"Two years ago, I was afraid of wanting anything. I figured wanting would lead to trying, and trying would lead to failure. And now I find I can’t stop wanting. I want to fly somewhere in first class. I want to travel to Europe on a business trip. I want to get invited to the White House. I want to learn about the world. I want to surprise myself. I want to be important. I want to be the best person I can be. I want to define myself instead of having others define me. I want to win and have people be happy for me. I want to lose and get over it. I want to not be afraid of the unknown. I want to grow up to be generous and big hearted the way people have been with me. I want an interesting, surprising life. It’s not that I think I am going to get all these things. I just want to possibility of getting them. College represents possibility. The possibility that things are going to change. I can’t wait."
In Dillon, einer fiktiven Kleinstadt in Texas, dreht sich alles um das High School Footballteam der Dillon Panthers. Der Lebensrhythmus der Stadt richtet sich nach den seasons, in denen jeden zweiten Freitag darum gekämpft wird, in die Playoffs und schließlich ins Finale um die State Championship zu kommen. Die taktischen Entscheidungen von Coach Eric Taylor (Kyle Chandler) sind das wichtigste Gesprächsthema - wo es in Österreich 6 Millionen Nationaltrailer gibt, hat in Dillon jede Hausfrau, jeder Pensionist, eine Meinung darüber, welche Aufstellung und Strategie zum Sieg führen wird. Wenn das Team gewinnt, sind Spieler und Trainer helden. Wenn es verliert, findet der Coach in seinem Vorgarten Verkaufsschilder für sein Haus und darf in der Radiotalkshow vernehmen, welche tödlichen Fehler er begangen hat, um die Erwartungshaltung der community nicht zu erfüllen.
"Friday Night Lights" von Peter Berg etabliert ein setting für eine Dramaserie, das es in diese Form vorher noch nicht gegeben hat. Highschool-Serien betten die persönlichen Konflikte des Älterwerdens normalerweise nicht in ein präzise durchexerziertes procedural von Training-Spiel ein, in dem alles vom Ergebnis des Freitagsspiels abhängt. Noch dazu geht es hier um genau die Jocks, die Stars der Schule, die in anderen Serien als Feindbilder etabliert werden - genau jene junge Männer, die sonst das Leben der Freaks and Geeks schwer machen, spielen hier die Hauptrolle, bekommen Motivation und Hintergrund. Gleich im ersten Spiel der Season, in der ersten Folge der ersten Staffel, passiert dem Starquarterback (Jason Street, gespielt von John Porter) der Panthers das größtmöglich vorstellbare Unglück - er steht nach einem Tackling nicht mehr auf, wird ins Krankenhaus gebraucht, und bekommt einige Wochen später die Diagnose, dass er nie wieder gehen wird. Dieses Eingangsevent wird zum Ausgangspunkt vieler anderer Geschichten. Matt Saracen (Zach Gilford), bisher QB 2 und noch nie in der Position, Verantwortung für sein Team tragen zu müssen, ist plötzlich erster Quarterback, auf dem die Erwartungen aller lasten. Tim Riggins (Taylor Kitsch), tougher Fullback, der sein Leben mit den drei Worten "Bier, Sex, Football" zusammenfasst, ist plötzlich damit konfrontiert, dass alle Träume, die er mit seinem besten Freund zusammen geschmiedet hat, zerstört sind - und nebenbei verliebt er sich noch in dessen Freundin, die ewigsüße Headcheerleaderin Lyla Garrity (Minka Kelly), die für ihren Freund ihr Leben umkrempelt und ihre eigene Zukunft darüber vergisst.
Unter der Oberfläche geht es in "Friday Night Lights" um die Konflikte, die entstehen, während die jungen Protagonisten in dem spezifischen sozioökonomischen Gefüge aufwachsen. Der neue Quarterback muss neben seiner Aufgabe noch seine demenzkranke Großmutter alleine pflegen, während sein Vater im Irak kämpft. Die widerspenstige Tyra kommt aus einer Familie, in der ein Ausbruch in ein College oder in eine andere Stadt unmöglich scheint, und ihr Kampf um einen Ausweg aus Dillon ist eine der besten Geschichten, die "Friday Night Lights" erzählt (was am Ende der dritten Staffel gewürdigt wird, als ihr die zusammenfassenden Worte überlassen werden).
