Thursday, 3 April 2008

im Club 2 Unglück

Ich bin kein Freund des österreichischen Schulsystems: in acht Jahren AHS habe ich die verschiedensten Versionen gesehen, wie Menschen daran scheitern, wie es nicht tut, was es tun sollte, wie es im Stich lässt, nicht auf die Zukunft vorbereitet, Talente nicht fördert, weil sie nicht in das System passen, Eigenschaften fördert, die sich später eher als hinderlich erweisen, persönlichen Befindlichkeiten von LehrerInnen zu viel Platz lässt, gegen den steigenden Druck innerhalb einer Klassengemeinschaft nichts tut etc. Aber ich weiß ganz genau, dass das Argument "Dieses System ist schlecht, weil individuelle Genies nicht gefördert werden und wirtschaftliche Grundqualifikationen wie emotional intelligence und Teamfähigkeit nicht vermitteln werden" nicht das richtige ist, um es zu kritisieren. Es ist vielleicht eine Idealvorstellung, zu denken, dass dieses alte System, das sich immer noch mehr oder weniger so organisiert, wie vor 50 Jahren, in dem LehrerInnen, wenn sie einmal eine gewisse Dienstdauer erreicht haben, bleiben, wo sie sind, irgendwie doch ein anachronistisches Bollwerk gegen neoliberale Vorstellungen davon, was ein "guter Mensch" ist, darstellt, aber rein emotional ist sie das, diese alte Schule, in der man acht Jahren verharren kann, ohne jemals Buchhaltung gelernt zu haben, in der so viel Wissen vermittelt wird, das nicht ökonomisch verwertbar ist.
Ich kann von mir selbst bestimmt nicht behaupten, dass ich, nur weil ich in der Schule ganz wunderbar zurechtgekommen bin, ohne allzu viel Einsatz und Engagement zeigen zu müssen, jetzt besser dastehen würde als wenn nicht: Aber ich weiß ganz genau, dass ich ein vollkommen anderer Mensch wäre, wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, in dermaßen viel Freizeit soviele eigene Dinge zu tun, wenn mir dort irgendein Ideal von ständiger Eingebundenheit in Netzwerke und Projekte vermittelt worden wäre, in der die Arbeit am Selbst nicht aufhört. In diesem Widerstand gegen das scheinbar unsinnige Wissen, das man sich aneignen muss, entsteht nämlich genau der Geist, der später verhindert, dass man dem absoluten Leistungsgedanken blind nachläuft. Und ich weiß, ich sollte aufhören, den Slacker-Gedanken politisieren zu wollen und in diesem passiven Widerstand ein funktionales Mittel gegen die totale Ökonomisierung zu sehen, aber etwas anderes fällt mir gerade nicht ein. Anachronismus. Stehen bleiben (nicht zurücklaufen, einfach kurz mal anhalten).
Weil mir das, was der Herr Andreas Salcher, Autor von "Der talentierte Schüler und seine Feinde" im Club 2 da untergründig vermittelt, sehr sauer aufstößt. Es gibt verschiedene Formen der ideologischen Indoktrinierung, und diese hier ist nicht besser als irgendeine andere absolutistische.

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