Friday, 17 September 2010

Arcade Fire - The Suburbs

"Now the music dives us into tribes / You choose your side, I'll choose my side."
Suburban War

"Living in the sprawl / dead shopping malls rise like mountaints beyond mountains / and there's no end in sight."
Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)
Irgendwie arbeitet man sich sein Leben lang daran ab, in den Vororten der großen Städte aufgewachsen zu sein. Es ist diese merkwürdige Zwischenzone, nicht Stadt, nicht Land. Man verlässt sie, um zu studieren und zu leben, man kommt zurück, entweder weil man gescheitert ist (ein beliebtes Motiv der letzten Jahre, siehe "Garden State"), oder um eine eigene Familie zu gründen.
Die Suburbs sind der Ort des Mittelstandes, des Mittelmaßes. Sie bewahren die Werte der Gesellschaft, dort reproduziert sich die Gesellschaft. Im Widerstand zu ihrer Beengtheit werden Gegenpositionen mehr oder weniger artikuliert. Fortschritt und Kreativität haben ihr Zentrum woanders, aber ihre Funktion als Keimzelle des Mittelstandes macht sie als Motiv so interessant. Spannenderweise beginnen Arcade Fire in ihrer Abhandlung aber mit einem apokalyptischen Motiv (Douglas Coupland hat in "Girlfriend in a Coma" schon das Ende der Welt von einem Vancouver suburb aus betrachtet) von einem "suburban war", von fallenden Bomben ("but by the time the first bombs fell / we were already bored"), in denen die Kindheit zwischen den Häusern der 1970er, die jetzt fallen, nichts weiter als eine vage Erinnerung ist. Der "suburban war", die Langeweile, die Kinder, kehren immer wieder in die erzählten Geschichten zurück - und davon gibt es viele, auf einem Album, das mehr als eine Stunde dauert.
Zwischendurch kommen dann immer wieder diese Sätzen, die sich im Gehirn verfangen: "I would rather be alone / than pretend I feel alright" in "Ready to Start", "They say we're the chosen few but we're wasted / and that's why we're still waiting" in "Modern Man", ""Pray to god I won't live to see / the death of everything that's wild" in "Half Light II". "Rococo" richtet sich gegen die "modern kids", die komplizierte Worte verwenden die sie selbst nicht verstehen, "they seem wild but they are so tame" - eine Anklageschrift gegen eine nur oberflächlich freie und kritische Jugend, für die eine Haltung nichts weiter als Dekoration und Oberfläche ist.
Und da sind nur die Texte. Die Musik selbst ist treibend und tragend und übt einen regelrechten Sog aus. Sie wächst mit der Zeit, vor allem, wenn man sie immer wieder während der Busfahrt Richtung elterlicher Wohnhaussiedlung hört: "wishing you were anywhere but here / you watch the life you're living disappear / and now I see, we're still the kids in buses longing to be free."

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