Thursday 23 July 2009

2nd Thoughts

Ich gebe zu, dass mein negatives Review des neuesten Potter-Filmes unter Umständen damit zusammenhängt, im Kinosaal mit Horden 12-14jähriger Teenager gesessen zu haben, die in der Überlänge-Pause darüber diskutierten, ob Ron niedlich oder grauslich ist. Das war meine Schuld, weil 1). Freitagvorstellung um 20:30 in einem relativ großen Kino und 2). Schock-Horror-Graus nicht die englische Originalfassung (Todesser? What?), und deswegen werde ich dem Film unter Umständen noch eine 2. Chance geben, auch weil mir während des Reviewschreibens aufgefallen ist, dass ich eine merkwürdig unkritisch hohe Meinung vom Vorgängerfilm habe - die vielleicht nicht darauf beruht, dass er besonders gut gemacht gewesen wäre, sondern dass mich die darin behandelten Themen (eine Gesellschaft zerbröckelt unter dem "Kampf gegen den Terror", die Frage der inneren Sicherheit, die Konflikte von Harry irgendwo zwischen großer Bestimmung und dem Versuch, trotzdem ein eigenes Leben zu führen) einfach mehr interessieren, als das Teenie-Drama von "Harry Potter and the Half-Blood Prince". Erschwerend kommt noch dazu, dass ausgerechnet die beste Szene des Romans, in dem Hogwartschüler vereint mit dem Phönixorden gegen Bellatrix Lestrange und Co kämpfen und dabei auch Verluste zu beklagen sind, weggelassen wurde (und ich wollte ein Szenario ungefähr wie "Graduation Day Part II" aus der dritten Buffystaffel).
Der "Buffy"-Vergleich hinkt natürlich, und genau in den Punkten, wo sich der story arc von Harry Potter von "Buffy" unterscheidet, sackt meiner Meinung nach Rowlings Story heftig ab. Die Nebencharaktere sind niemals so komplex wie bei Joss Whedon, wo man selbst bei den kleinsten Figuren zu ahnen glaubt, dass der jeweilige Autor eine ganze Geschichte zu ihnen im Hinterkopf hat, auch wenn man diese nicht zu sehen bekommt (gute Beispiele dafür sind Larry und Jonathan, bevor er Teil des Trios wurde). Was ich wahrscheinlich nach dem letzten Film umfangreicher diskutieren werde, vielleicht auch, nachdem ich "The Deathly Hallows" nochmal gelesen habe (denn das einzige Mal bisher war ein Schnelldurchlauf, da in meinem Freundeskreis nur eine einzige Ausgabe kursierte, die alle lesen wollten), ist die Coda der Geschichte, die mich ein bisschen enttäuscht hat. Bloß, weil der große Gegner besiegt ist, heißt das noch lange nicht, dass alles Friede-Freude-Eierkuchen sein muss. Die Welt besteht nicht nur aus Gut-und-Böse und spätestens seit der Fahrstuhl-Szene in "Angel" ist klar, dass das Böse nicht endgültig besiegt werden kann, und selbst eine Fantasystory wird flach, wenn sie von diese Vermutung ausgeht. Ich verstehe, warum eine Autorin endgültig mit ihren Figuren abschließen will, um endlich auch mal in einem anderen Universum zu schreiben, und deswegen klärt, wie der Rest des Lebens der Protagonisten aussehen wird - aber irgendwie hat das der Geschichte ihre ganze Kraft genommen, wie mich auch das Finale von "Battlestar Galactica" enttäuscht hat. Das hat bei "Six Feet Under" so gut funktioniert, weil es in der Serie um den Tod ging, also war es nur konsequent, das Leben aller Charaktere auch enden zu sehen.
Die größte Differenz zwischen Joss Whedons Art, Geschichten zu schreiben, und der Harry-Potter-Serie, ist aber die Bereitschaft, dass Beziehungen glücklich enden und die Hauptcharaktere mehr oder weniger "sicher" sind- ja, ein paar Nebencharaktere werden geopfert, und das erzeugt auch eine gewisse emotionale Resonanz, aber der richtig große Schlag fehlte am Ende doch, vor allem, nachdem die vorhergegangenen Romane immer mit einem schockierenden Tod endeten. Bei Joss bedeutet persönliches Glück meistens, dass in der nächsten Szene ein Schuss fallen wird, oder dass jemand von einem Dämon als Hülle benutzt wird und keine Hoffnung (wobei die Comic das relativieren, aber das geht jetzt über den Inhalt hinaus) auf eine Wiederherstellung besteht. Vielleicht ist "Harry Potter and the Half-Blood Prince" auch einfach nur der Beweis, dass ich ein bisschen zu viel hineingelesen habe, und meine Erwartungshaltung nicht auf dem eigentlich verfügbaren Material beruhten, sondern auf dem, was ich mir mit meinem popkulturellen Hintergrund noch so dazugedichtet habe.

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