Ein anderes Thema is das der Doppelmoral: Während um sie herum Alkohol konsumiert wird und die sogenannten "Ralleygirls" den Footballern jeden Wunsch von den Lippen ablesen, wird die Tochter des Coaches, Julie (Aimee Teegarden) so gut wie möglich behütet bis unter Verschluss gehalten - wie absurd das ist, wird offensichtlich, nachdem der Trainer seinem neuen Quarterback erklärt, er solle doch seine Sorgen zu vergessen versuchen, in dem er ein Mädchen zu einem Date einlädt oder, wenn nötig, in den Rücksitz seines Autos befördert - ohne zu realisieren, dass Matt sich in seine Tochter verliebt hat ("I think I just told Matt to get our daughter in the backseat of his car"). Das für Mädchen und Jungs unterschiedliche Standards gelten, wird auch deutlich, als Lyla bitter dafür bezahlt, ihren Freund zu betrügen, während Tim in der Schule mit keinerlei Konsequenzen rechnen muss. Die neokonservative Moral der ausgehenden Bushjahre spiegelt sich hier erfolgreich wieder und bestimmt die Umstände mit, unter denen die jungen Protagonisten agieren müssen. In einer Stadt, in der nicht nur der Tagesablauf, sondern die Stadtpolitik gänzlich auf die Bedürfnisse der Panthers ausgerichtet ist, wird ein Leben außerhalb des Wahns fast unmöglich. Die Serie wirft immer wieder Blicke auf Jugendliche, die sich entziehen - Matts bester Freund, der liebenswürdige intelligente nerd Landry (Jesse Plemons) bietet anfangs noch den nüchternen Blick von außen, der Matt zurückruft, wenn er zusehr in seine Rolle als Starquarterback aufgeht und seine Wurzeln vergisst, aber letztendlich wird er selbst Teil des Teams (aber seine Christian-Rock-Band Cruxifictorious die dank eines lesbischen riot grrrls plötzlich eher wie eine Neuauflage der Moldy Peaches oder von Beat Happening klingt, bietet zumindest eine mögliche Perspektive für einen Ausweg). Die Frau des Coaches, die von der Rolle als guidance councelor zur Direktorin der Schule aufsteigt, lernt schnell, dass man gegen die "alten Männer", die fanatisch immer noch alles für die Panther tun, nicht Politik machen kann, und dass immer genug Geld für das Team ihres Mannes da sein wird, selbst wenn es nicht genug Schulbücher und Lehrer gibt.
Der Sport als Ersatz für staatliche und familiäre Funktionen, die von diesen zerbröselnden (denn die Familie ist hier, mit ganz wenigen Ausnahmen, schon längst nicht mehr der schutzgebende Hafen) Institutionen nicht mehr erfüllt werden können, ist ein Ansatz, der so noch nie in einer Serie verarbeitet wurde. Coach Taylor ersetzts seinen Spieler häufig den Vater und hilft ihnen, wenn auch mit eiserner Disziplin, die aus ferner europäischer Perspektive brutal wirkt, ihren Weg zu finden. Wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt, bieten die Taylors den Spielern ein Dach über dem Kopf, und es gibt wieder eine zweite Chance, niemand wird aufgegeben. Und der Football ist für viele die einzige Möglichkeit, eine gute Ausbildung zu bekommen, denn in "Friday Night Lights" kommen die meisten Spieler aus sozial benachteiligten Familien, in denen sich niemand die College-Education leisten kann - weswegen alles für die Scholarship geopfert wird. Wie prekär diese Idee ist, zeigen sowohl Jason Street, der nach seinem Unfall vor den Trümmern seiner Träume steht und erstens mit einem löchrigen Gesundheitssystem und zweitens mit dem Fehlen von einem Sicherheitsnetz kämpfen muss, und sich seine Karriere von Grund auf neu erkämpfen muss, als auch der running back Brian "Smash" Williams (Gaius Charles), dessen Weg ins College über Doping und eine schwere Knieverletzung führt. Wer es nicht schafft, endet in einem Mindestlohnjob in einem der Fastfoodläden in Dillon, denn nach der Highschool werden aus den einstigen Helden schnell wieder ganz normale junge Männer, die ohne die ständige Aufmerksamkeit und die Anfeuerungsrufe einer ganzen Stadt ihren Weg finden müssen.
2006-, created by Peter Berg, mit Kyle Chandler, Connie Britton, Zach Gilford, Minka Kelly, Taylor Kitsch, Adrianne Palicki, Jesse Plemons, Aimee Teegarden, Gaius Charles, Scott Porter, Brad Leland.
