Sunday, 15 July 2007

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Die Kisten sind weg! Jetzt fehlen nur noch all die anderen Dinge, aber irgendwie gehts mir jetzt besser. Am Montag darf ich mir meine neue Traumwohnung im 16. ansehen, danach muss ich einen überzeugende Vortrag halten, warum diese Wohnung eine gute Anlage für meine Zukunft wäre, und dann muss ich noch ein bisschen Geduld haben. Ich frage mich, ob Geduld eine erschöpfbare Ressource ist. Wenn ja, verbrauche ich gerade alle Vorräte für den Rest meines Lebens.

Meine Mutter ist jetzt im schönsten Rehabilationszentrum vom Wien, es sieht aus, wie ein herrschaftliches Anwesen des 19. Jahrhunderts, ist aber frisch renoviert und innen modernst ausgestattet. Wenn man zwei Schritte geht (die Gebäude dort heißen Pavillions!), hat man eine traumhafte Aussicht über ganz Wien. Wir müssen Geduld haben, sagte der begeisterte Logopäde in dem alten Krankenhaus, das wird schon wieder, und bis dahin müssen wir uns unglaublich darüber freuen, dass sie alles versteht, geistig offensichtlich überhaupt nicht eingeschränkt ist, und nur damit Probleme hat, sich ihrer Umwelt nur mit einer Hand, Gestik und Mimik, mitzuteilen, was an unseren begrenzten Interpretationsfähigkeiten scheitert. Ich lese "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" vor, auch wenn sie noch weiß, wie das Buch ausgegangen ist (ich weiß es nicht mehr), auch wenn ich die ganz falsche Stimme habe, um diese Selbstsicherheit und innere Härte, verpackt in Ironie, entsprechend vorzutragen. Meine Kreativität hat sich auch in einem dunklen Loch versteckt (ich finde den Gedanken, Kisten zu schleppen, etwas zu tischlern oder ein Haus zu bauen gerade sehr ansprechend, während ich kaum eine Seite Fiktion zustande bringe) - würde ich schreiben, nicht Tagebuch, sondern richtig, ginge es trotzdem um meine Mutter. Da ist nichts anderes mehr, kein Weg herum. Ich finde das in Ordnung, aber es ist nichts, was in Worte gefasst werden können, die an den Gegenstand auch nur annähernd heran kämen. Über manches kann man (nein, ICH) einfach nicht gut schreiben.

Dafür ist das erhebende Gefühl wieder da, dass ich mich eigentlich für sehr viele verschiedene Dinge interessiere, dass rein medial gerade viel passiert, dem ich meine Aufmerksamkeit widmen will (geek stuff!), dass mir ständig gesagt wird, ich wäre ganz toll, wahrscheinlich, weil ich nicht am Boden liege und weine, aber das ist auch schon was, ein Anfang.

PS: Die Station meiner Mutter heißt "Schmerz". Das steht auch ganz groß und auch auf Englisch am Türschild. Warum, weiß ich nicht, ist aber immer ein sehr interessanter Empfang.

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