Friday, 12 October 2007

Sicherheit?

"Im Politischen hat es tief greifende Konsequenzen: Die Regierung macht den Menschen erst Angst, um sie dann mit den Worten zu beruhigen: Lasst es euch gut gehen, wir kümmern uns um alles. Aber indem die Menschen Eigenverantwortung immer weiter abgeben, freunden sie sich mit der Rolle des Hilflosen an und möchten auch immer mehr beschützt werden." (Die Zeit, 9. Juli 2007)

Dieses wunderbare Zitat stammt aus einem inzwischen schon einige Monate alten Interview, welches der Künstler Boris Eldagsen der Zeit gegeben hat. In einem seiner Projekte hat er zahlreiche unsinnige Hinweisschilder in Australien gesammelt. Ich finde, das passt deswegen, weil Österreich ausgerechnet jetzt darüber diskutiert, bzw. eigentlich gar nicht diskutiert, sondern zur Kenntnis nimmt, dass Innenminister Platter (inzwischen schon ein Dauergast hier) die deutsche Idee des Bundestrojaners 1:1 übernehmen will. Einen Anlass hat er dafür jetzt auch, denn vor einer Woche versuchte ein verwirrter Bosnier, ausgestattet mit radikaler Literatur, in die Amerikanische Botschaft zu gelangen, um dort eine Bombe zu zünden. Seit dem elften September 2001 hat man sich in Österreich eigentlich sehr sicher gefühlt, was ein zutiefst österreichischer Impuls ist: Wir sind einfach nicht wichtig genug, nicht einmal für die Terroristen (und im Fußball sind wir auch nicht gut). Dabei sitzen in Wien die UNODC (Office on Drugs and Crime), die UNIDO und die International Atomic Energy Agency. Die Frage ist, was Onlinedurchsuchungen nutzen sollen, und wie sie technisch überhaupt funktionieren, in Zeiten, wo sich Sicherheitsprogramme und Virenprogrammierer einen atemberaubenden Wettlauf liefern. Das ausgerechnet ein österreichisches Ministerium da immer einen Schritt voraus sein will, damit es die Spionageprogramme auch tatsächlich auf den Computer des Opfers schaffen, erscheint da doch recht unwahrscheinlich. Aber vielleicht beginnen sie ja bald, Nerds aus den Schulen dafür zu rekrutieren: Soltle das passieren, werde ich es wahrscheinlich als erste erfahren, denn einige sehr talentierte gehören zu meiner Familie.

Der Standard - Innenminister Platter will Onlinedurchsuchungen
Der Standard - Online-Fahndung

Eine bessere Idee zur Überwachung des Staatsbürgers: einfach mit Amazon kooperieren, die wissen mehr über politische Orientierung, sexuelle Vorlieben und Interessen ihrer Kunden, als es der Staat je könnte.

Der Standard - Die Angst der Einäugigen vorm Überwachungsstaat

Diese Woche habe ich einen, nein, mir fällt kein besseres Adjektiv ein, GUTEN Film gesehen, auf ARTE. Der Film heißt "Zwei Tage Zwei Nächte", es geht um ein Mädchen, das sich entschlossen hat, mit einer Rucksackbombe auf den Time Square zu gehen. Der Film zeigt präzise und genau die Vorbereitungen, ohne irgendwelchen zusätzlichen Kommentare zu dem Geschehen zu liefern. Am Samstag (bzw. Sonntag) wird der Film um 3:00 Nachts wiederholt.



Und am Ende noch ein Arigona-Update:

Der Standard - Neue Hoffnung für Arigona
Der Standard Meinung - Willkür und Gnade

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