Tuesday, 4 December 2007

Scout Niblett am 3. Dezember 2007 im Chelsea

"Aber gut sieht die nicht aus"
"Doch, wenn sie lacht, hat sie so ein niedliches rundes Gesicht"
"Aber das mit der Gitarre kann sie gut"
"Na ja, geht so".

Und dann, sobald die Drums einsetzten:
LAUTER! LAUTER!
Was macht man mit solchen Menschen? Die haarscharf daran vorbei balancieren, einen mit Bier vollzuschütten, die sich mittendrin im Konzert vordrängen, die die ganze Zeit unnützes Zeugs quatschen? Es waren vor allem zu viele, ungefähr viermal so viele wie damals im B72, und ich glaube, das Falter-Beilagen-Cover hat nicht unbedingt dazu beigetragen, dass nur Menschen dort waren, denen das wirklich was bedeutet hat. Was aber, bei einer Sängerin wie Scout Niblett, absolut essentiell ist, weil die Musik entweder intim und persönlich funktioniert, in einer dafür geeigneten Atmosphäre, oder gar nicht. Dabei hat es gut begonnen, weniger betrunken und gut gelaunt - aber am Ende, nachdem sie zweimal zur ersten Zugabe angesetzt hatte, schnappte sie sich einfach ihren Umhang und ihrer 20er-Jahre-Haube und ging. Ohne viel Aufwand. Weil es wirklich nicht so toll war, dass man da noch was drauf setzen müsste: also, das Publikum war nicht toll, und deswegen kam keine Stimmung auf, deswegen war alles zerrissen. Das genaue Gegenteil von vor zwei Jahren ist passiert: da standen Menschen, die eine fragile, kleine Frau mit Gitarre auf der Bühne sahen, mit zerbrechlicher Musik rechneten, und dann von dem übersteuerten Schlagzeug und der wilden E-Gitarre sowas von weggepustet wurden, wunderbar war das. Hier hatte niemand Geduld, zuzuhören, nicht bei "Wolfie", nicht bei "Wet Road". Alle warteten auf "No One's Wrong". Keine Cheers. Auch kein Grund für Cheers, eigentlich. Ich hoffe, die sind alle nach Hause gegangen, haben beschlossen, nie wieder auf ein Scout Niblett Konzert zu gehen, und nächstes Mal ist sie wieder Geheimtipp. Weil nämlich...das Problem bei dem Konzert meine Erwartung war: dass ich genau so Musik machen würde, wenn ich Musik machen könnte, dass ich, was das betrifft, wahnsinnig verletzlich bin, und deswegen sowieso gefürchtet hatte, dass das nicht mehr so werden würde wie damals. Ich bin dafür einfach nicht geeignet.
Aber dann passte der Abend eigentlich eh wieder.
"Meins", dachte ich mir. Der übliche Reflex. Jetzt warte ich mal auf die ersten medialen Reaktionen, mal schauen, wie das von anderer Seite wahrgenommen wurde.

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