Tuesday 28 October 2008

Paranoid Park

Gus Van Sant kehrt an seinen Ausgangaspunkt zurück. "Paranoid Park" spielt in Portland, Oregon, und bearbeitet eine ähnliche Szene wie Larry Clarks "Ken Park". Der Film basiert auf einem Roman von Blake Nelson.
"Paranoid Park" ist eine nichtchronologisch erzählte Geschichte eines Totschlags. Alex (Gabe Nevins) ist Skater und verantwortlich für einen furchtbaren Unfall, bei dem ein Bahnsicherheitsmann ums Leben gekommen ist. Aber wie in "Elephant" geht es nicht um das Verbrechen, um die Gründe, um die Auflösung, sondern um die involvierten Charaktere - um ein komplexes Bild eines Menschen, bei dem es keine einfachen Antworten auf die Frage "warum" gibt. Alex Eltern sind in einer emotional brutalen Scheidung, Alex sucht Anschluss und findet ihn bei den Skatern im sogenannten Paranoid Park, eine Mischung aus Jugendlichen aus der Gegend und Tramps, Punks, Obdachlosen. Der Polizist, der in die Schule kommmt, weil es am Tatort Beweise gibt, die den toten Sicherheitsmann mit der Skaterszene verknüpfen, dringt in eine komplexe "community" ein, die sich so eigentlich gar nicht wahrnimmt. Sie sind Skater, aber nicht automatisch befreundet (“It’s not like a community. It’s not like we know each other.”) Das schließt schon im vorhinein aus, dass "Paranoid Park" so etwas wie das Portrait eine Szene sein könnte - dafür sind Van Sants Filme immer zu subjektiv (er will keine größeren Zusammenhänge zeigen, sondern wie sie sich unter Umständen in einzelnen Menschen auswirken, die sich ihrer gar nicht bewusst sind).
Alex fühlt sich schuldig, und eine Freundin zeigt ihm einen Ausweg: er soll das, was passiert ist, als Brief schreiben. Die Szene, in der dies gezeigt wird - der Vorschlag, der überhaupt erst zu diesem Narrativ geführt hat - spielt sich erst gegen Ende des Films ab. Macy sagt, lass mich der Mensch sein, dem du diesen Brief schreibst, was ein spannender kleiner Versuch ist, zu erklären, wie Menschen sich selbst Sinn geben, als Teil einer fremden Geschichte, und indem sie die eigene in erzählbare Form bringen, selbst wenn sie das Geschriebene am Ende verbrennen.

2007. Regie: Gus Van Sant, Drehbuch: Gus Van Sant, Blake Nelson, mit Gabe Nevins, Taylor Momsen, Scott Patrick Green, Jake Miller, Lauren McKinney, Daniel Liu.

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