"derStandard.at: Ein User hat gepostet: "mit dem lif ist es so ungefähr wie mit dem i-phone: jeder kreischt und will es haben, weil es doch gar so chic ist. doch was es kann und ob es wirklich besser ist als anderen produkte hinterfragen nur die wenigsten". Was antworten Sie ihm?
Schmidt: (lacht) Das glaube ich nicht. Ich denke schon, dass man mit dem LIF etwas Inhaltliches verbindet, das haben wir sieben Jahre lang im Parlament bewiesen. Das mit dem Nicht-Hinterfragen ist also falsch. Womit er aber leider recht hat: Es gibt zu viele, die sagen: Das LIF wäre wichtig, aber wählen muss ich "meine" Partei. Das höre ich auch heute noch, immer wieder. Und da muss ich schon einen sehr guten Tag haben, damit mich das nicht ärgert. Denn wenn man uns nur will aber nicht wählt, gibt's uns politisch eben nicht."
Heide Schmidt im Interview mit dem Standard, am 26. August 2008
Politische Rationalität:
Überlegung 1: welche Partei muss ich wählen, um zu verhindern, dass A an der Regierung beteiligt wird?
Überlegung 2: Gehe ich Kompromisse ein, wie zum Beispiel eine generelle Unzufriedenheit mit schwammigen Programmen, unüberlegten Wahlplakaten, scheinbarer Ziellosigkeit und monatelanger Unsichtbarkeit einfach zu vergessen, nur um für mich das zu tun, was die Beteiligung von A verhindert, aber eben nur, wenn mehr so wie ich handeln?
Überlegung 3: Vielleicht sollte man einfach die Partei wählen, die einem am nächsten steht, und sich auf das ganze Taktieren nicht einlassen?
Überlegung 4: Aber doch nicht ausgerechnet bei DIESER Wahl? Doch nicht ausgerechnet jetzt, wo es um alles geht?
Das Programm des LIF
Die Charta des LIF
Ungefähr die gleiche Diskussion hat schon vor einigen Wochen stattgefunden, als die Kandidatur des LIF noch gar nicht feststand (und ich schwöre, als sie dann angekündigt wurde habe ich in meinem Kopf das verschreckte Aufstöhnen hunderter Grün-Politiker gehört): wenn ich mit einem System unzufrieden bin, nehme ich dann daran Teil und wähle das geringste Übel (Systembejahend), oder nehme ich nicht daran Teil und verspiele damit die Chance, eine Situation, die sich sowieso nicht wesentlich ändern kann, mitzugestalten?
1 comment:
Mit "DIESE WAHL" meinte ich den Umstand, dass die FPÖ bei einer Wiedervereinigung mit dem BZÖ um den 1. Platz mitspielt, was wahrscheinlich auch Anhänger des LIF schockiert und was, egal wie sehr ich Überlegung 1 folgen möchte, immer mit einfließt. (übrigens würde das nicht heißen, dass ich meine Entscheidung dann sofort treffen könnte, aber es würden andere Überlegungen entscheidend werden als wenn ich über mögliche Koalitionen nachdenke).
Für mich gilt Überlegung 3 nur dann vorbehaltlos, wenn ich davon überzeugt bin, dass alle anderen WählerInnen sich genau wie ich über ihre eigenen ökonomischen und sozialen Interessen bewusst geworden sind, sich umfassend informiert haben und dementsprechend ihre Entscheidung treffen. Das ist aber ein Idealbild - und deswegen muss ich bei meiner Entscheidung auch noch andere Dinge miteinbeziehen.
Ich würde es begrüßen, wenn viele kleinere Parteien im Parlament sitzen würden, wenn Kompromisse notwendig wären, wenn thematische Koalitionen geschlossen werden etc., aber das ist schon allein wegen der 4-Prozent-Hürde schwierig.
Vielen Dank für den Link. Was die Wahlplakatgestaltung, das Design und den Auftritt in der Öffentlichkeit betrifft, macht das LIF alles richtig.
Post a Comment