Friday 22 January 2010

Skins - You are disgraceful young women.

Skins: 3x04 Pandora.

Pandora / Effy



„Pandora“ ist für mich die erste wirklich gute Folge von „Skins“, die ohne überdrehte subplots auskommt, um die Story zu erzählen, die die Charaktere weiterentwickelt und Seiten zeigt, die wir noch nicht kennen, und die kommenden Konflikte besser etabliert, als die drei Vorgängerfolgen. Ein Grund dafür ist, dass es eigentlich eine Ensemblefolge ist – Pandora selbst verbringt etwa ein Drittel der Folge eingesperrt in der Toilette ihres Hauses, als ihre Party außer Kontrolle gerät – Pandora wird dadurch also wie Thomas zu einer Facilitatorin der anderen Charaktere, bekommt aber selbst noch genug Handlung (und das wunderbare Ende der Folge), um am Ende nicht mehr die selbe zu sein wie am Anfang.
Dabei ist Pandora ein Charakter, den man leicht überschätzt: sie redet viel Unsinn (vor allem redet sie viel), sie ist verglichen zu Effy naiv und das Gegenteil von erfahren, und wir haben sie bis jetzt nur als Effys wacky sidekick kennengelernt. Die Folge beginnt mit den beiden: nachdem Thomas das Land verlassen hat, ist das einzige, was Pandora geblieben ist, seine Kette. Und genau in diesem Moment, in dem sie eine Freundin bräuchte, bricht in Effys Leben das Chaos aus: während Pandora in Effys Küche an ihrem Liebeskummer elaboriert (und der Übergang von Wahrheit zur Lüge, am Telefon mit ihrer Mutter, erstaunlich nahtlos ist), erfährt Effys Dad in einer spektakulären Inszenierung von Antheas Affäre. Die Szene gewinnt vor allem dadurch, dass Effy normalerweise unberühbar ist: das einzige Mal, in dem sie nicht die ruhige, objektive Beobachterin war, beobachtete sie, wie ihr Bruder von einem Bus überfahren wurde. Während sie den brutalen Fall-Out beobachtet, ist sie so ungewöhnlich verwundbar (makellos gespielt von Kaya Scodelario) – und Pandora verwandelt sich sofort von der Freundin, die Hilfe braucht, zum hilfsbereiten sidekick.
Effy: “They fuck you up.”
Pandora: “They don’t mean to, Eff.”
Effy: “But they do.”
Dieser Moment is wichtig weil wir später sehen, wie “fucked up” Pandoras überängstliche Mutter ist: während Effys Leben weitgehens ohne elterliche Kontrolle abläuft, muss Pandora um jedes bisschen Freiheit kämpfen, und kommt nicht ohne Lügen und Betrug aus. In Folge dieser Szene stellt Effy die Frage, die wir bis jetzt noch nicht beantworten konnten:
Effy: “Pandora, why are we friends? Do you ever wonder?”
Pandora: “Well that’s super easy. You’re my pal because you’re the coolest ever, and I’m yours because I totally do everything you say and none of your boyfriends ever want to surf me cause I’m useless.”
Effy: “That’s it?”
Pandora: “Yeah.”
Es ist eine Überraschung, wie gut Pandora die Dynamik ihrer Freundschaft versteht – mit Effy befreundet zu sein, bedeutet ständiges Abenteuer, aber Effy ist eine miserable Freundin. Und Pandora kennt sie besser, als wir bis jetzt gedacht hätten, und weiß von der „unknowable“ Effy vielleicht mehr, als sie selbst von sich.

Katie

 Das ist auch die erste Folge der Serie, in der Katie mehr ist als das Klischee einer oberflächlichen, bösartigen Tussi: in der wir eine Idee davon bekommen, dass hinter der Fassade vielleicht ein besorgter, unsicherer Teenager steckt (und Megan Prescott, die irgendwie den härteren Job als ihre Zwillingsschwester hat, spielt diese beiden Seiten ihres Charakters perfekt). Katie ist eigentlich diejenige, die (mit Effys Hilfe) Pandoras kindische Pyjama-Party zerstört – sie bringt die Drogen mit (mit denen sie unterhaltsamerweise Pandoras Mutter außer Gefecht setzen) – aber gleichzeitig ist sie auch die einzige der Gruppe, die, als die Situation kippt, besorgt um Pandora ist. In dieser Folge sind Effy und Katie das erste Mal „on the same page“, nachdem Katie bis jetzt so verzweifelt versucht hat, Effys beste Freundin zu werden, und abgeblitzt ist. Gleichzeitig ist das auch der einzige Moment in der Story von „Skins“, in der Katie mit Naomi zurechtkommt (wo die beiden zum Schrecken Emilys darüber witzeln, was das letzte Jahr über passiert ist), statt sie zu terrorisieren.

