Tuesday 3 July 2007

Wochenende I

Samstag: Versucht, einer Freundin die Handlung von "Kontroll" zu erklären, ohne Referenzen zu Donnie Darko oder zu irgendeinem Mythos à la "Gang in die Unterwelt" zu bringen, letztendlich siegte der Umstand, dass der Film Original-Ungarisch ist, und wir teilen eine gewisse Faszination für Sprachen, die wir nicht sprechen. Nach "Workingman's Death" beschlossen wir, einen Ausflug durch Meidling zu machen, weil ich hier zwar schon seit einem Jahr wohne, aber nichts kenne als die Einkaufsstraße. Ich nahm den Fotoapparat mit: Wild in der Gegend herumfotografieren erscheint mir immer berechtigter, wenn jemand dabei ist.


Meidling gilt als DER Wiener Arbeiterbezirk, eine Hochburg des Gemeindebaus in den 20er Jahren. Die Geschichte des Gemeindebaus sagt sehr viel über die Geschichte von Wien aus, und wer einen solchen betritt, bekommt eindrucksvoll vermittelt, wie sich die Zeit vor dem Anschluss Österreichs angefühlt haben könnte. Sie sind architektonisch interessant, eine Art Zwischenposition zwischen den klassischen Altbauwohnungen und den hässlichen weil schmucklosen Gemeindebauten der 50er und 60er Jahre, die inzwischen alle paar Jahre bunt gestrichen werden, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass sie nichts anderes sind als funktional. Die sogenannte "Blockrandbebauung" hat den Effekt, dass die Bauten von außen und innen wie Festungen aussehen.

Stilistisch entstand zwar kein eigener "proletarischer Architektur-
kanon", es gab allerdings eine klare Absage an die "Verlogenheit" der Scheinfassaden an den Zinshäusern der Jahrhundertwende. (Neo)klassizistische und historistische Einflüsse sind deshalb ebenso zu finden, wie solche des Wiener Sezessionismus, des "nordischen" Jugenstils und des sogenannten "Heimat(schutz)stils"; daneben sind aber auch die "Neue Sachlichkeit" und der Konstruktivismus vertreten.
http://www.roteswien.at/online/page.php?P=10918


Wien Sehenswert - Der Gemeindebau
www.roteswien.at
http://www.ichlebeimgemeindebau.at/

und schließlich eine Überleitung:
DerStandard - Multikulti und das "Gemeindebau-Modell"

Natürlich werde ich hier nur noch 18 bis 25 Tage lang wohnen, deswegen ist auch die Erkenntnis recht sinnlos, dass es ein wirklich schöner, vielfältiger Bezirk ist, in dem man bei einem einzigen Fehltritt schon das Gefühl hat, in einem anderen Land gelandet zu sein (nach oben hin finden sich Neubauwohnungen, die richtig schön klassisch gestaltet sind, auch wenn sie in sehr grellen Farben bemalt sind (zu sehen auf dem zweiten Bild). Ich gehe nur ungern.

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