichte komplizierter ist, als an der Oberfläche sichtbar. Zweitens: alle drei Musketiere sind an Effy interessiert, aber während Freddie passiv wartet („You can take everything if you want it enough” / „“I look at a lots of people. That doesn’t mean that I want to get to know them. Do you want me to want to get to know you. Thing is, they want to get to know me too.”), beides entscheidende Sätze über Effy, übernimmt Cook die Initiative, stellt sich der challenge, die sie ihm aufgibt (jede einzelne Regel der Schule zu brechen, die großteils wegen der Grenzüberschreitungen der ersten Generation entstanden sind) – und gewinnt am Ende das Mädchen, so sehr man Effy eben „gewinnen“ kann.

Random notes:

Was in der ersten Folge „Everyone“ perfekt durchexerziert wird, ist die Etablierung von Gegensätzen: Cook/Freddie, Pandora/Effy, Katie/Emily – und am Rande stehend Naomi und JJ, die beide irgendwie wirken, als wären sie am College komplett out of place.

Naomi, in der welcoming scene mit allen neuen Schülern, lässt sich nicht verarschen: als Cook droht, ihr sein Tattoo zu zeigen, wendet sie sich sofort an die Schuldirektorin, ohne zu zögern. Cause Naomi doesn’t take shit FROM ANYONE.

Sids Spind, der Enabler böser Dinge, ein schöner nostalgischer Moment.

Die mind-numbing scene, in der Pandora in der health & beauty class festsitzt, ihre Hände sind bereits vollgeschrieben mit Notizen, was sie noch so vorhat, und statt ihre Nägel zu pflegen (entsprechend der repetitiven Anleitung), flieht sie so schnell sie kann. Oh, I just LOVE Pandora.  

Freddie und Effy? Chemistry FAIL. Noch ein Thema, das sich durch die ganze Staffel zieht.

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