Friday, 10 April 2009

Cursive - Mama, I'm Swollen

Cursive, eine vierköpfige Band aus Nebraska, die inzwischen schon seit 15 Jahren Musik macht, hat 2006 die zufällige Entscheidung getroffen, etwa zur gleichen Zeit wie die Thermals ein neues Album zu veröffentlichen. Während das Trio aus Portland eine theokratische Dystopie abhandelte, hielt sich Cursives Sänger Tim Kasher an die aktuellen Skandale rund um die Kirche - pädophile Priester, Menschen, die wegen ihres Andersseins in iher community keinen Platz finden - und all das eingebunden in eine merkwürdige, aber auf jeden Fall spannende "The Wizard of Oz"-Mythologie (auf "The Ugly Organ" gabs schon einen fantastischen Song über Pinoccio namens "Driftwood: A Fairy Tale"). "Happy Hollows" war ein gutes Album mit einigen Höhepunkten, aber im Endeffekt hinterließ es eben weniger Spuren als "The Body, The Blood, The Machine", gerade weil das erschreckend realitätsnahe Portrait der Hoffnungslosigkeit irgendwie weniger Auswege aufwieß, weniger Perspektive. "Mama I'm Swollen" ist wiederum voll von realitätsnaher Verzweiflung und ein Abbild der Gesellschaft in der Krise, und wieder finden sich die Spuren des gesamtgesellschaftlichen Verfalls in den einzelnen Figuren, die auftauchen.

"Don't Wanna Live In the Now, Don't Wanna Know What I Know" (In the Now)

Die beiden besten Songs des Albums prognostizieren die Zukunft ("We're Going to Hell") und deuten gleichzeitig an, dass die ganze Sache sowieso von Anfang an verloren war, da die Grundfeste der Gesellschaft an sich schon zu verdorben sind.

"You want to wipe that slate
And start all over again
You want to hide your face
In shame of what your grandpappy did
Pretty soon here we'll all be grandfathers
And our offspring will sing the same shit

The world was built on ego
It was built on slaves
The world was built on a tickle
Between our legs
Come on, you big strong man
You wouldn't have it any other way"

[Mama, I'm Satan]
Die Schwachpunkte sind immer noch die gleichen. Nicht umsonst veröffentlicht die Band auf "Saddle Creek", und in einigen Passagen, die sich leider auch in die bestens Songs einschleichen verwandelt sich die Stärke in eine Schwäche. Emotionalität ist eine Stärke, wenn sie zu Einsichten führt, auch wenn diese pessimistisch oder sogar apokalyptisch angehaucht sind, aber die Weinerlichkeit von den besonders Ich-bezogenen Passagen ("A career in masturbation", eine Textzeile nur wenige Momente vor den richtig guten auf "Mama, I'm Satan") ist trotzdem schwer zu verdauen.

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