Hannah Maynard (Kerry Fox) ist Anklägerin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Nachdem sie bei einer Beförderung übergangen worden ist, übernimmt sie kurzfristig den Fall ihres neuen Vorgesetzten - die Anklage gegen Goran Duric (Drazen Kuhn), ein General, dem Kriegsverbrechen in der Republika Srpska während des Bosnienkrieges vorgeworfen werden. Ihre ersten Tagen in dieser neuen Rolle verlaufen katastrophal: Die Aussage ihres Hauptzeugens wird widerlegt, da sich das von ihm beschriebene Geschehen (Frauen und Kinder, die von serbischen Soldaten in einen Bus gezwungen werden), sich als logistisch unmöglich herausstellt. Ihr Zeuge rechtfertigt seinen Versuch, Durics Schuldspruch sicherzustellen, damit, dass er sich vollkommen sicher ist, dass dieser Verbrechen begangen hat - und begeht danach in der einzigen graphischen Gewaltszene des Filmes Selbstmorg. Abgesehen davon verlässt sich der Film auf die Fähigkeit seiner Protagonisten, Geschehnisse zu erzählen, das Entsetzen über die Gewalttätigkeiten, die während des Krieges stattgefunden haben, findet im Kopf statt. Hannah sieht ihren Fall verloren, aber irgendetwas treibt sie dazu, weiterhin Nachforschungen anzustellen. Die Schwester ihres Zeugen, Mira Arendt (Anamaria Marinca, 4 luni, 3 săptămâni și 2 zile) lebt zwar inzwischen mit ihrem Ehemann und Sohn in Berlin und versucht verzweifelt zu vergessen, was während des Krieges mit ihr geschehen ist, aber schließlich erzählt sie ihre Geschichte, auf der die fiktive ihres Bruders basierte, doch noch: Sie wurde gemeinsam mit vielen anderen Frauen an einen Ort gebracht, der jetzt, im neuen, renovierten Bosnien, in dem nur noch ein paar Ruinen an die Vergangenheit erinnern und die mächtigen Männer als unantastbar gelten. Dort wurde sie von Soldaten tagelang vergewaltigt, während andere Frauen im Keller ermordet wurden.
Hannah versteht, dass diese Geschichte erzählt werden muss, aber sie stößt auf Widerstände - nicht nur von Seiten der Regierung der Republic Srpska, sondern auch von ihren eigenen Vorgesetzten und ihrem Freund (Rolf Lassgard), der die Assoziationsverhandlungen mit den Balkanländern für die Europäische Union führt. Das Tribunal soll eingestellt werden, und wie das Land selbst versucht, über die Wunden, welche der Krieg hinterlassen hat, möglichst schnell (und nur oberflächlich) hinwegzukommen, versuchen auch ihre Vorgesetzten sie davon zu überzeugen, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
In einer Kernszene des Filmes erklärt einer ihrer Vorgesetzten Hannah die besondere Qualität eines Bildes von Vermeer, und sie erwidert, in vollem Bewusstsein, dass sie auf verlorenem Posten kämpft, dass seine Stärke daran lag, trotz des Wissens um internationale Konflikte und Politik niemals zu vergessen, dass er einem Individuum gegenübersitzt. Die zentrale Frage des Filmes ist, ob der Internationale Gerichtshof mit Prozessregeln, die Miras Geschichte unerzählbar machen, überhaupt seine Aufgabe erfüllen kann. Das ist auch der Unterschied zwischen Film und Justiz: der Film kann diese Geschichte erzählen, er kann Mira die Plattform geben, präzise zu erläutern, was mit ihr geschehen ist, aber im Prozess selbst wird ihr diese Stimme entzogen, und beide, Mira und Hannah, versuchen dagegen aufzubegehren, weil sie um die Wichtigkeit dieses Momentes wissen. Der Film beklagt diese Machtlosigkeit im entscheidenden Moment, in dem wegen eines Kuhhandels der Verantwortliche für unglaubliche Gräueltaten mit einer lächerlichen Strafe, die er bereits abgesessen hat, davonkommt.
Hannah versteht, dass diese Geschichte erzählt werden muss, aber sie stößt auf Widerstände - nicht nur von Seiten der Regierung der Republic Srpska, sondern auch von ihren eigenen Vorgesetzten und ihrem Freund (Rolf Lassgard), der die Assoziationsverhandlungen mit den Balkanländern für die Europäische Union führt. Das Tribunal soll eingestellt werden, und wie das Land selbst versucht, über die Wunden, welche der Krieg hinterlassen hat, möglichst schnell (und nur oberflächlich) hinwegzukommen, versuchen auch ihre Vorgesetzten sie davon zu überzeugen, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
In einer Kernszene des Filmes erklärt einer ihrer Vorgesetzten Hannah die besondere Qualität eines Bildes von Vermeer, und sie erwidert, in vollem Bewusstsein, dass sie auf verlorenem Posten kämpft, dass seine Stärke daran lag, trotz des Wissens um internationale Konflikte und Politik niemals zu vergessen, dass er einem Individuum gegenübersitzt. Die zentrale Frage des Filmes ist, ob der Internationale Gerichtshof mit Prozessregeln, die Miras Geschichte unerzählbar machen, überhaupt seine Aufgabe erfüllen kann. Das ist auch der Unterschied zwischen Film und Justiz: der Film kann diese Geschichte erzählen, er kann Mira die Plattform geben, präzise zu erläutern, was mit ihr geschehen ist, aber im Prozess selbst wird ihr diese Stimme entzogen, und beide, Mira und Hannah, versuchen dagegen aufzubegehren, weil sie um die Wichtigkeit dieses Momentes wissen. Der Film beklagt diese Machtlosigkeit im entscheidenden Moment, in dem wegen eines Kuhhandels der Verantwortliche für unglaubliche Gräueltaten mit einer lächerlichen Strafe, die er bereits abgesessen hat, davonkommt.
2009, Hans-Christian Schmid, mit Kerry Fox, Anamaria Marinca, Stephen Dillane, Rolf Lassgård, Alexander Fehling, Tarik Filipovic, Kresimir Mikic.
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