Wednesday 18 April 2007

Musik von Freunden

Hier noch eine kleine Linksammlung zu den von mir dieses Monat empfohlenen Alben (merkwürdigerweise tendieren meine Lieblingsmusiker dazu, ihre Alben immer in den gleichen Monaten rauszubringen, während sie mich den Rest des Jahres über am Trockenen sitzen lassen. I wonder why.)

Die Zeit (Musik von Freunden) schreibt über die in letzter Zeit vor allem von fm4 sehr gehypte Feist, die zugegebenermaßen in einem Interview mit Claudia Unterweger (Gästezimmer, letzten Sonntag) als sehr sympathisch und approachable rüber kam. Das Interview mit der New York Times kann man sich auf der Website sogar anhören. Mein Lieblingssong auf "The Reminder" ist "Sea Lion Woman, aber ich akzeptiere auch Gegenmeinungen. Klatschen und andere unübliche Dinge zur Rhythmuserzeugung haben mich immer schon leicht in den Bann gezogen, wie Scout Niblett und Tilly and the Wall bestätigen können. Apropos Tilly and the Wall: Die waren bei dem Konzert als Vorband von CSS angeblich nicht sehr gut, was mich beruhigt, weil ich aus Feigheit nicht ins Flex gegangen bin. Die und meine momentan sogar noch größere Abneigung gegen größere Menschenmengen.

Über Laura Veirs neues Album "Saltbreakers" herrscht Uneinigkeit. Auf Anhieb hat es mich weniger umgehauen als zum Beispiel "Years of Meteors", aber ihre Lieder brauchen immer ein bisschen Zeit, bis sie wirken, und dann gehen sie eben nicht mehr weg. Wenn man die Stimme mag, ist es eigentlich egal, was sie singt: man gerät dann immer wieder in Situationen, in denen man sie einfach braucht. Rob Mitchum von Pitchfork gehört offensichtlich nicht zu den Leuten, die sich in ihre Stimme verliebt haben, denn sonst würde er die Songs nicht als "forgettable" bezeichnen. Die Zeit hingegen mag sie sehr gerne und widmet ihr sogar ein Portrait (fragwürdige Überschrift, trotzdem), was zeigt, dass meine Theorie der Nichtbeachtung von Laura Veirs falsch war - es dauert nur eben ein bisschen länger, bis Falter und deutsche Presse mit einsteigen.

Bright Eyes. OK, eine Geschichte. Als ich 15 (2002) war, hörte ich tief in der Nacht Radio, fm4, wahrscheinlich Ostermayer, und dann kam ein Konzertausschnitt von Bright Eyes im Flex, und zwar "Let's Not Shit Ourselves". Ich war verzaubert und besorgte mir sehr bald danach "Lifted" im Virgin store, der damals noch existierte und gar nicht so schlecht bestückt war. Im Laufe des nächsten Jahres lernte ich, Texte zu hören. Das hatte ich vorher noch nie getan. Jede einzelne Textzeile des Albums blieb in meinem Kopf hängen, ein teuflischer Ohrwurm, so dass ich manchmal nächtelang nicht schlafen konnte, weil mir die Wortfetzen im Gehirn herumgeisterten. Ich schrieb sie auf meine Schulunterlage. Ich kaufte "Fevers and Mirrors" und beschloss, dass "The Calendar Hung Itself" mein offizielles "ich bin unglücklich verliebt"-Lied werden würde.
Einige Jahre später wurden "I'm Wide Awake It's Morning" und "Digital Ash in a Digital Urn" veröffentlicht. Conor sang jetzt politischer, direkter (die "When The President Talks To God"-Phase) und mir fehlte was. Ja, weinerlich, das wurde ihm immer vorgeworfen, aber mit 15 will man das. Aber 2005 funktionierte es nicht mehr. Und das tut es immer noch nicht, und wenn ich verzweifelt bin, greife ich eher zu Cat Power als zu Conor Oberst, weil ich mich ihr irgendwie näher fühle. Deswegen ist "Cassadaga" bestimmt noch kein schlechtes Album, aber es wird für mich niemals die Bedeutung haben, die "Lifted" hat. Meine Tomte-Geschichte ist übrigens ähnlich, nur statt "Calendar" muss man hier "z.Zt." einsetzen.
Ein bisschen klingt das in Robert Rotifers oben verlinktem Falter-Review, das Veirs mit Bright Eyes kontrastiert, ja durch. Zu politisch (vielleicht auch: zu polemisch, zu direkt, zu ungeschickt) ist er auch für Pitchfork, während PopMatters begeistert ist und meint, Conor sei endlich erwachsen geworden.
Ein bisschen stiller ist es um das neue Blonde Redhead-Album mit dem in letzter Zeit wieder populären 23-Zahlenspiel (bald kommt auch bei uns "Number 23" ins Kino, aber wir erinnern uns natürlich noch alle an "23 - Nichts ist so wie es scheint", das bessere, deutsche "Hackers", beruhend auf einer wahren Geschichte). Bei Pitchfork steigt es besser aus als "Saltbreakers" und "Cassadaga", trotzdem wird eine gewisse Resistenz gegen Veränderung konstatiert. Ich finde das OK, weil ich sie seit dem Abspann von "Hard Candy" für ihre Persistenz schätze.

2 comments:

krs10 said...

isjalustig. ich mag feist auch sehr gern aber den 'sea lion song' fand ich ganz doof und habe immer zum nächsten track geskipt... mein highlight ist eher 'the water' aber vielleicht sollte ich mir das seelöwenlied einfach nochmal vorbehaltlos und ganz in ruhe anhören...
grüße :-)

flame gun for the cute ones said...

Ich glaube ich bin ein bisschen vorbelastet, ich fand auf "Let It Die" auch "When I Was A Young Girl" am besten. Aber die Nina-Simone-Version "See Line Woman" ist natürlich besser.
"The Water" kommt mir ein bisschen wie der Feist-untypischste Song auf dem Album vor, ist aber auch sehr fein. Danke für den Kommentar!