Wednesday 2 May 2007

Elite, aber nicht elitär

Aus irgendeinem Grund, vielleicht ein plötzlicher Ohrwurm, musste ich gestern Abend darüber nachdenken, warum ich die Musik höre, die ich höre, wie das alles angefangen hat. Bis 14 war ich nämlich eigentlich vollkommen anders: ich las das Libro Journal, damals noch eine Art intellektuelle Variante des Rennbahn-Express, und noch dazu gratis, hörte hauptsächlich das, was unter dem Schlagwort "New Soul" zusammengefasst wurde (Lauryn Hill, die alten Destiny's Child, Erykah Badu, Mary J. Blige), und verteidigte Eminem gegen Britney-Spears-Fans. Und dann kam in diesem Sommer zwischen Unter- und Oberstufe die plötzliche Veränderung, wobei man dabei immer im Kopf behalten muss, dass das in meinem Fall Prä-Internet-Zeiten waren: meine Familie bekam erst 2003 Internet. Damals, als wir jung waren, waren wir noch darauf angewiesen, was der Radio spielte, was MTV spielte, und früher, als alles noch besser war, was VIVA 2 spielte. Mit VIVA 2 möchte ich auch beginnen, weil mir nach dem Eintrag über die letzte % der folgende Satz nicht mehr aus dem Kopf geht:

Mit Fast Forward musikalisch sozialisiert
Mit % politisiert.

Ich bin mir nicht sicher, ob das genau so stimmt, aber ich weiß, dass das erste Video, welches mich auf VIVA 2 richtig in den Bann gezogen hat (vorher fand ich den Sender einfach nur schräg, bis auf das sehr vermisste "Zelluloid" mit Simon Gosejohann, der sich inzwischen mit dem System arrangiert hat), "Souljacker Part 1" von den Eels war.



Bei den Riffs am Anfang kommt mir noch immer das Schauern. Irgendwann in diesem Sommer kam mir auch die Idee, ich könnte vielleicht doch mal den Radio auf FM4 schalten. Es war ja nicht so, dass ich vorher von der Existenz von FM4 nichts gewusst hätte - aber irgendwie kommt bei jeder Veränderung der Moment, in dem man auf einmal realisiert, dass das einen selbst betreffen, gefallen oder was auch immer könnte. Also FM4 gehört, und irgendwie in einen Sog gezogen worden. Heute noch habe ich Flashbacks, wenn ich einige der Songs höre, die mich damals in der Früh aufweckten.

Pulp - Trees
Weezer - Hash Pipe
Travis - Sing
Incubus - Drive

Vor allem aber "Excess" von Tricky. Ich habe mich nie für irgendwas anderes interessiert, was Tricky oder die Stimme-leihenden Stephanie McKay & Alanis Morissette sonst noch gemacht haben, aber dieser eine Song hat sich in meinem Gehirnwindungen verfangen.




In diesem Sommer veränderte sich alles, dank der Städtischen Büchereien Wien, deren empfehlenswerte Cd-Sammlung ich ausbeutete. Besonders wichtig in dieser ersten Phase waren vor allem die Eels, aber auch Placebo, weil mich Brian Molkos Stimme in den Schlaf verfolgte. Alles andere kam erst später, sehr bald zum Beispiel die White Stripes (ihr meiner Meinung nach bestes Album, "White Blood Cells", wurde damals veröffentlicht, mit "Fell in Love With A Girl" und "Dead Leaves and the Dirty Ground"), dann irgendwann auch CatPower, Bright Eyes, Azure Ray, und damit war der Pfad vorgegeben. Inzwischen höre ich kaum noch fm4 (damals liebte ich vor allem Bonustrack von Martin Blumenau, das hörte ich mit Kopfhörern auf meinem Kinder-Radio, die fieseste Anrufer-Sendung der Welt), VIVA 2 ist tot, Fast Forward gibts nicht mehr.
Was habe ich dieses Video geliebt!



Zu nostalgisch? Zu videoüberladen?

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