Thursday 22 March 2007

V for Vendetta

In Alan Moores Comicserie heißt es einmal: "We've had a string of Embezzlers, frauds, liars and lunatics making a string of catastrophic decisions. This is plain fact. But who elected them?" Nein, "V for Vendetta" ist nicht 2003 erschienen, sondern zwischen 1982 und 1985, mitten in der Hochphase des Thatcherism. Aber nicht umsonst kam die Verfilmung von James McTeigue 2006. Die Parallelen zwischen den Achtzigern und den letzten paar Jahren sind allzu deutlich, genau wie gewisse Eigenschaften der McCarthy-Ära, die George Clooney so elegant in "Good Night and Good Luck" angedeutet hat. Nun ist es schwierig, den Film zu loben, da Alan Moore überhaupt nicht glücklich mit den Veränderungen war, die "V for Vendetta" besser anwendbar für die amerikanische Situation machten. Im Original ist es natürlich eine ur-englische Geschichte, die das Bild einer Tyrannei zeichnet, die erst durch den anfänglichen Konsens und vor allem die Lethargie der Bevölkerung entstehen kann. Der Held, V, will zerstören, damit aus dem Chaos eine neue Ordnung entstehen kann, und wandelt dabei immer am Grat zwischen vollkommenem Wahnsinn und Genie. Er ist ein Anarchist, im Comic viel mehr als im Film, da er sie dort sogar einmal als seine "Mistress" bezeichnet: "Her name is anarchy and she has taught me more than you ever did". Bei McTeigue ist der Mann hinter der Maske (gespielt von einem Hugo Weaving, dessen Gesicht der Zuseher niemals sieht) ein freedom fighter, der weniger die Zerstörung als die klassische Befreiung anstrebt – doch diese Veränderung sind subtil, da sich der Film eigentlich sehr genau an die Vorlage hält, und von den Stärken des Comics profitiert. Da ist Evey, eine junge Frau, die von V gerettet und ausgebildet wird, aber niemals dessen konsequente "Ideologie" übernimmt, die keine Skrupel kennt, um das Ziel zu erreichen. Als Auslöser für den Widerstand wirken immer nur persönliche, traumatisierende Erlebnisse, sie politisieren. V erschafft sich selbst und rächt sich an den ehemaligen Peinigern, die ihn als Versuchskaninchen benutzt haben – er ist mehr eine Idee als ein wirklicher Mensch, eine symbolische Figur, die sich selbst erschaffen hat. "Beneath this mask there is more than flesh... Beneath this mask there is an idea, Mr. Creedy, and ideas are bulletproof."
V "befreit" Evey, indem er ihr alle Furcht nimmt, aber er tut dies, indem er die gleichen Mittel verwendet, die seine Peiniger im Konzentrationslager anwandten.
Alan Moore vermeidet in "V for Vendetta" eine Ideologie, wie sie zum Beispiel von "Judge Dredd" (eines der vielen Vorbilder) oder neuer, von "Equilibrium" vertreten wird. Hier erfolgt die Erlösung aus dem faschistischen Regime immer durch eine Führerfigur, die am Ende zumindest scheinbar zu genau dem wird, was sie bekämpft hat (Neo aus der "Matrix" ist im Grunde genommen auch nicht weit davon entfernt, nur dass er noch religiöser angereichert ist). Am Ende von "V for Vendetta" muss sich die Bevölkerung selbst aus dem Joch, welches sie selbst zugelassen hat, befreien. Was V bietet, ist ein Anstoß – eine der stärksten Szenen des Filmes ist die, in der ein Mädchen, die Vs Taten nur durch die omnipräsenten Medien vermittelt bekommt, selbst zu einer Spraydose greift. Somit bleibt "V for Vendetta" konsequent anti-faschistisch.
"V for Vendetta" verbindet natürlich verschiedenste Dystopien, tut dies aber weitaus gekonnter, als zum Beispiel das vorher erwähnte "Equilibrium". Kunst, die von dem Medienmonopol des Führers ablenken könnte, ist verboten, doch V sammelt sie besessen. Im Film, kurz nachdem Evey all ihre Angst besiegt hat und somit frei geworden ist, spielt V ein Lied. Es ist an einer dermaßen essentiellen Stelle des Filmes positioniert, dass es alles aussagen muss, was der Film sagen will: doch was kommt, ist kein monumentales Werk der Klassik wie bei "Equilibrium", nichts von Mozart oder Beethoven. Es ist "I Found a Reason", das Cat Power-Cover des Velvet Underground-Songs. "I do believe / In all the things you say. What comes is better / than what came before." Wegen dieser Kleinigkeit ist "V for Vendetta" beinahe so gut wie seine Vorlage.

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