Friday 18 September 2009

David Bazan - Curse Your Branches / The Rural Alberta Advantage - Hometowns

"We live in this old aching town:
Our creaking bones won't make a sound.
You felt the old bridge weigh us down.
Let's try to turn our love around
and take the Dethbridge out of town."

The Rural Alberta Advantage: The Dethbridge in Lethbridge

The Rural Alberta Advantage, eine vierköpfige Band aus Toronto, veröffentlichte ihr Debütalbum "Hometowns" ursprünglich vor einem Jahr. Die Veröffentlichung auf "Saddle Creek", dem Label, das seit etwa acht Jahren vor allem durch Bands wie Bright Eyes, Azure Ray und Now It's Overhead bekannt sind, verschaffte der Band eine größere Öffentlichkeit.
Der Titel des Albums gibt die Richtung vor: in "Hometowns" geht es um Heimat, um Orte, Beziehungen, alles, was einen Menschen an eine Sache bindet. Die Liebeslieder, vor allem "Rush Apart" und "Drain the Blood", verfügen immer über ein erschreckendes Element, Andeutungen eines beginnenden Unglücks. "Well I felt you drain the blood / from my left ventricle / anytime you said you would change my heart into petrified wood." - heißt es in "Drain the Blood", "It's too late now to hold on to a grudge/ When you open arms and open heart you can never open too much / If you drain the fluid from my screaming lungs I know I'll die." in "Rush Apart". Dabei gelingt der Band eine erstaunliche Gratwanderung: emotional, aber nicht pathetisch oder weinerlich (wie gewisse Labelkollegen in letzter Zeit), musikalisch vielfältig, ohne zu verspielt zu sein, fokusiert auf den Rhythmus und die Texte, aber nicht engstirnig.

Als David Bazan vor einigen Jahren sein Projekt "Pedro the Lion" auflöste, verfiel er in eine Sinnkrise. Zuvor war er von vielen Seiten unter dem Label "Christian Rock" gehandelt worden, obwohl seine Songs christliche Themen meistens von einer düsteren Perspektive aus betrachteten, aus der Gott eher wie ein unbeteiligter, wütender Herrscher aussah ("Bad Things To Such Good People"), als wie ein weiser Hoffnungsträger, und die Fehlbarkeit der Menschen selten durch ein Licht am Ende des Tunnels aufgehellt wurde (wie in "Priests and Paramedics", wo die zentrale Textzeile ""You're gonna die, we're all gonna die / Could be twenty years, could be tonight" lautete.)
"Curse Your Branches", fünf Jahre später, dreht sich um Bazans religiöse Krise und seinen Alkoholismus. Es ist musikalisch komplexer und weniger Lo-Fi als die alten Pedro the Lion-Alben, bewahrt sich aber die Unmittelbarkeit und Intensivität, der sich der Zuhörer nicht entziehen kann.
Dass Religion immer noch eine große Rolle spielt, auch wenn sie Bazan inzwischen als Agnostiker bezeichnet, zeigt sich bereits in den ersten Textzeilen des Albums:
"You’ve heard the story you know how it goes / Once upon a garden we were lovers with no clothes / Fresh from the soil we were beautiful and true / In control of our emotions to till we ate the poison fruit. / And now it's / Hard to be / A Decent Human Being."

David Bazan: Hard to Be
In Zeiten wo Künstler unreflektiert über Dinge singen, die dann einfach im Raum stehen bleiben, ist es eine angenehme Abwechslung, auf David Bazan zurückgreifen zu können, der seinen eigenen Konflikt intelligent und ehrlich darstellt. In "Bless This Mess" wollte er, wie er in einem Interview sagte, die pathetische Verwendung von "God Bless" auf den Prüfstand stellen, in dem er die Formel auf Dinge anwendet, die diesen Wunsch vielleicht tatsächlich verdient haben (statt der überwältigenden Verwendung im Rahmen des "War on Terror" - "God Bless America"): "God bless the man who stumbles / God bless the man who falls/ God bless the man who yields to temptation"

Zwei wichtige Alben, in einem Jahr, das bisher nicht viel hervorgebracht hat, was vielleicht länger hält als ein paar Monate.

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