Dieser Konflikt zwischen Form und Inhalt, diese Versuch, zu erfassen, inwieweit mir persönlich Produkte das Gefühl vermitteln, sie hätten etwas mit meiner Identität zu tun und wären deswegen erstrebenswert und nicht bloß nützliche Gegenstände (das heißt, "Produkte" nicht im Sinne von Kulturgüter, Musik, Film und Bücher, sondern Schuhe, Kleidung, Gebrauchsgegenstände eben). Gestern war ich überrascht, als die von mir erwähnte Diskussion von Robert Misiks "Das Kultbuch" genau diese beiden Themenschwerpunkte meines Blogs verband - den Konsum und den von Chiapello und Boltanski beschriebenen "Neuen Geist des Kapitalismus" (ja, sie wurden namentlich erwähnt, nachdem mein Kopf schon fast danach schrie), der Kreativität von allen verlangt, in dem die Kreativität ein Imperativ ist, ein Zwang zur ständigen Selbstevaluation, Erneuerng, Flexibilität und Offenheit. Bröckling widmet dem in "Das unternehmerische Selbst" ein ganzes Kapitel.
Das Problem, das ich hier immer wieder anspreche ist, dass sich kein Teil des persönlichen Lebens diesem Zwang entziehen kann, dass alles verschwimmt, und ich habe immer das Gefühl, jene Menschen, die unter diesem Regime erfolgreich sind, verlieren sich da selbst.
Gleichzeitig wird vorgetäuscht, dass man durch besonders kreativen, individuellen Konsum seine eigene Identität retten könnte (Misik hat dazu die schöne Beschreibung "Alternativ-Konsum-Idioten" gefunden) - Damit ist nichts mehr nur ein Gebrauchsgegenstand, sondern sogar schon die Entscheidung über den täglichen Brotkauf (bzw. das Selberbacken von Brot) wird zu einem "Ausdruck der eigenenen Individualität". Und das beschreibe ich ja nicht von außen, das könnte eigentlich überhaupt GAR NIEMAND von außen beschreiben, sondern höchstens von innen, weil ich davon überzeugt bin, man muss sich dessen immer bewusst sein.
Im übrigen hätte ich die Veranstaltung vielleicht noch ein bisschen schmackhafter machen können, in dem ich erwähnt hätte, dass unter anderem Diedrich Diederichsen (derzeit an der Akademie der Bildenden Künste in Wien tätig), die Kulturmanagerin Doris Rothauer und als Moderator Armin Thurnher anwesend sein würden. Einerseits also die Perspektive dessen, der beruflich über die Kultur reflektiert, andererseits die, die "an der Schnittstelle zwischen Kunst und Ökonomie sitzt", und die Kunst verwertbar macht.
Der Akademische Diskurs über die neue Richtung des Kapitalismus (entweder als "Verschwörung", die etwa Gewerkschaften durch eine ganz neue Art der teilweise freiwillig gewählten Prekarisierung untergräbt, oder die dem Kapitalismus eigene Fähigkeit, Kritik zu assimilieren und für sich nützlich zu machen, wobei hier vor allem die Borg-Analogie schön passt, oder eine unabwendbare, gewissermaßen "natürliche" Reaktion auf die neuen Technologien) hat inzwischen schon Einzug in die Popkultur gefunden - wobei ich immer ein bisschen das Gefühl habe, dass er sogar den Ursprung dort hat. Es war vielleicht nur ein Zufall, dass ich dieses Seminar über "Managerialismus" genau in jenem Semester besucht habe, in dem Tocotronics "Kapitulation" erschienen ist - aber genau diese Zufälle versuche ich ja in diesem Blog und in cellar door zu erfassen. Der zentrale Gedanke, der für mich ganz genau beschreibt, wie ich mich fühle, und zwar sowohl persönlich als auch politisch:
Und das ist überhaupt nicht als Aufforderung zu einem Rückzug in das kleine private Reich zu sehen, das geschützt von der großen Welt Sicherheit und, ich weiß nicht, Kuscheligkeit verspricht. Die Frage ist nur, mit welchen Strategien man künstlerisch gegen ein neues Regime vorgehen kann, das sich so soviele Eigenschaften angeeignet hat, welche die Kunst mal hatte, ohne dadurch aber entscheidend besser, gerechter oder sozialer zu sein als das Alte. Weil man bei diesem ganzen Gerede über Bobos und den Charme der oberen Mittelschicht nie vergessen darf, wieviel da drunter liegt - das ewige Problem solcher Diskussionen ist immer auch das penetrante in-crowd-Verhalten, bei dem nie irgendwas nach außen dringt. Also, was tun?
