Tuesday 18 September 2007

Helden und Vorbilder

Ach so, weil wir gerade mitten im Brennpunkt von Personal, Politics und Pop Kultur sind:

"Die Ausgeh-Aktivistin bleibt jetzt öfter daheim, ihre Lieblingsbar "Ex n Pop" und "Galerie Berlin-Tokyo" gibt es nicht mehr. Sie mag Vorabendserien und ihre neue Couch, die ist rot und von Ikea. "Zuerst gucke ich ,Verbotene Liebe , dann ,Marienhof , dann gibt s ne Pause mit der Abendschau. Weiter geht s mit ,Gute Zeiten, schlechte Zeiten und dann ,Wer wird Millionär ." Hätte sie die Million, würde sie eine Etagenheizung in ihre Kreuzberger Wohnung einbauen lassen.
Die rote Couch ist gut gepolstert und heißt Ektorp. Christiane Rösinger ist stolz. "Das ist meine erste eigene Couch, mit neununddreißig Jahren. Ich hab sie seit zwei Monaten." Ektorp macht sich gut zu den abgezogenen Dielen und dem braunen Kachelofen. Das sieht gemütlich aus im Winter. Die Öfen bleiben kalt, weil mit Ölradiatoren geheizt wird. Wenn es zu viel wird, knallt die Sicherung durch. "Den Einbau der Zentralheizung konnte ich seit Jahren verhindern, als Einzige im Haus."
Rösinger mag Verweigerer. Der Romanheld Oblomow ist einer, weil der sein Leben im Liegen verbringt. Weil der sich seiner Leidenschaft für das Nichtstun ergibt. Rösinger mag "diese Idee vom kontemplativen Leben, das sich nur auf sich selbst bezieht und alles Äußere abwehrt. Oblomow reagiert auf Einladungen von außen mit der Bemerkung: ,Gehen Sie weg, Sie kommen aus der Kälte. Er verweigert sich. Ich liege auch sehr gern - das muss mal gesagt werden."

Quelle: Archiv der Berliner Zeitung, 2000
Das passt erstens zu Kapitulation von Tocotronic (der Artikel stammt übrigens von 2000, ist nach unseren Maßstäben also fast schon ein Relikt), zweitens zum Konflikt zwischen Vermischung von Arbeit und Freizeit und dem Begehren, einen Teil des Lebens von der kompletten Ökonomisierung zu bewahren, und drittens zum prekären Wohnen ohne Zentralheizung. Die fehlt auch, in der Wohnung, die ich mir morgen ansehe. Deswegen. Erschreckend, wenn alles plötzlich zusammenpasst, aber irgendwie auch beruhigend.
Ach, und gerade, als viele über die RAF und über Ton, Steine, Scherben sprachen, entdeckte ich Britta für mich, und die Coverversion von "Wir müssen hier raus" auf "Lichtjahre voraus" ist wunderschön und wiedermal wirklich zu passend.

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