Sunday 28 June 2009

Sweeney Todd - The Demon Barber of Fleet Street

"There's a hole in the world like a great black pit
and the vermin of the world inhabit it
and its morals aren't worth what a pig could spit
and it goes by the name of London.
At the top of the hole sit the privileged few
Making mock of the vermin in the lonely zoo
turning beauty to filth and greed."

"Sweeney Todd", basierend auf einem Musical des Amerikaners Stephen Sondheim, ist eine moderne Fassung des "Graf Monte Cristo" ohne Happy End, basierend auf einer britischen urban legend aus dem 19. Jahrhundert. Ein Barbier, der nach 15 Jahren Exil in seine Heimatstadt London zurückkehrt, findet heraus, dass der Richter, der für die unrechtmäßige Verurteilung verantwortlich war, seine Ehefrau in den Tod getrieben hat und seine Tochter als Mündel adoptiert hat (und plant, diese zu heiraten). Er schwört Rache, und geht eine Art Zweckpartnerschaft mit seiner Nachbarin Mrs. Lovett (Helena Bonham Carter) ein, die einen nicht sehr erfolgreichen meat pie shop betreibt. Er schwört Rache: bis er an Richter Turpin (Alan Rickman) selbst seine Barbiersmesser rot färben kann, beginnt er, die männliche Bevölkerung Londons zu dezimieren: denn entweder, sie verdienen den Tod, oder er kann sie von ihrem Leiden befreien. In einer Maschinerie des Todes, die rational durchdacht ist, liefert Todd das Fleisch für Mrs. Lovetts shop, der allsbald zu florieren beginnt. In einer der besten Szenen des Filmes überlegen die beiden, welche Profession die Opfer dazu prädestiniert, besonders gutes Fleisch zu liefern.
Aber natürlich kann ein Mann, der nur noch in der Vergangenheit und in Rachefantasien lebt, der bereits ein Dämon, kein Mensch, mehr ist, den Weg zurück zum Glück nicht finden. "Sweeney Todd" ist keine Geschichte über Vergebung und Erlösung - sondern eine Tragödie über einen Mann, der bereits in den ersten Momenten des Filmes, auf dem Schiff nach London, längst nicht mehr der Mensch ist, der er einmal war, sondern nur noch eine leere Hülle mit einem einzigen Verlangen. Letztendlich ist er selbst der Schmied seines Unglücks, als er kurz vor seinem Tod erkennt, dass er, wäre er weniger besessen von Rache gewesen, noch sein altes Glück zurückbekommen hätte können.
Die Kombination aus Sondheims Musik, Tim Burtons Bilder, und dem bewährten Burton-Schauspieler Depp, unterstützt durch Carter und Rickman (Anthony Stewart Head hat übrigens auch einen blink and you'll miss it-Auftritt, leider keine singende Rolle) funktioniert perfekt - und neben dem moral tale von Rache wird auch noch eine der heutigen Gesellschaft eingeschriebenen Geschichte von Rationalität und Verwertbarkeit erzählt, die sich über jegliche konventionelle Moralvorstellungen hinwegsetzt - wobei diese unmenschlich erscheinende Rationalität und Pragmatismus Mrs. Lovetts dadurch gelindert werden, dass sie doch, wenn auch durch ein Zerrglas, eine unglücklich Verliebte ist, die bloß von einem glücklichen Familienleben träumt - bloß leider mit einem Mann, der innerlich schon längst zerbrochen ist.

2007, Regie: Tim Burton, mit Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman, Timothy Spall, Sacha Baron Cohen, Jamie Campbell Bower, Laura Michelle Kelly, Jayne Wisener, Ed Sanders.

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