"Bemerkenswert ist nicht nur die eklatante Kluft zwischen globaler Diagnose und individualistischer Therapie, also der unerschütterliche Glaube daran, dass die Lösung der Menschheitsprobleme beim Einzelnen zu beginnen habe, sondern auch die Kopplung von Kreativität und psychischer Gesundheit. [...] Was die Gesellschaft als Ganze dringend benötigte, sollte zugleich das sein, worin die Einzelnen sich selbst finden - eine Psychologisierung des Sozialen, welche den bei Freud noch tragischen Konflikt zwischen Sollen und Wollen in eine Win-win-Situation überführt. Werde, was du bist, und du wirst sein, was wir brauchen, lautete die Devise."
Bröckling, S 164f
Das Problem, das ich hier immer wieder anspreche ist, dass sich kein Teil des persönlichen Lebens diesem Zwang entziehen kann, dass alles verschwimmt, und ich habe immer das Gefühl, jene Menschen, die unter diesem Regime erfolgreich sind, verlieren sich da selbst.
Gleichzeitig wird vorgetäuscht, dass man durch besonders kreativen, individuellen Konsum seine eigene Identität retten könnte (Misik hat dazu die schöne Beschreibung "Alternativ-Konsum-Idioten" gefunden) - Damit ist nichts mehr nur ein Gebrauchsgegenstand, sondern sogar schon die Entscheidung über den täglichen Brotkauf (bzw. das Selberbacken von Brot) wird zu einem "Ausdruck der eigenenen Individualität". Und das beschreibe ich ja nicht von außen, das könnte eigentlich überhaupt GAR NIEMAND von außen beschreiben, sondern höchstens von innen, weil ich davon überzeugt bin, man muss sich dessen immer bewusst sein.
Im übrigen hätte ich die Veranstaltung vielleicht noch ein bisschen schmackhafter machen können, in dem ich erwähnt hätte, dass unter anderem Diedrich Diederichsen (derzeit an der Akademie der Bildenden Künste in Wien tätig), die Kulturmanagerin Doris Rothauer und als Moderator Armin Thurnher anwesend sein würden. Einerseits also die Perspektive dessen, der beruflich über die Kultur reflektiert, andererseits die, die "an der Schnittstelle zwischen Kunst und Ökonomie sitzt", und die Kunst verwertbar macht.
Der Akademische Diskurs über die neue Richtung des Kapitalismus (entweder als "Verschwörung", die etwa Gewerkschaften durch eine ganz neue Art der teilweise freiwillig gewählten Prekarisierung untergräbt, oder die dem Kapitalismus eigene Fähigkeit, Kritik zu assimilieren und für sich nützlich zu machen, wobei hier vor allem die Borg-Analogie schön passt, oder eine unabwendbare, gewissermaßen "natürliche" Reaktion auf die neuen Technologien) hat inzwischen schon Einzug in die Popkultur gefunden - wobei ich immer ein bisschen das Gefühl habe, dass er sogar den Ursprung dort hat. Es war vielleicht nur ein Zufall, dass ich dieses Seminar über "Managerialismus" genau in jenem Semester besucht habe, in dem Tocotronics "Kapitulation" erschienen ist - aber genau diese Zufälle versuche ich ja in diesem Blog und in cellar door zu erfassen. Der zentrale Gedanke, der für mich ganz genau beschreibt, wie ich mich fühle, und zwar sowohl persönlich als auch politisch:
"Sag alles ab / geht einfach weg / halt die Maschine an / frag nicht nach dem Zweck [...] / du musst dich doch nicht bemühen / die Bäume werden doch auch von selber grün"
Und das ist überhaupt nicht als Aufforderung zu einem Rückzug in das kleine private Reich zu sehen, das geschützt von der großen Welt Sicherheit und, ich weiß nicht, Kuscheligkeit verspricht. Die Frage ist nur, mit welchen Strategien man künstlerisch gegen ein neues Regime vorgehen kann, das sich so soviele Eigenschaften angeeignet hat, welche die Kunst mal hatte, ohne dadurch aber entscheidend besser, gerechter oder sozialer zu sein als das Alte. Weil man bei diesem ganzen Gerede über Bobos und den Charme der oberen Mittelschicht nie vergessen darf, wieviel da drunter liegt - das ewige Problem solcher Diskussionen ist immer auch das penetrante in-crowd-Verhalten, bei dem nie irgendwas nach außen dringt. Also, was tun?
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