Saturday 12 September 2009

A quote, a reference

"Ich habe eine Taschenausgabe des Neuen Testaments dabei, aber es fällt mir nicht leicht, darin zu lesen, denn im Augenblick lebe ich selbst in der Welt der Bibel – einer Welt der Krüppel und Monster, einer Welt der verzweifelten Hoffnung auf einen wütenden Gott, einer Welt der Verbannung, der Machtlosigkeit und des Wartens, Wartens und Wartens. Aber auch einer Welt der Wunder und der Erlösung. Man nehme die Erfindung der Kalaschnikow im Jahre 1947 hinzu, und das Leben wird spannend. Es ist schwer, die Apostelgeschichte zu lesen, wie ich es getan habe, und sich dabei zu vergegenwärtigen, dass die Dinge seit Anbeginn der Schöpfung so sind. Es rüttelt an den Grundfesten des Glaubens – meines Glaubens jedenfalls.“

Denis Johnson: In der Hölle - Blicke in den Abgrund der Welt, Seite 67f
"In der Hölle" ist eine Sammlung von drei Reportagen, die der amerikanische Schriftsteller Denis Johnson über Afrika (zweimal Liberia, einmal Somalia) geschrieben hat. Sie sind in dieser Zusammenstellung nicht englischsprachig erhältlich, aber Teil einer größeren Sammlung namens "Seek: Reports from the Edges of America and Beyond". Er war eine außergewöhnliche Wahl für die Magazine, für die er gearbeitet hat: kein durchtrainierter, perfekt geschulter eingebetteter Journalist, sondern ein Exjunkie, der gerade erst ein bürgerliches Leben in Idaho begonnen hatte. An diesen Reportagen über Krisenregionen in Afrika (vor allem an Ryszard Kapuscinski, der vor zwei Jahren verstorben ist) interessiert mich die Perspektive, die Journalisten von außen einnehmen. Mit welchen Vermutungen kommen sie dort an? Welche Urteile stellen sie über die Objekte ihrer Reportage an? Denis Johnsons "In der Hölle" ist eine spannende Sammlung an Reportagen, sagt aber im Endeffekt mehr über den Autor aus, als über das, was er beobachtet.

No comments: