Friday 22 June 2007


Wenn man das Standard-Forum auf Reaktionen auf den gestrigen Sturm durchsucht, findet man auch noch andere Menschen, die, als alles so plötzlich begann, einen regelrechten Rausch verspürten. Das hat bestimmt biologische Gründe: erstens ist man bei Hitze grundsätzlich weniger aktiv als bei kühleren Temperaturen (und gestern hats innerhalb von 10 Minuten um ungefähr 20 Grad Celsius agekühlt), zweitens reagiert der Körper auf eine potentielle Gefahrensituation natürlich mit Adrenalin, der gesunden, natürlichen, "du solltest jetzt besser weglaufen"-Sorte.
Mein erster Impuls: die Menschen, die ich liebe, anrufen um zu hören dass es ihnen gut geht (auf die Idee sind die anderen auch gekommen, deswegen waren die Handy-Netze überlastet).
Zweitens: irgendeine Art von Aufzeichnung zu machen, eben wegen dieses Gefühls, dass da gerade etwas passiert. Bilder, Gefühle aufschreiben. Gleichzeitig im Hinterkopf auch ein paar eher ungute Gedanken: offensichtlich bin ich für Disaster gebaut, in alltäglichen Situationen bin ich nicht gerade sehr überlebensfähig, aber wenn sich meine Instinkte dann einschalten, funktioniert plötzlich alles.
Und ich habe ja die Apokalypse ständig in meinem Kopf, auch wenn das schwer zu erklären ist: ich habe in der letzten Woche mehr als einmal "Microserfs" erwähnt, und vorgestern nahm ich das Buch dann endlich wieder in die Hand, um es zu lesen. Im Gegensatz zu "Girlfriend in a Coma", das vielleicht zur gestrigen Situation noch besser gepasst hätte, geht es in "Microserfs" um eine Gruppe von Menschen, die sich aus ihrem Koma löst und das eigene Schicksal selbst in die Hand nimmt. Seine Sprache entwickelt ein Eigenleben, sie ist so ausdrucksstark, dass sie sich im Kopf verfängt und man erwischt sich dabei, wie alle eigenen Gedanken plötzlich genau so formuliert werden: one-liner, die verzweifelt versuchen, zu erfassen, was eigentlich die Essenz des trivialen Lebens ist, was man für andere Menschen empfindet, was das eigentliche Problem ist. Es ist eine Endlosschleife, den Teil dieses Denkens ist ja, "ich erkenne das Problem, löse es dann aber nicht, weil ich seine ihm eigene Schönheit bewundere und beschreiben will".

"I saw doves and I thought they were rocks, but they were asleep. My breath made them stir, and the rocks took flight, the earth exploding... and my only thought was that I wanted you to see them, too."
Es sind nicht nur die Gedanken, die das Problem verursachen, denn man will sie auch jemandem mitteilen, und zwar nicht in Form eines Dialogs, sondern quasi als einseitigen Vortrag.

Ich habe ein Problem mit Skype. Es ist so, als würde man mit seinen Freunden in einem Bus sitzen, aber kein Wort miteinander sprechen. Ja, ich bin online, du bist online, und eigentlich sollten wir miteinander reden, weil Freunde eben miteinander reden, wenn sie im gleichen "Raum" sind, aber irgendwie erfordert das Gespräch, das ich jetzt gerne führen würde, eine andere Plattform. Das ist befremdend. Ich frage mich, ob es anderen auch so geht.

1 comment:

krs10 said...


Ich habe ein Problem mit Skype. Es ist so, als würde man mit seinen Freunden in einem Bus sitzen, aber kein Wort miteinander sprechen. Ja, ich bin online, du bist online, und eigentlich sollten wir miteinander reden, weil Freunde eben miteinander reden, wenn sie im gleichen "Raum" sind, aber irgendwie erfordert das Gespräch, das ich jetzt gerne führen würde, eine andere Plattform. Das ist befremdend. Ich frage mich, ob es anderen auch so geht


ja. aus den von dir beschriebenen gründen habe ich weder skype, noch im, noch icq installiert. den spass werde ich erst mitmachen, wenn man sich dabei eine kanne kaffee, eine zigarette teilen und sich dabei in die augen sehen kann. und jetzt komm' mir bitte nicht mit videochat :-) es geht ja auch darum, sich zu verabreden, zu treffen (gerne auch zufällig), zu begegnen. und nicht darum, sich zu unterhalten (oder das gefühl zu haben, sich unterhalten zu müssen), nur weil da gerade jemand online ist.
vielleicht bin ich altmodisch. ein altmodischer nerd. gibt's das?