"Friday Night Lights" von Peter Berg etabliert ein setting für eine Dramaserie, das es in diese Form vorher noch nicht gegeben hat. Highschool-Serien betten die persönlichen Konflikte des Älterwerdens normalerweise nicht in ein präzise durchexerziertes procedural von Training-Spiel ein, in dem alles vom Ergebnis des Freitagsspiels abhängt. Noch dazu geht es hier um genau die Jocks, die Stars der Schule, die in anderen Serien als Feindbilder etabliert werden - genau jene junge Männer, die sonst das Leben der Freaks and Geeks schwer machen, spielen hier die Hauptrolle, bekommen Motivation und Hintergrund. Gleich im ersten Spiel der Season, in der ersten Folge der ersten Staffel, passiert dem Starquarterback (Jason Street, gespielt von John Porter) der Panthers das größtmöglich vorstellbare Unglück - er steht nach einem Tackling nicht mehr auf, wird ins Krankenhaus gebraucht, und bekommt einige Wochen später die Diagnose, dass er nie wieder gehen wird. Dieses Eingangsevent wird zum Ausgangspunkt vieler anderer Geschichten. Matt Saracen (Zach Gilford), bisher QB 2 und noch nie in der Position, Verantwortung für sein Team tragen zu müssen, ist plötzlich erster Quarterback, auf dem die Erwartungen aller lasten. Tim Riggins (Taylor Kitsch), tougher Fullback, der sein Leben mit den drei Worten "Bier, Sex, Football" zusammenfasst, ist plötzlich damit konfrontiert, dass alle Träume, die er mit seinem besten Freund zusammen geschmiedet hat, zerstört sind - und nebenbei verliebt er sich noch in dessen Freundin, die ewigsüße Headcheerleaderin Lyla Garrity (Minka Kelly), die für ihren Freund ihr Leben umkrempelt und ihre eigene Zukunft darüber vergisst.
Unter der Oberfläche geht es in "Friday Night Lights" um die Konflikte, die entstehen, während die jungen Protagonisten in dem spezifischen sozioökonomischen Gefüge aufwachsen. Der neue Quarterback muss neben seiner Aufgabe noch seine demenzkranke Großmutter alleine pflegen, während sein Vater im Irak kämpft. Die widerspenstige Tyra kommt aus einer Familie, in der ein Ausbruch in ein College oder in eine andere Stadt unmöglich scheint, und ihr Kampf um einen Ausweg aus Dillon ist eine der besten Geschichten, die "Friday Night Lights" erzählt (was am Ende der dritten Staffel gewürdigt wird, als ihr die zusammenfassenden Worte überlassen werden).
Ein anderes Thema is das der Doppelmoral: Während um sie herum Alkohol konsumiert wird und die sogenannten "Ralleygirls" den Footballern jeden Wunsch von den Lippen ablesen, wird die Tochter des Coaches, Julie (Aimee Teegarden) so gut wie möglich behütet bis unter Verschluss gehalten - wie absurd das ist, wird offensichtlich, nachdem der Trainer seinem neuen Quarterback erklärt, er solle doch seine Sorgen zu vergessen versuchen, in dem er ein Mädchen zu einem Date einlädt oder, wenn nötig, in den Rücksitz seines Autos befördert - ohne zu realisieren, dass Matt sich in seine Tochter verliebt hat ("I think I just told Matt to get our daughter in the backseat of his car"). Das für Mädchen und Jungs unterschiedliche Standards gelten, wird auch deutlich, als Lyla bitter dafür bezahlt, ihren Freund zu betrügen, während Tim in der Schule mit keinerlei Konsequenzen rechnen muss. Die neokonservative Moral der ausgehenden Bushjahre spiegelt sich hier erfolgreich wieder und bestimmt die Umstände mit, unter denen die jungen Protagonisten agieren müssen. In einer Stadt, in der nicht nur der Tagesablauf, sondern die Stadtpolitik gänzlich auf die Bedürfnisse der Panthers ausgerichtet ist, wird ein Leben außerhalb des Wahns fast unmöglich. Die Serie wirft immer wieder Blicke auf Jugendliche, die sich entziehen - Matts bester Freund, der liebenswürdige intelligente nerd Landry (Jesse Plemons) bietet anfangs noch den nüchternen Blick von außen, der Matt zurückruft, wenn er zusehr in seine Rolle als Starquarterback aufgeht und seine Wurzeln vergisst, aber letztendlich wird er selbst Teil des Teams (aber seine Christian-Rock-Band Cruxifictorious die dank eines lesbischen riot grrrls plötzlich eher wie eine Neuauflage der Moldy Peaches oder von Beat Happening klingt, bietet zumindest eine mögliche Perspektive für einen Ausweg). Die Frau des Coaches, die von der Rolle als guidance councelor zur Direktorin der Schule aufsteigt, lernt schnell, dass man gegen die "alten Männer", die fanatisch immer noch alles für die Panther tun, nicht Politik machen kann, und dass immer genug Geld für das Team ihres Mannes da sein wird, selbst wenn es nicht genug Schulbücher und Lehrer gibt.
