Das Essay, das in der Juli/August-Ausgabe 2007 der Foreign Affairs erschienen ist, heißt "Renewing American Leadership".
Erstmal wieder die Form: Der Text ist kürzer als der von McCain, verwendet keine Western- oder Actionfilmmetaphern, ist dafür aber schlechter strukturiert. Offensichtlich ist es keine rein republikanische Eigenart, sich auf vorangegangene Präsidenten aus beiden Lagern zu berufen, und natürlich auf Konflikte, die die USA erfolgreich für sich entschieden haben.
Die inhaltlichen Unterschiede zwischen den beiden Kandidaten sind vielleicht weniger deutlich, als es sich die europäischen Intellektuellen, die Obama begeistert unterstützen, wünschen würden. Natürlich, es gibt einen fundamentalen Unterschied: Obama betont die Wichtigkeit der bestehenden Allianzen, die er wieder aufbauen will, während McCain von seiner "League of Democracy" träumt, die die amerikanischen Interessen mehr vertritt, als es NATO und UNO tun. Aber sonst?
1. Die Idee der auserwählten Nation hat zwei Seiten. Sie beruht auf der "City upon a hill"-Rede von John Winthrop, der im 17. Jahrhundert englische Puritaner nach Massachusetts brachte. Die biblische Metapher, angewendet auf die USA als Nation, heißt, dass sie als strahlendes Vorbild, von allen anderen Nationen beobachtet, wirken muss: und diese streben dann danach, die gleiche Perfektion zu erreichen. Demnach ist die Aufgabe der USA als göttlich erwählte Nation, als Vorbild zu dienen. Bei Obama klingt das so:
Obama stellt die Vormachtsstellung der USA nicht in Frage, im Gegenteil, er strebt danach, sie zu erneuern und zu festigen.
2. Irak / War on Terror. Die Gefahren, die die USA und die ganze Welt bedrohen, sind komplexer, als sie es vor einigen Jahren noch waren. Obama spricht von "global terrorists who respond to alienation or perceived injustice with murderous nihilism". Hm, etwas sagt mir, dass in republikanischen Reden das Wort "Nihilismus" vielleicht keinen Platz hat. Dann, ein schöner Paragraph darüber, warum der bisherige "war on terror" versagt hat:
Dass das Militär vergrößert und modernisiert werden muss, ist offensichtlich auch Konsens zwischen den beiden Parteien (das wusste ich nicht). "A strong military is, more than anything, necessary to sustain peace" (nicht die diplomatischen Beziehungen, nicht die Sicherstellung von Grundversorgung, nein, ein starkes Militär!). Natürlich spielt es hier eine große Rolle, zu welchem Publikum Obama spricht, denn die Foreign Affairs ist eine monatliche Zeitschrift des Councils on Foreign Relations, das sich aus "nearly all past and present Presidents, Secretaries of State, Defense and Treasury, other senior U.S. government officials, renowned scholars, and major leaders of business, media, human rights, and other non-governmental groups" zusammensetzt.
3. Oh, we don't talk about torture or Guantanamo.
4. Cooperation. Den Europäern wieder erzählen, dass sie eh wichtig sind, die NATO stärken, in Asien ein framework for cooperation erstellen, in Afrika helfen (Darfur!!), die Augen auf China richtigen, neue emerging powers wie Brasilien, Indien, Nigeria (!) und Südafrika inkludieren. Den UN-Sicherheitsrat reformieren.
5. Russland.
7. "Den eigenen Reichtum mit anderen Ländern teilen": Durch mehr Entwicklungshilfe und Schuldenerlass, im Kampf gegen die Armut, HIV, Malaria, und um das "global education deficit" zu reduzieren, was offensichtlich von der 9/11 Commission vorgeschlagen wurde (über die sprechen die Republikaner ja nicht so gerne).
8. Hail to "The City upon a hill"
Erstmal wieder die Form: Der Text ist kürzer als der von McCain, verwendet keine Western- oder Actionfilmmetaphern, ist dafür aber schlechter strukturiert. Offensichtlich ist es keine rein republikanische Eigenart, sich auf vorangegangene Präsidenten aus beiden Lagern zu berufen, und natürlich auf Konflikte, die die USA erfolgreich für sich entschieden haben.
Die inhaltlichen Unterschiede zwischen den beiden Kandidaten sind vielleicht weniger deutlich, als es sich die europäischen Intellektuellen, die Obama begeistert unterstützen, wünschen würden. Natürlich, es gibt einen fundamentalen Unterschied: Obama betont die Wichtigkeit der bestehenden Allianzen, die er wieder aufbauen will, während McCain von seiner "League of Democracy" träumt, die die amerikanischen Interessen mehr vertritt, als es NATO und UNO tun. Aber sonst?
1. Die Idee der auserwählten Nation hat zwei Seiten. Sie beruht auf der "City upon a hill"-Rede von John Winthrop, der im 17. Jahrhundert englische Puritaner nach Massachusetts brachte. Die biblische Metapher, angewendet auf die USA als Nation, heißt, dass sie als strahlendes Vorbild, von allen anderen Nationen beobachtet, wirken muss: und diese streben dann danach, die gleiche Perfektion zu erreichen. Demnach ist die Aufgabe der USA als göttlich erwählte Nation, als Vorbild zu dienen. Bei Obama klingt das so:
"At moments of great peril in the last century, American leaders such as Franklin Roosevelt, Harry Truman, and John F. Kennedy managed both to protect the American people and to expand opportunity for the next generation. What is more, they ensured that America, by deed and example, led and lifted the world -- that we stood for and fought for the freedoms sought by billions of people beyond our borders. "Die andere Auslegung der Metapher, die der Idee eines "Kreuzzuges für die Demokratie" entspricht, ist natürlich weniger friedlich. Hier wird die amerikanische Idee von "Freiheit und Demokratie" mit Waffengewalt in die Welt getragen.
