Wednesday, 11 November 2009

The Hurt Locker

In "The Hurt Locker" ist der entscheidende Moment des Durchatmens, wenn die Bombe entschärft ist und der Mann in dem Weltraumanzug seinen Job erledigt hat, niemals lang anhaltend. In Bagdad ist das Entschärfen einer Bombe keine Besonderheit - es gehört wie das Essen, das Musikhören, das Trinken, zum Tagesablauf dieser Soldaten. Gleich am Anfang wird die Fallhöhe etabliert, als die Bombe zu früh zündet und der Mann im Anzug (Guy Pearce) von der Explosion erfasst wird. Reduziert auf Habseligkeiten, die in einem weißen Raum in eine Kiste unter vielen verstaut werden, nur kurz betrauert von seinen Kameraden, für welche die Tage bis zum Ende ihrer Tour weiter ablaufen.
Der neue Entschärfungsspezialist des Teams, bestehend aus Sergeant Sanborn (Anthony Mackie) und Specialist Eldridge (Brian Geraghty), der an einer akuten Depression laboriert, an der Überzeugung, im Irak zu sterben, erweist sich als adrenalinsüchtiger, hochkompetenter Profi (Jeremy Renner), der in seiner Karriere schon mehr als 800 Bomben entschärft hat - er ist Spezialist, Künstler, Abhängiger (der Film beginnt mit dem Zitat eines NY-Times Korrespondenten: "War is a Drug"). Er behält Teile - weil er fasziniert von der Idee ist, dass diese Ansammlung an Knöpfen und Kabeln Leben nehmen können. Zu Hause warten eine Frau (Evangeline Lilly) und ein Sohn, aber die wenigen Minuten, die der Film dort verbringt, fühlt sich der Zuseher plötzlich genau so fehl am Platz wie der heimgekehrte Soldat. Gegenüber dem Kind sagt er, man lerne als Erwachsener, dass man nur wenige Dinge wirklich liebt, und er liebt vielleicht nur eine Sache - und danach sehen wir ihn eine weitere Tour beginnen.
"The Hurt Locker" befasst sich nicht mit den Beweggründen für die Invasion des Iraks, nicht mit den größeren Zusammenhängen, sondern zeigt eine kleine Gruppe Soldaten, die jeden einzelnen Tag, den sie dort verbringen, in Lebensgefahr sind, die voneinander abhängen und sich damit näher sind als den Menschen, die zu Haufe auf sie warten, die diese Wüste hassen, aber gleichzeitig zwischen Explosionen und Gefechten verlernen, wie das Leben außerhalb des Kriegs zu leben ist.

2008, Regie: Kathryn Bigelow, mit Jeremy Renner, Anthony Mackie, Brian Geraghty, Guy Pearce, Ralph Fiennes, David Morse, Evangeline Lilly, Christian Carmargo, Christopher Sayegh.

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