Dollhouse: 2x01 Vows.
Beinahe eine Woche lang waren die einzigen Worte, die ich über die erste Folge der zweiten Staffel verlieren konnte, ungefähr "Amy Acker, aaaaaaaah". Das war auch die erste gepostete Reaktion, als jemand, der zu viele Serien sieht, zu viele Filme, von einer schauspielerischen Leistung absolut überwältigt zu sein (auch wenn ich das nach Angels "A Hole in the World" wissen hätte müssen).
Beinahe eine Woche lang waren die einzigen Worte, die ich über die erste Folge der zweiten Staffel verlieren konnte, ungefähr "Amy Acker, aaaaaaaah". Das war auch die erste gepostete Reaktion, als jemand, der zu viele Serien sieht, zu viele Filme, von einer schauspielerischen Leistung absolut überwältigt zu sein (auch wenn ich das nach Angels "A Hole in the World" wissen hätte müssen).
Die Sache an "Dollhouse" ist, dass ich die Serie bis zu "Man on the Street", und sogar noch über weite Szenen hinweg danach, zwar mit großem Interesse und Freude an der Interpretation gesehen habe, aber mir die eine Sache gefehlt hatte, die mich wirklich in die Serie eingebunden hätte. Viele der weit verbreiteten Kritikpunkte (die teilweise immer in Kombination mit "ich wünschte, statt "T:SCC" wäre "Dollhouse" gecancelt worden angesprochen werden) betreffen Form der Serie, die auf eine Episode beschränkten Engagements beruhen. Diese Engagements bringen immer Fragmente der Selbstrealisation Echos mit sich, waren für sich aber, zumindest meiner Meinung nach, immer zu schwach, um die Serie spannend zu machen (was vielleicht daran liegt, dass ich klassische "Action" nicht mag, weswegen die beliebte Folge "The Target" zu denen gehört, die ich am wenigsten mitreißend fand). Für mich kulminierten diese Folgen immer im finalen Moment, in dem der Zuseher sieht, was Echo mitgenommen hatte, aber das war nicht genug, um etwa eine Folge wie "Stage Fright" im Ganzen nochmal anzusehen. Doch dann kam das Finale, "Briar Rose" und "Omega", und schließlich "Epitaph One", der Blick in die Zukunft, der die Serie nicht auf den Kopf, sondern auf die Beine stellte.
Mit diesen zwei Zeitebenen, die durch das zweigleisige Gesamtwerk aufgespannt wurden, stellen sich für die zweite Staffel zwei Fragen: erstens, was ist der fall-out von dem, was in "Omega" passiert ist? Zweitens, wie kommt es zu der (unausweichlichen?) Situation in "Epitaph 13" (schließlich sind die Erinnerungen, die abgerufen wurden, vielleicht nicht verlässlich, außerdem war der Kontext in den kurzen Szenen nicht klar). Dazu kommt, dass eine Serie niemals in einem Vakuum produziert wird, und ihre Produktionsumstände selbst in die Rezeption einfließen. Der interessierte Zuseher weiß, welche Gaststars kommen werden, welche wiederkehrenden Schauspieler auf Grund anderwertiger Verpflichtungen nur in wenigen Folgen auftreten werden, dass die Serie mit weniger Budget haushalten muss und die Axt des Senders sichtbar über jeder verkündeten Zuseherquote hängt.Soviel also zum Ausgangspunkt der zweiten Staffel.
"But this is the Dollhouse frenemy, and nothing happens without my---what the hell?“Für die Interpretation von "Vows", der ersten Folge, hilft es vielleicht, über die Charakter von "Dollhouse" als Paare nachzudenken. Einerseits ist da Echo, die nach Alphas Versuch, sich eine "bride" zu erschaffen, jetzt mit allen 39 imprints im Kopf herumläuft und den Namen "Caroline" in ihren Gehirnwindungen verankert hat, auch wenn das Dollhouse selbst davon überzeugt ist, dass sie "gewipt" ist - Tophers Fehleinschätzungen und Selbstüberschätzungen haben ja in dieser Hinsicht schon Tradition. Andererseits hat Dr Claire Saunders als am Ende der letzten Staffel herausgefunden, dass sie ebenfalls ein "Active" (Whiskey) ist. Im Laufe der Folge entwickelt sich eine merkwürdige Dichotomie zwischen Echo, die in der äußeren Welt langsam zu sich findet, und Whiskey, die wegen ihres Imprints (Angst vor Menschenmengen, Lärm, Sonne) eine Gefangene des "Dollhouses" ist und nach dem großen reveal in "Omega" endlich die Stäbe ihres Käfigs sieht. Und im Gegensatz zu Echo, deren "Maker", wenn man Alpha als solchen interpretiert, nicht verfügbar ist, muss sich Whiskey damit auseinander setzen, dass ihrer nicht nur im Dollhouse arbeitet, sondern sie in zusätzlich noch zutiefst verachtet.
–Topher
Unter den vielen "shocking reveals" der Folge steht aber der Moment heraus, in dem sich Ballard (jetzt nur noch "Mr.", nicht mehr "Agent") als "Client" des Dollhouses herausstellt, der Echo dafür verwendet, Verbrecher zu jagen, deren das FBI mit konventionellen Mitteln nicht habhaft wurde. Ausgerechnet der ritterliche FBI-Agent, der davon besessen war, das Dollhouse zu Fall zu bringen, und dessen Methode aus Prinzip ablehnt, wird selbst zu einem Klienten, ohne zu realisieren (zumindest nicht sichtbar für den Zuseher), dass er sich damit korrumpiert hat (offensichtlich hat Paul niemals "Lord of the Rings" gesehen - Böses kann man nicht für Gutes benutzen). Er rechtfertigt dieses Vorgehen gegenüber Adelle: Nachdem er daran gescheitert ist, das Dollhouse zu stürzen, kann er es ja solange, bis dies ein anderer tut, ebensogut für das nutzen, was er für moralisch richtig hält. Das Gegenstück zu Ballard ist Boyd (und Whiskey wirft eine interessante Frage auf - "what's your excuse" - warum ist Boyd im Dollhouse gelandet? Noch ein Puzzlestück, das uns fehlt), der Ballards Vorgehen als "sick" bezeichnet und immer noch besorgter um Echo ist, als um seinen Job als head of security. Dabei kennen wir als Zuseher weder die Motive noch die Pläne des ehemaligen FBI-Agenten, aber die Folge gibt sich viel Mühe, weiter an der Demolierung des "Shiny Knights" zu arbeiten, der Caroline am Ende von "Omega" wortwörtlich gerettet hat (nämlich den imprint, der ihre gesamte Identität enthält).
Das Engagement ist schnell erklärt: es ist "long-term", und Echo spielt eine Undercover-Agentin, die einen Waffenhändler (Jamie Bamber) davon überzeugt hat, sie zu heiraten. Als das Engagement, wie von Boyd prophezeit, schiefgeht, und Echo nach einer Gehirnerschütterung ihre imprints verwechselt, kommt es sogar so weit, dass Ballards Ausstiegsplan enthält, sie so lange zu schlagen, bis die toughe Kämpferin von "Man on the Street" ans Tageslicht kommt, die beide retten kann - eine verstörende Szene, die es noch viel schwieriger macht, die Wandlung des großen Retters nicht in Frage zu stellen.
Nach dem Ende des Engagements wird in einem Dialog zwischen Echo und Paul (und die Folge hat unglaublich viele fantastische Dialoge, die vielleicht auch der Grund sind, warum alle anderen Szenen wirken, als würden sie das Vorankommen der Handlung eher behindern als fördern) klar, wohin ihr Weg in den nächsten Folgen gehen wird:
“I remember everything. Sometimes I am someone else. And then I come back, But I still feel them, all of them. I’ve been many people. I can hear them, sometimes, suddenly. I’m all of them, but none of them is me. Do you know who’s real?Aber der zweite Handlungsstrang der Folge überragt diesen. Whiskey, im gewissem Sinne Echos Schatten (auch, weil sie im Grunde genommen erst durch die Tat erschaffen wurde, die Alpha für Echo begangen hat), muss sich mit dem Wissen um ihre "Identität" auseinandersetzen. Dr Claire Saunders, bisher ein besonnener, ruhiger, zurückgezogener, trauriger Charakter, und innerhalb der ersten paar Minuten der Folge wird klargestellt, dass ihre Reaktion auf die Erkenntnis nichts mit diesen Adjektiven zu tun haben wird. Stattdessen: ein kleiner, fieser Rachefeldzug gegen Topher, ihren Erschaffer. Sie hatte ja bereits in "Omega" angedeutet, dass sie über computer skills verfügt, die sie eigentlich nicht bräuchte, und jetzt stellt sich heraus, dass sich Topher eine absolut gleichwertige Gegenspielerin geschaffen hat. Sie hackt sich in seinen Computer und spielt (passenderweise, ausgerechnet) Clips aus "Bride of Frankenstein". Sie versteckt lab rats in seinem Schrank (interessant auch, dass sie so viel von seinen Stärken hat und von seinen Schwächen weiß. Woraus genau Topher ihren imprint wohl zusammengesetzt hat?). In einem Austausch fallen die Worte "get the rats back in the maze, Topher, before one of them bites you.”, eine Prophezeiung?
“Caroline."
“I wanna find her. I wanna find all of them. Real them. They can be found. We are lost, but we are not gone. Will you help me?"
"I swear, no matter what, I’m with you.”
Echos Position wird in einem Autausch mit Boyd beschrieben: Einerseits ist sie angeekelt von der Vorstellung, von einem Mann erschaffen worden zu sein, denn sie mit jeder Faser ihrer Existenz ablehnt ("a sociopath in a sweater vest"), andererseits ist sie hier auch gefangen, auf Grund all der einprogrammierten Beschränkungen, und sie setzt sich zusätzlich mit dieser Identität auseinander, die da entstanden ist, unter anderem, in dem sie sich von den anderen Actives abgrenzt (schließlich ist sie sich, im Gegensatz zu allen anderen außer Echo, ihrer eigenen Existenz bewusst). Boyd meint, all dies wären nur "excuses". Die Idee von "excuses" - Entschuldigungen, die sich nicht mehr rechtfertigen lassen - läuft als Thema durch alle Charaktere, aber mehr dazu später.
“I like my scars. They bring out my eyes. Without my scars, I might just be one of them.”Zwei weitere kleine Momente ergänzen die Komplexitität Whiskeys: in einem Austausch zwischen Echo und Whiskey, in der Echo plötzlich realisiert, dass Echo ein Active ist (durch einen Flashback zu einem gemeinsamen Engagement) erzählt ihr Claire, dass sie im Grunde genommen wegen ihr in dieser Situation ist, weil Alpha wollte, dass Echo"No. One" wird. Sie greift zum Skalpell, um dann stattdessen einen Schlecker zu nehmen (die Angewohnheit, die sich sich vom richtigen Dr Saunder am Ende von "Omega" angeeignet hat, bloß, dass es in dieser Szene nicht die freundliche Geste ist, sondern eher bedrohlich wirkt, als sie ihn schließlich behält, statt weiterzugeben) und Echo stehen zu lassen, ohne dass diese wüsste, was gerade passiert ist. (in einer zweiten Miniszene sieht man Whiskey mit einem Flachmann. Yay.)
–Claire Saunders.
Der Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Topher und Claire ist ein bedrückendes Kammerspiel, in dem alle Erwartungen zerstört werden und dem bisher oberflächlichsten Charakter der Serie endlich mehr Raum gibt (nicht vergessen: jeder Charakter hat eine Geschichte, manche wurden einfach nur noch nicht erzählt). Nachdem eine (nicht ernst gemeinte, aber als Herausforderung gedachte) Verführung schief geht kommt ein Autausch, den man eigentlich in der Gänze abdrucken müsste, um ihm gerecht zu werden.
"Because this is the endgame. This is where it all leads. You designed someone to hate so you could convince them to love you".Die Enthüllung, dass Topher sich seiner eigenen Grenzen, seiner eigenen Fehler, so bewusst sein könnte, dass er Claire als Gegenstück zu sich selbst gebaut hat, um seinen Mangel an Empathie auszugleichen, kommt überraschend, und deutet an, wie aus dem selbstsicheren, sich ständig überschätzenden Topher die bemitleidenswerte Kreatur aus "Epitaph One" werden könnte. Er erkennt selbst erst in diesem Moment, dass Claire sich dazu entschieden hat, ihn zu hassen, und ist davon nicht nur überrascht, sondern regelrecht entsetzt, als ihm bewusst wird, was das über ihn aussagt (er gibt ihr die Fähigkeit, alles zu hinterfragen, und im Endeffekt richtet sich ihre gesamte Ablehnung nur gegen ihn).
"I could whip out a love slave anytime I want."
"But that wouldn’t be a challenge, would it. Slaves are just slaves. But winning over your enemy, the one person guaranteed to reject everything you are, that’s real love.”
“Why shouldn’t I love you? Aren’t you loveable? Aren’t you the big brother, aren’t you the Lord my God? Why should I fight your divine plan?"
"Because you’re better than that. Because you’re better than me. …"
"Because I was designing a person, not a roomba. I needed you to be whole. If you agreed with everything I said, then we would miss something, and someone would get hurt."
"But you don’t care if people get hurt."
"You don't know me. That's the contract. You don't know me, and I don't know you. Not fully, not ever. I made you question. I made you fight for your beliefs. I didn’t make you hate me. You chose to.”
"How do I live, how do I go through my day knowing everything I think comes from something I can’t abide?”
Am Ende der Folge dreht sich die Situation um. Echo ist im Dollhouse und Whiskey, die offenbar auch die Fähigkeit hat, ihre eigene Programmierung zu überwinden, sitzt im Auto, umgeben von allem, was ihr Angst macht, und entkommt aus eigener Kraft aus dem Dollhouse.
Noch ein paar Brocken, die ein bisschen an den Rand gerückt sind: Auch Adelle De Witt "runs out of excuses". Einerseits behält sie gegenüber Paul die Oberhand,("you work for the betterment of mankind. Fighting crime by listening to Echo have sex. It’s terribly noble" und "You still need Echo for something. But you’ll never get it." - haha), dem offensichtlich gar nicht bewusst ist, wie sehr er ihr ausgeliefert ist, aber gegenüber Victor vergisst sie für ein paar Sekunden lang sich selbst. Interessant hier, wie anders Victor reagiert, als Sierra (die in diese Folge bloß in einer kurzen Szene als Active zu sehen ist, aber die ist hilarious) ihm über das Gesicht (und die langsam heilenden Wunden, denn Adelle hat teure Operationen genehmigt, um ihn wieder einsatzfähig zu machen) streicht.
Ich nehme mal einfach an, dass Topher bloß ab und zu im Dollhouse schläft (umgeben vom Mainframe des Computers, creepy). sein zu Hause stelle ich mir ungefähr so vor wie das "lair" des Trios in "Buffy".
Alexis Denisof spielt einen Senator, dem irgendjemand einen Tipp über das Dollhouse zukommen hat lassen und der jetzt davon besessen ist, es zu enttarnen. Adelle ist not amused, Boyd und Paul sind sich einig, dass er schicke Anzüge trägt (und feuern ihn wohl beide heimlich an, aber irgendwie vermute ich trotzdem, dass Alpha mehr mit seiner Obsession zu tun hat als einer der beiden). Und ein kleiner Punkt dafür, dass"health care" erwähnt wurde. Ha.
"Dollhouse, Season Two", Freitag, mit Eliza Dushku, Amy Acker, Tahmoh Penikett, Fran Kranz, Olivia Williams, Harry Lennix, Dichen Lachman, Enver Gjokaj, Jamie Bamber, Alexis Denisof.
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