
Dass in einer solchen Welt alles nutzbar gemacht werden muss, wird klar, als eine Schriftstellerin (Leonor Varela), die ihn im Bus nach Tijuana trifft, diese Erinnerung per "true node" verkauft (eine Computerstimme weißt sie, während sie die Geschichte erzählt, darauf hin, dass sie nicht lügen darf) - und damit erstmals nach einer Dürreperiode wieder Geld verdient. Ein zahlungswilliger Kunde/Leser will mehr über diesen jungen Mann erfahren - später erfahren wir, dass es der von Schuldgefühlen geplagte Lenker jener Drone ist, die seinen Vater getötet hat.
Die hier gezeichnete Welt von unüberwindbaren nationalen Grenzen, kompletter Verwertung des Menschen sowohl in seiner Arbeitskraft (als Energie, die per Netzwerk in reichere Teile der Welt transferiert wird) als auch in seinen Gefühlen (die Schriftstellerin muss ihre Emotionen verkaufen, denn danach verlangen die Leser), ist erschreckend nahe an der, in welcher wir jetzt lesen. Zusätzliche Kraft gewinnt er, indem er Mexiko niemals verlässt: das ist die konsequent weitergedachte Globalisierung von der Perspektive der Peripherie, in der die reiche Welt unerreichbar bleibt (in einer beeindruckenden Szene sieht sich Memo als Bau-Roboter in einer Glasscheibe gespiegelt, arbeitend in einer nordamerikanischen Stadt, die er niemals wirklich kennenlernen wird). Am Ende des Filmes bleibt ein Ausweg offen, denn selbst dieses System ist verwundbar. Inwieweit dies tatsächlich Hoffnung bedeutet, bleibt allerdings offen.
Sleep Dealer, 2008, Regie: Alex Rivera, mit Luis Fernando Peña, Leonor Varela, Jacob Vargas, Emilio Guerrero.
"Push", so war auf einer beliebten Website mit Nachrichten aus Sci-Fi und Fantasy zu lesen, sei die Erfüllung des Potentials, das "Heroes" in seiner ersten Staffel hatte. Es ist die Geschichte von unfreiwilligen Helden, die nicht die Welt retten, sondern lediglich in Freiheit von den Besitzansprüchen des Staates leben wollen, der sie gebaut hat. Entstanden aus frühen Experimenten der Nazis, sind Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten im Jahre 2009 eine Selbstverständlichkeit: doch ein Geheimprogramm der USA experimentiert weiter, um die Fähigkeiten zu verstärken, und jagt unerbittlich all jene, die nicht kooperieren wollen.
Nick (Chris Evans), dessen Vater vor Jahren von Agenten der Regierung hingerichtet wurde, versucht ein freies Leben in Hong-Kong zu führen. Er schlägt sich mit kleineren con jobs durch, die er mit seiner Telekinesis bestreitet, ist aber nicht gerade gut darin. Eines Tages klopft die aufgeweckte Cassie (Dakota Fanning) an seine Tür, und erklärt ihm, dass er das Leben einer Frau retten muss. Cassie kann die Zukunft zeichnen (hence the name), die ist allerdings flüchtig und verändert sich mit jeder Entscheidung, welche die Protagonisten treffen.
Die Stärke des Filmes liegt nicht in der Geschichte, sondern in der Grundidee, dass die Menschen mit Fähigkeiten keine willigen Superhelden mehr sind, sondern Gejagte, die bloß ein Leben in Frieden leben wollen, aber zum Kampf gezwungen werden. Zusätzlich spielt der Film in Hongkong und wurde auch dort gedreht, und arbeitet mit einer ungewohnten Ästhetik, der man sich als Zuseher schwer entziehen kann (die Musik tut zum Aufbau einer guten Atmosphäre ihr übriges). "Push" ist damit unter ähnlichen Versuchen, sich am Superheldengenre abzuarbeiten ("Hancock", eben "Heroes") der gelungenste.
Push, 2009, Regie: Paul McGuigan, mit Chris Evans, Dakota Fanning, Camilla Belle, Djimon Hounsou, Ming-Na, Nate Mooney, Xiao Lu Li, Haruihko Yamanouchi.
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