Das war keine sehr gute Nacht, aber es gab einen Grund. Hier ein Ausschnitt aus dem Juli-Zeh-Interview, der inhaltlich dazu passt:
Und das stimmt auch genau so: in den Bewerbungsbögen wird unschuldig nach Hobbies und sportlichen Interessen gefragt. Da geht es nicht darum, ob man für eine bestimmte Jobbeschreibung qualifiziert ist, sondern was für ein Mensch man insgesamt ist, und das finde ich irgendwie...beunruhigend. Und wenn dann ausgerechnet Radio Wien, ein Sender, dem man wirklich keine tiefsinnigen Beiträge nachsagen könnte, eine Jobberatung anbietet, bei der über den Kreativitätsfaschismus gesprochen wird, die gerade um sich greift, wo dann Sätze fallen wie: "eines Tages war ich besonders kreativ: da habe ich einen kürzeren Weg ins Büro entdeckt!" dann frage ich mich wirklich, wo das noch hinführen soll. Kreativität kann ja wirklich alles sein, aber jetzt ist es kein Begriff mehr, mit dem man irgendwie arbeiten könnte, man kann ihn nur noch in eine Schublade toter Wörter legen und warten, bis das wieder vorbei geht. Wo sind die Widerstandsstrategien?
„Was die natürlich alle wollen ist ein Job. Nicht unbedingt Karriere, das nicht. [...]. Wenn ich auf Schulen unterwegs bin sagen das zumindest als Lippenbekenntnis die 16 17- bis 18jährigen auch immer noch genau so. Die sagen, Karriere ist mir nicht so wahnsinnig wichtig, eigentlich hätte ich auch gerne Familie oder Freunde, eben so weiche Werte oder wie man das nennt, nur die sind noch panischer, die haben eine solche Angst, mir krampft sich manchmal richtig das Herz im Leib zusammen im Vergleich zu wie wir damals drauf waren. Weil die dann zum Teil wirklich im Alter von 16, 17 dieses Gefühl haben, dass sie mit jeder noch so kleinen Bewegung die sie ausführen alles falsch machen können. Jede einzelne Matheklausur und die Frage ob sie Volleyball lieber spielen oder Klavierunterricht nehmen, also all die Dinge die ja bereichern sollen, die ja Spaß machen sollen, dazu führen sollen dass man sich kennen lernen soll, eine Persönlichkeit entwickeln, die werden gar nicht mehr so wahrgenommen, also als Hobby, oder Freiheit und auch Freizeit sondern als Bestandteil eines Baukastens der richtig zusammengesetzt werden muss, damit am Ende das Ziel „Sichere Existenz und Mitglied der Gesellschaft“ dabei rauskommt. Und wenn man das so sieht ist man natürlich schon gezwungne, bei der Frage welche Kekspackung man im Supermarkt kauft sich zu fragen ob die falsche Entscheidung einem das Leben versaut.“
Und das stimmt auch genau so: in den Bewerbungsbögen wird unschuldig nach Hobbies und sportlichen Interessen gefragt. Da geht es nicht darum, ob man für eine bestimmte Jobbeschreibung qualifiziert ist, sondern was für ein Mensch man insgesamt ist, und das finde ich irgendwie...beunruhigend. Und wenn dann ausgerechnet Radio Wien, ein Sender, dem man wirklich keine tiefsinnigen Beiträge nachsagen könnte, eine Jobberatung anbietet, bei der über den Kreativitätsfaschismus gesprochen wird, die gerade um sich greift, wo dann Sätze fallen wie: "eines Tages war ich besonders kreativ: da habe ich einen kürzeren Weg ins Büro entdeckt!" dann frage ich mich wirklich, wo das noch hinführen soll. Kreativität kann ja wirklich alles sein, aber jetzt ist es kein Begriff mehr, mit dem man irgendwie arbeiten könnte, man kann ihn nur noch in eine Schublade toter Wörter legen und warten, bis das wieder vorbei geht. Wo sind die Widerstandsstrategien?
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