Thursday 18 December 2008

Blitzen Trapper - Furr / Fleet Foxes - Fleet Foxes

In der alljährlichen Best-Of-Show des NPR All Songs Considered Podcasts stellte Carrie Brownstein, ehemaliges Mitglied der inzwischen aufgelösten Band Sleater-Kinney, die Theorie auf, dass die letzten Jahre von der Wut auf die politische Situation geprägt waren, während 2008 einfach alle aufgaben um ihren inneren Frieden im Wald zu suchen - vor allem bärtige Männer, vor allem in den Wäldern im State of Washington oder Oregon. Das Ergebnis dieser Strategie zur Bewahrung der eigenen Kreativität und Hoffnung: irritierende Texte wie der des Titeltracks von "Furr":
"Yeah, when I was only 17,
I could hear the angels whispering
So I droned into the words and
wondered aimlessly about till
I heard my mother shouting through the fog
It turned out to be the howling of a dog
or a wolf to be exact.
The sound sent shivers down my back
but I was drawn into the pack.
And before long, they allowed me
to join in and sing their song.
So from the cliffs and highest hill, yeah
we would gladly get our fill,
howling endlessly and shrilly at the dawn.
And I lost the taste for judging right from wrong.
For my flesh had turned to fur, yeah
And my thoughts, they surely were turned to
instinct and obedience to God."

Die sechsköpfige Band aus Portland. "Furr" ist ihr drittes und bisher bestes Album, mit vielen Lieblingsliedern dieses Jahres: neben "Furr" vor allem "Bread for Gold" (wieder so ein unglaublich guter Anfang: "I’m a broke down wreck with a ball and chain / Just sitting in the kitchen with my fortune to fame / There’s a monkey in a glass case calling my name / There’s a midget on his back/ He’s waiting for the midnight train") und "God & Suicide".
In irgendeinem Review stand, Blitzen Trapper klingen wie eine alte, nach Erde riechende Decke, die schon ewig am Sitz eines Geländewagens liegt. Merkwürdigerweise finde ich dieses Album besser geeignet als so manch anderes, was als "urban" verkauft wird, um mich durch diese Stadt tragen zu lassen. Dabei ist das eher ein wortwörtliches "Verlass die Stadt", eine Ansammlung an Geschichten, die an irgendeinem Punkt der letzten Jahrhunderte passiert hätten können, die so weit vom städtischen Lebensraum entfernt sind wie nur möglich. Da ist eine Sehnsucht nach einem anderen Leben, gemeinsam mit der Idee eines Wandels, der stattfindet - ein "coming of age".
Das selbstbetitelte Album der "Fleet Foxes" führt die meisten Bestenlisten dieses Jahres an. Die fünfköpfige Band stammt aus Seattle, hat aber wie "Furr" gar nichts mit der großen Stadt am Hut. Weniger in den Texten als in der Musik, mit barocken Harmonien, großer Malerei mit einfachen Mitteln, werden große Landschaftsbilder erdacht, von "Sun It Rises" über "Tiger Mountain Peasant Song" oder "Blue Ridge Mountains". Das ist vielmehr ein Anschluss an die romantischen amerikanischen Landschaftsbilder des 19. Jahrhunderts als an irgendetwas, was in den letzten Jahren passiert ist. Das schönste Lied des Albums und wahrscheinlich eines der schönsten, das überhaupt dieses Jahr erschienen ist: "White Winter Hymnal".
"I was following the pack
all swallowed in their coats
with scarves of red tied 'round their throats
to keep their little heads
from fallin' in the snow
And I turned 'round and there you go
And, Michael, you would fall
and turn the white snow red as strawberries
in the summertime."
Ein einfacher Text, immer wieder wiederholt, geschrieben von bärtigen Männern im Wald. What a strange year this must have been.

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