Emily

Das interessante daran, dass Emily gegenüber Naomi zweimal abstreitet, lesbisch zu sein, ist ja, dass sie gerade gegenüber Naomi dafür keinen Grund hätte, dass sie nur nicht weiß, wie sie unter dem Einfluss ihrer Schwester sie selbst sein kann (sie realisiert nicht erst jetzt, wer sie ist – schließlich weiß der kleine Bruder schon längst von der „box full of fannies“ unter ihrem Bett).
Naomi: “Right. I don’t know why she invited my anyway. I hardly know her.”
Emily: I asked her to invite you.”
Naomi: “I thought we sorted his out.”
Emily: “No, I didn’t mean like.. Well, it doesn’t hurt to get to know each other.”
Naomi: “Emily”
Emily: “We’re in the same class. We’ll be hanging out for the next two years.”
Naomi: “Emily... you’re gonna tell people you’re gay anytime soon?”
Emily: “What? I’m not.. I’m not gay.”
Naomi: “I’m telling you Emily, you haven’t thought this through, have you?”
Emily: “No.”
Naomi: “So can I just say this again: me not muffmuncher, me cockcruncher.”
Naomi ist noch ein bisschen komplizierter, aber nach den Andeutungen, die wir von ihr über Katie bekommen haben, hat sie wahrscheinlich gerade ein paar Monate damit verbracht, fremddefiniert zu werden – und deswegen ist es nicht mehr egal, was andere Menschen von ihr denken, wie man vielleicht von ihrer sonstigen Charakterisierung ans nonkomformistischer, politisch interessierter Teenager glauben könnte. Als sie nach dem ersten Kuss die Drogen als Ausrede nimmt („it’s only the drugs, right?“), ist sie diejenige, die lügt – während Emily genau da endlich zugibt, dass sie lesbisch ist („You’re gay!“ / „Yes“).

Cook / JJ / Effy

Effy als Katastrophe, die die drei Musketiere auseinander bringt: hier hat Freddie bereits die Enscheidung getroffen, Cook sich selbst zu überlassen, aber JJ, der Veränderungen nicht mag, spielt weiterhin bereitwillig seinen sidekick („Do you see Freddie? Did we invite Freddie?” /
“No” / “And why didn’t we invite him?” / “Because he’s a fun sponge.”). Im Laufe des Abends stellt sich heraus, dass Effy immer wieder auf ihn zurückfallen wird, wenn es ihr nicht gut geht (während Freddie im Laufe der Staffel zu einer Art “higher goal” wird, für das sie ihre schlechten Angewohnheiten ablegen muss – was entscheidend besser funktonieren würde, wenn die beiden Charaktere Chemie hätten). Cook wird hier als eine Art Spiegelbild zu Effy etabliert (er sagt zu ihr “You don’t give a fuck about anything, do you?”, ein Satz, der genau so auf ihn selbst zutrifft). Während sie Pandora im Stich lässt, vergisst er auf JJ, der am Ende verängstigt in einer Ecke steht und von Freddie gerettet werden muss. Ihre Rationalisierung gegenüber Freddie (in dieser Folge entschuldigt sich Effy zweimal, obwoh sie eigentlich als Charakter etabliert ist, der sich NIEMALS für irgendwas entschuldigt):
“I didn’t mean to fuck everything up. My parents are splitting up. I’m sorry. I got trashed.”
Pandora / Cook

Die gute Seite, die wir von Cook kennenlernen: Manchmal ist seine Art, die eigenen Handlungen nicht zu hinterfragen, nicht nachzudenken, bevor er etwas tut, und niemandem mit Vorurteilen zu begegnen, ein ziemlich guter Ansatzpunkt für andere Charaktere. Am Ende der katastrophalen Party, als sich Pandora endlich wieder aus dem Klo traut, ist er genau das, was sie in dieser Situation braucht: der einzige, der bereit ist, wirklich Twister zu spielen, und dann mit ihr zu schlafen (ihre beiden Ziele für den Abend: „Play twister and find out about sex“). Irgendwie ist Cook in dieser Szene genau der Freund, den Pandora braucht. Dass sie damit zwei Regeln bricht: nämlich Effys Freunde in Ruhe zu lassen, und Thomas betrügt, ist eine andere Geschichte, die nichts daran ändert, dass diese Szene herzerwärmend ist (CUTE. So CUTE). Nachdem sie Effy ihre Selbstsucht vorgeworfen hat („you do everything you like, just because you’re depressed”) und diese dann ausgerechnet gegenüber Katie zusammengebrochen ist („I ever get to be upset? Do I ever get to be anyone but me?”), ist die Auflösung der Folge nochmal ein Beweis dafür, wie gut Pandora Effy kennt, und dass sie vielleicht mehr Dinge sieht, als wir ihr zugestehen:

“Just because I’m useless doesn’t mean I’m nothing”

“He’s not yours Eff, he’ll never belong to anyone. That’s why you don’t want him.”

“You don’t make enough effort, Eff, you don’t know me.”

Und dann kommt Thomas zurück.

Random things:

“Do you think your mom and funny bear have been making monkey?” – possibly one of the best lines ever.

Naomis Blick als Pandoras Mutter fragt, ob die beiden Zwillinge “an den selben Dingen interessiert sind” (nach Pandoras „Katie and Emily. Completely similar“)

I love how Cook predicts every single thing that will happen during the party, JJ doesn’t believe him, and then he actually witnesses it first-hand.

“I don’t want a blowjob, I want my boyfriend back”. Pandora auf Effys anders gemeintes Angebot.

The power of the Cat Power, wasted on Freddie. Sorry, Freddie. I’m just not that into you.

Ich mag, dass Effy immer dann, wenn wir sie verwundbar sehen sollen, ungeschminkt ist: was sie um Jahre jünger macht – und Anthea ausgerechnet so einen Moment wählt um „you really are beautiful“ zu sagen, in einem kurzen Moment der Klarheit.

(und ja, vor dem circa fünften Mal ist mir nicht aufgefallen, dass die Frau auf dem Sextape, das Cook und Effy im Nachbarshaus finden, Pandoras Mutter ist.)

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