Der Sport als Ersatz für staatliche und familiäre Funktionen, die von diesen zerbröselnden (denn die Familie ist hier, mit ganz wenigen Ausnahmen, schon längst nicht mehr der schutzgebende Hafen) Institutionen nicht mehr erfüllt werden können, ist ein Ansatz, der so noch nie in einer Serie verarbeitet wurde. Coach Taylor ersetzts seinen Spieler häufig den Vater und hilft ihnen, wenn auch mit eiserner Disziplin, die aus ferner europäischer Perspektive brutal wirkt, ihren Weg zu finden. Wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt, bieten die Taylors den Spielern ein Dach über dem Kopf, und es gibt wieder eine zweite Chance, niemand wird aufgegeben. Und der Football ist für viele die einzige Möglichkeit, eine gute Ausbildung zu bekommen, denn in "Friday Night Lights" kommen die meisten Spieler aus sozial benachteiligten Familien, in denen sich niemand die College-Education leisten kann - weswegen alles für die Scholarship geopfert wird. Wie prekär diese Idee ist, zeigen sowohl Jason Street, der nach seinem Unfall vor den Trümmern seiner Träume steht und erstens mit einem löchrigen Gesundheitssystem und zweitens mit dem Fehlen von einem Sicherheitsnetz kämpfen muss, und sich seine Karriere von Grund auf neu erkämpfen muss, als auch der running back Brian "Smash" Williams (Gaius Charles), dessen Weg ins College über Doping und eine schwere Knieverletzung führt. Wer es nicht schafft, endet in einem Mindestlohnjob in einem der Fastfoodläden in Dillon, denn nach der Highschool werden aus den einstigen Helden schnell wieder ganz normale junge Männer, die ohne die ständige Aufmerksamkeit und die Anfeuerungsrufe einer ganzen Stadt ihren Weg finden müssen.
2006-, created by Peter Berg, mit Kyle Chandler, Connie Britton, Zach Gilford, Minka Kelly, Taylor Kitsch, Adrianne Palicki, Jesse Plemons, Aimee Teegarden, Gaius Charles, Scott Porter, Brad Leland.
3 comments:
Super präzise Beschreibung!!
Ich bin erst am Anfang der zweiten Staffel (ich nehms dir bisschen übel, dass ich jetzt weiß dass Smash ne schwere Knieverletzung haben wird ;-) ), aber diese Serie hat mich so sehr gepackt wie keine andere vorher!!
Viele Grüße,
S
Tut mir total leid, dass ich dich "gespoilt" habe...wenn ich Gesamtreviews zu Serien poste, vergesse ich immer auf den spoiler alert, und die dritte Staffel war gerade zu Ende, als ich das geschrieben hatte.
Ich war ganz fasziniert davon, dass mich eine Serie über ein Thema, das mich bis jetzt überhaupt nicht interessiert hat (kompetitiver Sport, Football im Allgemeinen) so sehr mitreißen konnte - nicht nur wegen der Charakterentwicklung, der guten Darstellerleistung oder den breiteren Themen, die diskutiert werden, sondern auch, weil Football selbst so gut vermittelt wird, und was er für die verschiedenen Charaktere/Spieler bedeutet (dass ich mir jetzt fast einbilde, ich verstehe die Regeln...) Hoffentlich gefallen dir die zweite und dritte Staffel genau so gut wie die erste!!
Schöne Grüße!
davon geh ich ganz stark aus!! allein die zweite fängt ja schon mit nem paukenschlag an!!
stimme dir absolut zu...football war für mich nie präsent...heute zocke ich auf der xbox madden nfl und bretter meine us kumpels 58:10 weg hehehe ;-)
die vierte ist ja schon angelaufen...mal sehn wie schnell ich nachkommen werde
clear eyes- full hearts- can't loose!
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