Obama stellt die Vormachtsstellung der USA nicht in Frage, im Gegenteil, er strebt danach, sie zu erneuern und zu festigen.
2. Irak / War on Terror. Die Gefahren, die die USA und die ganze Welt bedrohen, sind komplexer, als sie es vor einigen Jahren noch waren. Obama spricht von "global terrorists who respond to alienation or perceived injustice with murderous nihilism". Hm, etwas sagt mir, dass in republikanischen Reden das Wort "Nihilismus" vielleicht keinen Platz hat. Dann, ein schöner Paragraph darüber, warum der bisherige "war on terror" versagt hat:
"To recognize the number and complexity of these threats is not to give way to pessimism. Rather, it is a call to action. These threats demand a new vision of leadership in the twenty-first century -- a vision that draws from the past but is not bound by outdated thinking. The Bush administration responded to the unconventional attacks of 9/11 with conventional thinking of the past, largely viewing problems as state-based and principally amenable to military solutions. It was this tragically misguided view that led us into a war in Iraq that never should have been authorized and never should have been waged. In the wake of Iraq and Abu Ghraib, the world has lost trust in our purposes and our principles."Für diese Konflikte findet sich keine militärische Lösung, sondern nur eine diplomatische, die auf gegenseitiger Abhängigkeit beruht. Aber eine militärische Lösung im Irankonflikt wird trotzdem nicht ausgeschlossen ("Although we must not rule out using military force, we should not hesitate to talk directly to Iran."). Das klingt friedlicher als das von McCain angebotene Konzept, ist aber eigentlich genau das gleiche mit anderer Wortwahl.
Dass das Militär vergrößert und modernisiert werden muss, ist offensichtlich auch Konsens zwischen den beiden Parteien (das wusste ich nicht). "A strong military is, more than anything, necessary to sustain peace" (nicht die diplomatischen Beziehungen, nicht die Sicherstellung von Grundversorgung, nein, ein starkes Militär!). Natürlich spielt es hier eine große Rolle, zu welchem Publikum Obama spricht, denn die Foreign Affairs ist eine monatliche Zeitschrift des Councils on Foreign Relations, das sich aus "nearly all past and present Presidents, Secretaries of State, Defense and Treasury, other senior U.S. government officials, renowned scholars, and major leaders of business, media, human rights, and other non-governmental groups" zusammensetzt.
3. Oh, we don't talk about torture or Guantanamo.
"Here at home, we must strengthen our homeland security and protect the critical infrastructure on which the entire world depends. [...]Aber natürlich müssen auch die Grundlagen von Fundamentalismus bekämpft weden, in dem Reformen unterstützt und Bildung und Gesundheit verbreitet werden. In short: "our beliefs rest on hope".
To succeed, our homeland security and counterterrorism actions must be linked to an intelligence community that deals effectively with the threats we face. Today, we rely largely on the same institutions and practices that were in place before 9/11. We need to revisit intelligence reform, going beyond rearranging boxes on an organizational chart. To keep pace with highly adaptable enemies, we need technologies and practices that enable us to efficiently collect and share information within and across our intelligence agencies. "
4. Cooperation. Den Europäern wieder erzählen, dass sie eh wichtig sind, die NATO stärken, in Asien ein framework for cooperation erstellen, in Afrika helfen (Darfur!!), die Augen auf China richtigen, neue emerging powers wie Brasilien, Indien, Nigeria (!) und Südafrika inkludieren. Den UN-Sicherheitsrat reformieren.
5. Russland.
"This will require the active cooperation of Russia. Although we must not shy away from pushing for more democracy and accountability in Russia, we must work with the country in areas of common interest -- above all, in making sure that nuclear weapons and material are secure. We must also work with Russia to update and scale back our dangerously outdated Cold War nuclear postures and de-emphasize the role of nuclear weapons."6. Climate Change: Atomkraft wird nicht als Rettung angepriesen, stattdessen wird ein trading system für Emmissionen angedacht, und eine engere Zusammenarbeit mit Europa.
7. "Den eigenen Reichtum mit anderen Ländern teilen": Durch mehr Entwicklungshilfe und Schuldenerlass, im Kampf gegen die Armut, HIV, Malaria, und um das "global education deficit" zu reduzieren, was offensichtlich von der 9/11 Commission vorgeschlagen wurde (über die sprechen die Republikaner ja nicht so gerne).
8. Hail to "The City upon a hill"
"There are compelling moral reasons and compelling security reasons for renewed American leadership that recognizes the inherent equality and worth of all people. As President Kennedy said in his 1961 inaugural address, "To those people in the huts and villages of half the globe struggling to break the bonds of mass misery, we pledge our best efforts to help them help themselves, for whatever period is required -- not because the communists may be doing it, not because we seek their votes, but because it is right. If a free society cannot help the many who are poor, it cannot save the few who are rich." I will show the world that America remains true to its founding values. We lead not only for ourselves but also for the common good. "
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