Vor einigen Monaten tauchte auf Camilles Homepage der erste neue Song aus "Music Hole" auf. Um ihn zu hören zu können, musste man sich registrieren lassen. Eine Freundin hatte mir den Link geschickt, umrandet von einer Botschaft, die ankündigte, "Gospel With No Lord" wäre enttäuschend genug, eine behutsam aufgebaute Fanschaft zu zerstören.
"Le Fil", das Vorgängeralbum, ist seit dem Erscheinen auf und ab gelaufen. Ich kann die Anfangssequenz von "Ta Douleur" und "Vous" unaufgefordert vor mich hinsummen und glaube nicht, dass sie jemals aus meinen Gehirnwindungen verschwinden werden. Jetzt beginnt aber "Gospel With No Lord", der ein paar Monate nach dem oben beschriebenen Ereignis das neue Album "Music Hole" eröffentlich, schockierenderweise zuerst mit einem geflüsterten "Allez Camille, Allez Camille" und dann mit englischem Text. Die Anfeuerungsrufe ließen sich musikhistorisch noch gut in Scout Nibletts Diktum "Does Anyobody Know A Cute Girl With Some Pom Poms? / Cause Everybody Needs A Cute Girl With Some Pom Poms" einordnen. Aber das darauffolgende ist mühevoll zerlegbar: Man will sich auf die Stimme konzentrieren, auf das musikalische Arrangement ("Music Hole" ist über weite Strecken à capella, und Camille ist ihre eigene Beatbox) konzentrieren, was aber wegen des Texts schwer fällt. Ja, das soll ironisch sein, und diese Idee zieht sich durch das Album, aber...was vielleicht an "Le Fil" so charmant war, abgesehen davon, dass Camille von dem Gefühl lebt, hinter der Fassade würden Abgründe lauern, waren die französischen Texte. Natürlich, den Wortwitz von "Janine I bis III" verstand man, aber sonst war man texttechnisch eher im Dunkeln, ohne umfassende Französischkenntnisse, und jetzt ist man gezwungen, nicht nur den Gesang zu beurteilen, sondern einerseits die Englischkenntnisse und die Textqualität. Daraus erklärt sich dann auch, warum das Album an den Stellen am besten ist, wenn Camille Französisch singt oder überhaupt nichts textliches.
Das ist jetzt nicht falsch zu verstehen: "Music Hole" ist immer noch um Welten besser als andere Alben. Um die Qualität ihrer Stimme weiß Camille selbst auch, wenn sie auf "Money Note" (eingeleitet mit den Worten "Rich Bich") ironisch vermerkt, was Mariah Carey stehle, könne sie schon lange. Sie weiß, was sie mit der Stimme alles anfangen kann, welche Reichweite sie hat, und wie spannend es ist, damit zu experimentieren. Vielleicht wäre es aber an einigen Stellen besser gewesen, statt kurzer, zugegebenermaßen unterhaltsamer Songs, ein bisschen zu verweilen und mehr geniale und introvertierte Stücke wie "The Monk" auf die Platte zu tun.
Auf "Cats and Dogs" funktioniert die Idee des kurzen, einfachen Songs perfekt: immer wieder eine Wiederholung der Zeilen "Cats and Dogs are / not friends / they just pretend / they just pretend / it's just emotions we invent / like photographs we put on shelves".
Der schönste Song des Albums ist "Winter Child", der konventionell beginnt und dann alle Stärken aufweist, die Camilles Musik ausmachen. Sie singt den Text, sie begleitet sich selbst (This is the Middle of the Night / This is the Middle of the Night"), die Untermalung ist minimal.
"Music Hole" ist ohne Frage ein schönes Album, aber es ist nicht so gut, wie es sein hätte können, wenn man "Le Fil" als Ausgangspunkt einer Weiterentwicklung betrachtet. Es ist vielleicht eine kurze, ironische Zwischenbemerkung, bevor das profunde Hauptwerk beginnt.
"Le Fil", das Vorgängeralbum, ist seit dem Erscheinen auf und ab gelaufen. Ich kann die Anfangssequenz von "Ta Douleur" und "Vous" unaufgefordert vor mich hinsummen und glaube nicht, dass sie jemals aus meinen Gehirnwindungen verschwinden werden. Jetzt beginnt aber "Gospel With No Lord", der ein paar Monate nach dem oben beschriebenen Ereignis das neue Album "Music Hole" eröffentlich, schockierenderweise zuerst mit einem geflüsterten "Allez Camille, Allez Camille" und dann mit englischem Text. Die Anfeuerungsrufe ließen sich musikhistorisch noch gut in Scout Nibletts Diktum "Does Anyobody Know A Cute Girl With Some Pom Poms? / Cause Everybody Needs A Cute Girl With Some Pom Poms" einordnen. Aber das darauffolgende ist mühevoll zerlegbar: Man will sich auf die Stimme konzentrieren, auf das musikalische Arrangement ("Music Hole" ist über weite Strecken à capella, und Camille ist ihre eigene Beatbox) konzentrieren, was aber wegen des Texts schwer fällt. Ja, das soll ironisch sein, und diese Idee zieht sich durch das Album, aber...was vielleicht an "Le Fil" so charmant war, abgesehen davon, dass Camille von dem Gefühl lebt, hinter der Fassade würden Abgründe lauern, waren die französischen Texte. Natürlich, den Wortwitz von "Janine I bis III" verstand man, aber sonst war man texttechnisch eher im Dunkeln, ohne umfassende Französischkenntnisse, und jetzt ist man gezwungen, nicht nur den Gesang zu beurteilen, sondern einerseits die Englischkenntnisse und die Textqualität. Daraus erklärt sich dann auch, warum das Album an den Stellen am besten ist, wenn Camille Französisch singt oder überhaupt nichts textliches.
Das ist jetzt nicht falsch zu verstehen: "Music Hole" ist immer noch um Welten besser als andere Alben. Um die Qualität ihrer Stimme weiß Camille selbst auch, wenn sie auf "Money Note" (eingeleitet mit den Worten "Rich Bich") ironisch vermerkt, was Mariah Carey stehle, könne sie schon lange. Sie weiß, was sie mit der Stimme alles anfangen kann, welche Reichweite sie hat, und wie spannend es ist, damit zu experimentieren. Vielleicht wäre es aber an einigen Stellen besser gewesen, statt kurzer, zugegebenermaßen unterhaltsamer Songs, ein bisschen zu verweilen und mehr geniale und introvertierte Stücke wie "The Monk" auf die Platte zu tun.
Auf "Cats and Dogs" funktioniert die Idee des kurzen, einfachen Songs perfekt: immer wieder eine Wiederholung der Zeilen "Cats and Dogs are / not friends / they just pretend / they just pretend / it's just emotions we invent / like photographs we put on shelves".
Der schönste Song des Albums ist "Winter Child", der konventionell beginnt und dann alle Stärken aufweist, die Camilles Musik ausmachen. Sie singt den Text, sie begleitet sich selbst (This is the Middle of the Night / This is the Middle of the Night"), die Untermalung ist minimal.
"Music Hole" ist ohne Frage ein schönes Album, aber es ist nicht so gut, wie es sein hätte können, wenn man "Le Fil" als Ausgangspunkt einer Weiterentwicklung betrachtet. Es ist vielleicht eine kurze, ironische Zwischenbemerkung, bevor das profunde Hauptwerk beginnt.
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