Christian Petzold verhandelte in Die innere Sicherheit das Leben in einer Familie, die viele Jahre danach immer noch auf der Flucht ist - die Eltern haben eine Entscheidung getroffen, unter der das Kind nun zu leiden hat, da sie in ein Leben gezwungen ist, das sie nicht aushalten kann. In Schlöndorffs Die Stille nach dem Schuss versucht eine ehemalige Terroristin immer wieder, sich ein normales Leben aufzubauen, und wird doch ständig eingeholt und gehindert - sie bekommt kein Recht auf einen Neubeginn.
Judith/Jutta (Iris Berben) in Susanne Schneiders Es kommt der Tag hat eine für sie funktionierende Lösung gefunden: vor dreißig Jahren gab sie ihre Tochter auf, weil man als Terroristin keine Familie haben kann, und floh schließlich erfolgreich nach Frankreich, wo sie unter anderem Namen eine zweite Familie in einem idyllischen Weingut aufgebaut hat, die keine Ahnung von ihrer Vergangenheit hat. Der Neubeginn ist ohne Bruch gelungen, bis wie ein Gespenst Alice (Katharina Schüttler) auftaucht, die verlassene Tochter. Sie nistet sich in der Familie ein, ohne preiszugeben, was sie will, und beobachtet, und schließlich beginnt sie das einzufordern, dessen sie sich beraubt fühlt. Sie fordert ihre verlorene Kindheit zurück, die ihre Mutter für eine große Sache, die Alice nicht mehr nachvollziehen kann, geopfert hat.
Dabei ist der Film immer dann am besten, wenn die beiden Frauen ihren langsam eskalierenden Kampf führen. Judith rechtfertigt ihr Verhalten damit, dass es um etwas größeres als das Familienglück ging, ohne dabei mitzureflektieren, dass sie sich genau dieses mit Hilfe von Lügen aufgebaut hat. Alice fordert ihr Recht ein und zerstört unerbittlich, was sie vorfindet. Wie in den beiden anderen Filmen kann es keine Versöhnung geben.
2009, mit Katharina Schüttler, Iris Berben, Jacques Frantz, Sebastian Urzendowsky, Sophie-Charlotte Kaissling-Dopff, Andrée Damant.
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