Sunday 12 October 2008

Tomte - Heureka

Eine Entfernung.

In einem Titel heißt es, "Nichts ist so schön auf der Welt wie betrunken Musik hören" - aber nur eine Albumhälfte lang, und selbst da sind keine Lieder dabei, die mit "In Köln und dann auf meinem Zimmer", "Wilhelm das war nichts", "Die Schönheit der Chance" oder auch nur "Wir fragten deinen Dealer" vom letzten Album Schritt halten könnten. Ich mag auch But Alive lieber als Kettcar - ja, betrunkene Weinerlichkeit war immer schon ein wichtiger Bestandteil der Band, aber sie hat zu etwas geführt, zu einer aufrüttelnden Wut, zu schweißtreibendem Exozismus, zu etwas, das zumindest aus der Entfernung wie eine Lösung ausgesehen hat. In diesem Kontext machen die einfachen Texte Sinn, diese kurzen Phrasen, die sich einschreiben, die vielleicht aus jedem anderen Mund abgegriffen geklungen hätten. Aber jetzt - jetzt klingen die Merksätze aus Thees' Mund abgegriffen.
4 Songs lang geht es noch halbwegs gut, vom titelgebenden "Heureka" bis "Wie siehts aus in Hamburg" ("du bist ein hübscher Junge / in einem schönen Quartier / fühl dich einmal wie ein König / Ich weiß heut nicht geht jemand mit zu dir"). Aber wenigstens die Gitarren wollen noch was von uns, die haben eine Richtung.
Aber dann muss man sich zum Trost vergangene Lieder in Erinnerung rufen: "Damals als wir Chancen hatten blieben wir für Jahrzehnte stehen" oder "zurzeit liebt jemand ein Mädchen aber leider nicht andersrum" oder "das ist kein Urlaub, das ist eine Reise, das ist alles andere als die gute Seite".
Mit Tocotronic verbindet mich eine Annäherung, eine Überschneidung. "Pure Vernunft darf niemals siegen" war das richtige Album im richtigen Moment, und "Kapitulation" war zur Lebenserklärung fast schon ein bisschen zu perfekt gezimmert. Aber Tomte - bei Tomte bringt mich jedes neue Album weiter weg von dem Gefühl, das ich mit 16, 17, in den Wochen vor der Matura so sehr an dieser Band geliebt habe. Die Songtitel sind besser als die Songs. Und das ist so verdammt schade!

"Dein Herz sei wild" - vielleicht wird das ja wieder was mit uns. Eine neue Chance verdienen sie jedes Mal wieder. "Da ist eine Wahrheit, die es zu verteidigen gilt".

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