Friday 17 September 2010

Titus Andronicus - The Monitor

"Like the time traveler who killed his grandfather / these cycles are bringing me down. / We could build a nice life together / if we don't kill each other first."
To Old Friends and New

Titus Andronicus "The Monitor" ist fast eine Art Gegenstück zu Arcade Fires "The Suburbs". Zwischen Ausschnitten aus politischen Reden (jene, die das Album einleitet, stammt von Abraham Lincoln, gehalten 1838, Jahre vor dem Bürgerkrieg. Hier heißt es "As a nation of free men, we will live forever or die by suicide") geht es um New Jersey, den Garden State. Eines meiner liebsten Zitate aus einem Essay von Sarah Vowell ("These Little Town Blues", in "Take the Cannoli", in dem es um Frank Sinatra get):
"My American punk top ten in no particular order: Jerry Lee Lewis from Nowhere, Louisiana; Richard Hell from Nowhere, Kentucky; Bob Dylan from Nowhere, Minnesota; the Fastbacks, Nirvana and Sleater-Kinney from Nowhere, Washington; Patti Smith, Bruce Springsteen, Allen Ginsberg, and Frank Sinatra from Nowhere, New Jersey. Perhaps it's coincidence that forty percent of my list are Garden State flowers, but I don't think so. Punk comes out of nowhere and where's more no than there?  This is the state Paterson native Ginsberg called "nowhere Zen New Jersey"; the place Freehold homeboy Springsteen referred to as a "dump"; the place Jerseyan Smith described in her song "Piss Factory"; the place, it is said, that even Sinatra has called a "sewer". Or, as my guidebook puts it, the state "has a superb interstate highway system for a reason".
Dieses "superb inderstate highway system" ist auch der Ort, an dem der erste Song stattfindet, und die einprägsamste Zeile auf "A More Perfect Union" (der Titel alleine schon: dieses uneinlösbare Versprechen, das die amerikanische Verfassung einleitet) ist eine Verkehrung der entscheidenden Zeile aus Bruce Springsteens "Born to Run: "Cause tramps like us, baby, we were born to die".
"The Monitor" ist voller Zitate aus Geschichte und Popkultur. Der Titel des Albums bezieht sich auf das erste Panzerschiff, das im Bürgerkrieg eingesetzt wurde, und dieser selbst taucht als Motiv immer wieder auf.
In "Titus Andronicus Forever" wird die Zeile "The enemy is everywhere" zwei Minuten lang wiederholt, und trotz des bedrohlichen Szenarios klingt der Song so, als müsste man sofort dazu tanzen. Das gleiche gilt für das Ende von "No Future Part Three: Escape From No Future" - hier heißt es "You Will Be A Loser", und dann, im letzten Moment, "and that's okay".
Streckenweise sind die Ähnlichkeiten zwischen Titus Andronicus und Conor Obersts anderer Band, den inzwischen schon vergessenen Desaparecidos, schwierig von der Hand zu weisen, auch wenn die Metaphern in diesem Fall komplizierter zu entschlüsseln sind (ein Vergleich, der die Band selbst schon ihre ganze Bestehensgeschichte verfolgt und wahrscheinlich nicht nur erfreut).
Der letzte Song ist der Höhepunkt des Albums: einerseits geht es um das titelgebende Schiff und dessen Schlacht gegen ein Schiff der Confederate States, andererseits um das persönliche Scheitern, das immer auch für einen gesamtgesellschaftlichen Niedergang herhalten muss. Was wären wir ohne die Gegner, an denen wir uns aufreiben? "Though passion may have strained, it must not break the bonds of our affection".

No comments: