Friday, 2 October 2009

Heroes - You're Good at Hiding Things.

Heroes Season Four Episode Three: Ink.

Letzte Woche war ich überrascht. Trotz der Zerrissenheit zwischen mindestens sechs verschiedenen storylines, trotz der langen Geschichte der Enttäuschungen seit der zweiten Staffel, wollte ich wissen, wie es weitergeht. Andererseits ist „Heroes“ nicht „Dollhouse“. Bei „Dollhouse“ wusste ich, wenn ich lange genug warte, wird mich die Serie überzeugen. Bei „Heroes“ denke ich, wenn ich lange genug warte, werden all die Dinge, die ich jetzt mag, verloren gehen. Aber ich habe schon lange nicht mehr gespannt auf die neuen Folgen gewartet.

Da ist schon mal der erste Punkt, dass diese Staffel keine richtigen Gegner hat, keinen bösen Mann im Anzug, der die Fäden zieht, keine große government organisation die für die Terrorbekämpfung ruchlos alle Grenzen vergisst, kein psychopathischer Mörder, besessen davon, zu verstehen, wie Dinge funktionieren. Es gibt „die Neuen“, die offenbar eine eigene Agenda verfolgen. Sie sind die „family“, die ihre Kräfte verstecken, wo sie nicht auffallen: in einem Carnival, und dort versuchen, frei zu leben.

„Ink“ konzentiert sich zum Glück auf vier storylines, die sogar teilweise zueinander finden. Samuel, der Anführer (bzw. Das Familienoberhaupt) der „family“ will verstorbene Freunde durch einige der uns bekannten Heroes ersetzen (Hiro und Peter). Claire muss sich einerseits mit Gretchen, die jetzt weiß, dass sie Kräfte hat, andererseits mit ihrem Vater, der auf diesen Umstand nicht erfreut reagiert, auseinandersetzen. Matts „imaginary fiend“ besteht weiterhin darauf, dass dieser seinen Körper findet, damit er nicht länger ein Dasein in Matts Kopf fristen muss, und demonstriert, dass er mehr kann, als nervig zu sein. Und die Serie führt einen neuen Charakter ein, eine taube Klinikmitarbeiterin, die plötzlich beginnt, Geräusche zu sehen.
„This is the first day of my life. So I put away my ghost, I put my game face on.” –Matt
Das Thema der ersten beiden Folgen waren die verschiedenen Neuorientierungs- und Neudefinitionsversuche der Charaktere. Peter versucht, der unsichtbare Held zu sein, der für seine Taten keinen Lob bekommt, und hat alles andere aus seinem Leben verbanng (symbolisiert in dem leeren Apartment und dem Telefon, das er niemals abnimmt, wenn es läutet). Claire versucht das Leben im College mit einer neugefundenen Ehrlichkeit zu führen, aber will sich mit den Folgen ihrer Unvorsichtigkeit nicht auseinandersetzen (und lässt Gretchen am Anfang der Folge nicht in ihr Zimmer und versucht, ein Gespräch zu vermeiden). Matt kämpft nicht nur gegen seine „Sucht“, sondern viel mehr gegen die Stimme in seinem Kopf, die ihm sagt, dass er seine Kräfte verwenden soll, weil sie ihn zu einem guten Polizisten und Ehemann machen (und die Stimme hat das Gesicht von Sylar).

Erstmal Peter: Samuel schafft es, ihm Schuldgefühle einzureden (er gibt vor, in einen der Unfälle verwickelt worden zu sein, bei denen Peter geholfen hat, und bei seiner Rettung verletzt worden zu sein), und damit ist der erste Schritt gemacht, Peter in seine Familie einzufügen. Er ist Freischwebend, ohne wirkliche Bindungen, und damit verwundbar – mal sehen, wo diese storyline hinführt.

Matt hat dem Sylar in seinem Kopf, der eigentlich schon am Anfang der Folge andeutet, was passieren wird (er ist in Matts Kopf gefangen – gemeinsam mit dessen Kräften und Emotionen). Trotzdem ist Matt nicht vorsichtig genug, und erkennt nicht, dass Sylar nicht nur als „Geist“ erscheinen kann, sondern Matts Kräfte gegen ihn verwenden kann, und dies auch geschickt tut, schließlich beherrscht er kaum etwas so gut wie Manipulation. Am Ende der Folge sieht es so aus, als hätte Matt aufgegeben – sowohl den Versuch, seine Kräfte nicht mehr zu benutzen, als auch den Kampf gegen Sylar.

Claire ist eine ganz andere Geschichte. Claire hatte seit der ersten Staffel niemandem mehr, dem sie vertrauen konnte, und ist mit Gretchen mit jemandem konfrontiert, der einfach nicht aufgeben will.
„Alright, what are you, a vampire, an alien, some kind of freakish government experiment? “ –Gretchen
Schließlich schleicht sich diese sogar in ein Mittagessen mit ihrem Vater ein (die eine offensichtliche diebische Freude daran empfindet, Claire dazu zu bringen, mit ihr über das, was sie gesehen hat, zu reden), und treibt ihre Andeutungen soweit, dass Mr Bennett („I always find reasons to return to work“) kurz davor ist, für sie den Haitian anzurufen, um ihr Gedächtnis zu löschen. Dabei erscheint Gretchen zumindest oberflächlich erstmal alles zu sein, was Claire im Moment braucht: sie findet ihre Kräfte cool, sie ist wie sie ein outsider, sie vertraut ihr (also rechne ich fest damit, dass sie in einer der nächsten Folgen entweder als underground agent oder als bösartiger villain enttarnt wird – vor allem, sobald aus Claire und Gretchen mehr wird als nur Freundinnen und Roomies).
Konsequenterweise liefert „Heroes“, nachdem Claire aufgegeben hat und Gretchen alles erzählt, eine der ambivalentesten Subtext-Szenen der Serie (abgesehen vielleicht von „Claire funktioniert als Blitzableiter für Elle“), die irgendwie an die vierte Staffel von „Buffy“ erinnern, in der es auch um die Veränderungen am College ging, und Willow und Taras „spells“ auch als Metapher herhalten mussten (und Superkräfte als Metapher für Sucht gibts bei „Heroes“ ja auch schon, and we all know how that ended up for Willow):
„Can I...see it.
„See what? The healing?“
„If that’s not crossing a line.”
“The hand’s always the favourite. Go for it!”
“I’ve never done this before.”
“Well, I would hope so. It’s OK”.
Irgendwo zwischen Demonstration von Vertrauen und Intimität, mit merkwürdigen Cronenberg’schen Crash-Assoziationen (das gute „Crash“, nicht das „overrated“ „Crash“ mit dem Oscar), als Gretchen tatsächlich in Claires Hand schneidet – gefolgt von einem Anruf des besorgten Vaters und eine Kamerafahrt über ein glückliches Familienfoto, denn die Tochter nabelt sich jetzt ab und trifft ihre eigenen Entscheidungen („This was my choice. It’s not just us anymore. There are gonna be other people in my life.”). Wer hätte gedacht, dass “Heroes” ausgerechnet als Serie über den Kampf um Selbstbestimmung und die Suche nach der eigenen Identität am College gut funktioniert?

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