"In der Nacht zum Freitag ist die börsenotierte Erste Group mit der Republik Österreich zur Staatshilfe handelseins geworden. Demnach wird die Bank im April insgesamt 2,7 Mrd. Euro Kernkapital aufnehmen. Bis zu 1,89 Mrd. Euro werden davon vom Staat kommen, voraussichtlich über Partizipationskapital (PS), für das 8 Prozent Zinsen im Jahr bezahlt werden. 30 Prozent der Gesamtsumme will die Erste Group privat aufbringen, entweder über PS-Kapital oder über eine Hybridanleihe. Dividendenbeschränkungen gibt es nicht.
[...] Die Aktionäre bekommen etwas weniger Dividende für 2008. Die Bank kürzt die Aussschüttung leicht auf 65 (75) Cent. Bis auf die Ukraine, wo es Verluste gab, seien 2008 alle Töchter profitabel gewesen, teilte die Bank am Freitag früh mit."
Die Presse: Staatshilfe: 1,89 Milliarden Euro für die Erste Bank, 27. Februar 2009
Ich freue mich schon auf das kommende "This American Life"-Special, indem das Planet Money Team erklärt, wie Banken funktionieren. Die Erste spricht nämlich in ihrer Jahresbilanz von "soliden Gewinnen" - und deswegen frage ich mich, warum die Staatshilfe überhaupt in Anspruch genommen wird? Weil sie angeboten wurde? Weil voraussichtlich die Konkurrenten ebenfalls darauf zurückgreifen werden? Weil zu erwarten ist, dass sich die Situation verschlechtert, und deswegen präventiv auf diese Möglichkeit zurückgegriffen wird, solange die Konditionen noch gut für die Bank sind?
Hier das Transkript eines ZIB2-Interviews zwischen Georg Kranzmeier und Erste-Chef Andreas Treichl vom 17. Februar 2009. Offenbar ist der Aktienkurs trotz des Gewinnes "fast 90 % gefallen" - aber wie soll diese Maßnahme das Vertrauen in die Aktien stärken?
"Ich glaube nicht, dass es gefährlich geworden ist für die österreichischen Banken in Zentral- und Osteuropa. Wir haben eine sehr hohe Exposure, wir haben heftig investiert in diesen Ländern, aber wir haben in die Realwirtschaft investiert. Wir leiden natürlich sehr unter diesem Kursverfall, all unsere Mitarbeiter. Also es hat mit der realwirtschaftlichen Situation unserer Bank überhaupt nichts zu tun. Das ist Panik über die Region, Panik über Finanzdienstleister und die Aussichten für Zentral- und Osteuropa, die extrem negativ eingeschätzt werden, diese Meinung teilen wir in dieser Extremität ganz bestimmt nicht."Die Einschätzung, dass es in Zentral- und Osteuropa Probleme gibt, kommt aber nicht aus fragwürdigen Quellen, oder? Das war ursprünglich der IMF. Und dass es der ungarischen Wirtschaft ganz besonders schlecht geht, ist auch nicht nur ein Gerücht. Die Ukraine hat vom IMF gerade erst einen Kredit über 16 Milliarden Euro aufgenommen. Irgendwas passt da nicht ganz zusammen.
Wall Street Journal: Banks Move to Free Up Eastern Europe Lending, February 27, 2009
Economist: The bill that could break up Europe, February 26, 2009
4 comments:
On a totally related subject, just how long do you think the emergence of the new economy will take? Secondly, something tells me the tighter the integration the greater the spiral effect in the event of the problem repeating itself in the future. I have alwyas believed the recipes can only lead tonothing but dissaster in the long run since we have never been here before. This is an entirely new paradigm having been confronted with the failure of the previous models.
Or what do you think?
I feel that by only getting glimpses and anecdotal evidence of the crisis, it is impossible to really say how bad it is, how long it will last and how dire the consequences will be. I completely agree with you that the integration leads to a spiral effect, and that it is particularly difficult to find recipes on the level of the nation states when everything is so interconnected - but on the other hand this is also one of the reasons why I am pretty sure that it will not lead to a new rise of nationalism like as in the 1930s. Cooperation is going to be an essential part of finding a solution. As to the question of the "new economy" - I think this isn't just about a new economy, it is about how nation states will look in the future, this is probably even bigger than we now see. A new paradigm indeed. I've argued before that this will probably speed the power shift to emerging economies like China and India. I'm a bit afraid now that this will have even graver effects on Europe than on the United States, at least this seems to be the most recent development.
Thank you. Its a bizarre development based on bizarre political and economic decision making. I think the government(s) are obviously confused by it.
I feel like a good part of the problem is a lack of political economic decision making, or the questionable assertion that economy was a completely independent field that could exist outside the political context and was somehow neutral or even a natural force. This is something I never quite understood, as everything created by human beings is always political.
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