Tuesday 8 May 2007

Aus der Ferne sieht das ja gar nicht schön aus, aber...

Sonntag Abend, als im ZIB-Studio alle ganz gespannt darauf warteten, dass die ersten Steine fliegen (man hätte meinen können, dass die armen Korrespondenten nur deswegen in Paris waren, um dann live von Straßenschlachten berichten zu können) hatte ich natürlich andere Sorgen. Inzwischen hat sich das Unbehagen doch wieder eingenistet. Vor zwei Monaten hatte ich fest damit gerechnet, dass die zukünftige Präsidentin Sègolene Royal sein würde, was nur beweist, wie wenig ich über Frankreich weiß. Die Linke steckt in der Krise. Überall gibt es bürgerliche Mehrheiten, und dort, wo die "Linken" regieren, tun sie es ohne linke Programme.
Die Steine fliegen, aber es ist kein Vergleich zu den Aufständen, nachdem Sarkozy die Banlieue-Jugendlichen als "racaille" bezeichnet hatte. Dabei hatte ich noch zu einer Freundin gesagt, die am Donnerstag Abend aus Paris zurückkam: so ein Glück, dass du jetzt nicht mehr dort bist. Aber sie meinte, sie hätte die Straßenschlachten gerne gesehen. Das hat mich daran erinnert, wie wir 2005 in unseren Hörsälen saßen, im Kopf die Demos in Frankreich, und das Gefühl hatten, dass dort was passiert, aber bei uns nicht.

Die Zeit - Lob und Steine
Standard - Sarkozy führt ein gespaltenes Land

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