Tuesday 5 February 2008

Cat Power - Jukebox


Ein fürchterliches Gefühl, sich einerseits wahnsinnig zu freuen, dass endlich, endlich ein neues Album der Lieblingssängerin herauskommen, aber andererseits auch zu wissen, dass man über niemanden schwieriger schreiben kann. Die Art und Weise, mit der "What Would the Community Think" mich bis jetzt begleitet hat, wie ich jedes Mal, wenn ich ihre Alben durchhöre, neue Dinge entdecke, die ich daran liebe, wie ich immer wieder an einem neuen Song hängen bleibe, den ich immer wieder hören muss...auf allen Alben, bis auf "The Greatest". Das finde ich schön, ich verstehe, warum es den Erfolg hat, aber auch nach zwei Jahren sind darauf nur zwei Songs, die ich immer wieder hören könnte und von denen ich auch das Gefühl habe, dass sie mich begleiten, nicht nur schön sind, sondern Bestandteil einer Gefühlslage. Deswegen auch die Angst, als die ersten Informationen über das überraschende "Jukebox" durchdrangen: Nach "The Covers Record" der zweite Versuch an Lieblingsliedern. Gut, aber was kann man denn "Satisfaction" noch hinzufügen, die ultimative Referenz dafür, wann eine Coverversion mehr ist als nur eine interessante Variation? Was noch auf diesem Album zu finden war, die Botschaft, die scheinbar überhaupt nicht zu Chan Marshalls Stimme passen wollte: "I Do Believe / In All the Things You Say / What Comes Is Better Than What Came Before". Jetzt ist also später, oder besser, danach, nach "The Greatest", nachdem die nicht wirklich passenden PJ Havey-Vergleiche zu auch nicht besser beschreibenden Soul-Vergleichen geworden sind. Wäre es nicht interessant, wie sie Velvet Underground jetzt covern würde, vielleicht inklusive der Textzeilen "I Found a Reason for Living, I found a Reason for Singing"?
Stattdessen ist der Song, bei dem man einen direkten Vergleich anstellen kann, "Metal Heart" Ursprünglich 1998 für "Moonpix" geschrieben, hat das Lied jetzt ein ganz neues Gewand. Piano statt Gitarre. Immer noch die gleiche Stimme, ohne Zweifel, aber was da inzwischen passiert sein muss, was diesen neuen Klang, bewirkt? Die Zerbrochenheit fehlt, der fühlbare Balanceakt, stattdessen Selbstsicherheit und Gewissheit über die Schönheit der eigenen Stimme. "I Once Was Lost / But Now I'm Found".
Aber beginnen wir am Anfang, bei "Theme From New York, New York". Das ist so eingänglich, so schön. Ich könnte das Freunden vorspielen, und die würden das auch gut finden, obwohl sie sonst bei Cat Power höchstens bemerken, dass ihnen das zu depressiv ist. Und der Übergang zu "Ramblin' (Wo)man" ist so ... smooth. Das ist das Wort. Die Coverversionen funktionieren, weil sie sich die Songs angeeignet hat, was ja schon bei "Covers Record" gelungen ist, nur hier ist es eben eine ganz andere Situation. Deswegen finde ich "Jukebox" allein schon formal interessand, weil es den direktesten Vergleich zwischen "alter" und "neuer" Chan Marshall zulässt, wenn man das, was vor oder kurz nach The Greatest passiert ist, wirklich als Bruch und nicht als prozessurale Veränderung verstehen will.
Die einzige neue Eigenkomposition des Albums ist "Song to Bobby", passenderweise einige Monate nach Chans Mitarbeit am "I'm Not There"-Soundtrack. "I was fifteen, sixteen maybe
In the park / I was waving my arms / You were there I could swear / And you sang the song that I was screaming /I wanted to"
"Jukebox" ist ein schönes Album. Man kann es von Anfang bis Ende durchhören, man kann es Menschen vorspielen, die vorher Cat Power nicht interessiert hätte, und sie werden es mögen. Aber, und das ist das gleiche Aber wie bei "The Greatest", was "Jukebox" auf gar keinen Fall ist, ist das eine Album, ohne dem man nicht mehr leben möchte, das eine bestimmte Lebensphase beschreibt, ein Album, bei dem an jedem Song so viele Erinnerungen, Assoziationen hängen, dass es fast schon schwierig ist, es zu hören. "Jukebox" ist nicht "What Would the Community Think". Und der interessanteste Song ist kein Fremd-Cover, sondern die neue Verison von "Metal Heart".

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