Wednesday 8 October 2008

Viennale '08 - Zum Programm

Wien wird (oder vielleicht war das schon immer so, und es fällt mir erst jetzt richtig auf) zu einer Stadt, in der die Bewohner sich mehr und mehr Nischen suchen müssen, weil sie bei den weiter bekannten Veranstaltungen keinen Platz mehr haben. Die lange Nacht der Museen hat bewiesen, dass das attraktive Angebot hauptsächlich dazu führt, dass viele auf die kleineren, obskureren Museen ausweichen müssen (nicht, dass das schlecht wäre, aber ich hätte es schön gefunden, wenn mir das nicht in dem kleinen Moment bewusst geworden wäre, in dem ich beim Rolltreppfenaufgang der Albertina vorwärts in eine riesige Menschenmauer geschoben wurde, während hinter mir Leute "Haltetets die Rolltreppe auf" geschrien haben).
Bei der Viennale hat das üblicherweise sogar einen noch positiveren Effekt. Statt die Filme sehen zu können, die sowieso später von den ausgezeichneten Wiener Programmkinos gezeigt werden, kann man welche sehen, die weder in irgendeiner Form veröffentlicht noch in Kinos gezeigt werden. Zufällig, nach dem Prinzip, wenn ich keine Karten für "Through a Scanner Darkly" kriege, nehme ich eben den obskuren koreanischen Film von dem ich noch nichts gehört habe, dessen Inhaltsbeschreibung mich aber anspricht. Diese Herangehensweise an das Programm der Viennale ist vernünftiger, als sich an bekannte Namen zu klammern. Bei einem beschränkten Budget (Geld und Zeit) fällt die Auswahl aber trotzdem schwer.

Die Karte für "Jerichow" liegt vor mir: Leider für die Vorstellung am 20. Oktober im Künstlerhaus, die sich wunderbar in zwei Vorlesungen einschieben lässt, aber eben ohne Christian Petzold. Trotzdem: den Sog muss man eigentlich in einem Kino erleben, nicht alleine zu Hause, weil dort auch die immense Intensität und Intimität viel offensichtlicher wird (weil man sich sofort, nachdem es dunkel wird, damit auseinander setzen muss, eben nicht alleine zu sein, sondern in der Gegenwart anderer Individuen).

Die unsystematischen, zufälligen Empfehlungen:

Im Rahmen eines "Tribute to Stadtkino" wird Petzolds "Die innere Sicherheit" gezeigt, in Anwesenheit des Regisseurs.

20. Oktober, 18:00, Stadtkino

Ebenfalls bietet sich die Möglichkeit, einen frühen Gus Van Sant zu sehen: "Mala Noche", der Debütfilm von 1985.

23. Oktober, 11:00, Stadtkino

"Eskalofrío" von Isidro Ortiz, ein spanischer Film über das "Angstpotenzial, das vermeintlich ganz normalen menschlichen Gemeinschaften innewohnt".

20. Oktober, 13:30, Künstlerhaus
23. Oktober, 23:00, Gartenbaukino

"Hao Mao" von Ying Liang, ein Film über den gesellschaftlichen Druck im China des 21. Jahrhunderts, der von jedem Bürger Erfolg verlangt.

22. Oktober, 16:00, Urania

"Wendy and Lucy" von Kelly Reichardt. Michelle Williams kämpft um ihren Hund. Was wäre die Viennale ohne niedliches amerikanisches Indie-Kino? Kelly Reichardt ist wohl beim ersten Aufführungstermin anwesend, ob noch Karten vorhanden sind, weiß ich nicht.

25. Oktober, 18:00, Gartenbaukino
26. Oktober, 11:00, Metro

"Malina" von Werner Schroeter im Rahmen des Tributes: Vorlage von Bachmann, Drehbuch von Jelinek, Isabelle Huppert in der Hauptrolle. Huppert und Schroeter sind anwesend.

23. Oktober, 21:00, Metro

"The Decline of Western Civilization" von Penelope Spheeris. Legendärer Film über Punk als Gegenkultur, nicht als Modeerscheinung, von 1981.

15. Oktober, 21:00, Filmmuseum
25. Oktober, 17:00, Filmmuseum

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