Saturday, 30 June 2007

The White Stripes - Icky Thump

Der wichtigste Satz zur Interpretation von "Icky Thump" findet sich auf "White Blood Cells":
When you're in your little room and you're working on something good but if it's really good you're gonna need a bigger room and when you're in the bigger room you might not know what to do you might have to think of how you got started in your little room.
Die White Stripes sind nun eindeutig in dem größeren Raum angekommen, sowohl, was die Größe des Publikums, die Aufmerksamkeit der Presse, aber wohl auch was die Ambitionen anbelangt. Ich verstehe alle Alben, die seit "White Blood Cells" veröffentlicht wurden, als Versuch, diese verschiedenen Ansprüche auszubalancieren: einerseits immer noch dieses enge, präzise Konzept, welches nicht viel formale Freiheit lässt, aber genau durch diese Beschränkung wiederum zu den besten Ergebnissen führt. Andererseits vielleicht eine Ermüdung, die ein striktes Konzept mit sich bringt, vorsichtige Experimente, eine Art "Fühlerausstrecken" in andere Richtung (neue Instrumente, neue Farben, neue Tonlagen). Auf "Elephant" ging das noch recht gut, auf "Get Behind Me Satan" schon weniger, aber nun, auf "Icky Thump", ein Album, welches von den Wurzeln der White Stripes meiner Meinung nach am weitesten entfernt ist (auch wenn manche Kritiker eher das Gegenteil empfanden), hat sich die Waage endgültig in eine Richtung umgelegt. Von der strengen Formalität der ersten Alben ist nichts mehr verblieben, als hätten sich die Protagonisten dazu entschieden, jetzt musikalisch versierter zu werden, und gleichzeitig auch noch mehr hinzuzufügen, wenn man seine kleine Welt schon erweitern muss. Der eigensinnige Stil von Meg klingt noch durch, aber er ist nicht mehr so rein wie früher.

Auf "300mph Torrential Outpoor Blues" singt Jack:
I'm bringing back ghosts / That are no longer there / I'm gettin' hard on myself / Sittin' in my easy chair / Well, there's three people in the mirror / And I'm wonderin' which one of them I should choose
Jack White, aufgespalten: die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, das eigene Diktum von Authentizität durch Reduktion, aber vielleicht auch die Lust nach mehr Öffnung, mehr Experiment. Das Problem: es ist zu viel Pathos, die einzelnen Elemente sind für sich genommen gut, passen aber nicht zusammen, und passen überhaupt nicht zu dem, was die White Stripes für mich sind. So richtig funktioniert das Album nur dort, wo "Icky Thump" tatsächlich nach "White Blood Cells" klingt, nur Gitarre, Drums und Gesang, wie auf "Cause and Effect". Alles andere, der Dudelsack, die mexikanischen Anleihen, lassen mich vollkommen kalt. Und das hat bis jetzt noch kein Album der White Stripes geschafft. Vielleicht wäre jetzt der richtige Moment, in den little room zurückzukehren, bevor es zu spät dafür ist.

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