Als Blumfeld "Verbotene Früchte" veröffentlichten, und von den Kritikern für die Naturlyrik ("gute Kinderlieder") abgestraft wurden, schrieben Olli Schulz & Der Hund Marie weiterhin tapfer ihre Portraits normaler Menschen in einer kaputten Welt, die zwischen Enttäuschungen, Wut und Freude an den kleinen Dingen fluktuierten - und dabei so unglaublich gut funktionierten, da die Band ohne Tomte-artige Weinerlichkeit, ohne diesen Pathos, auskam.
2007, nach elfjährigem Bestehen, lösten sich Blumfeld dann auf, und auf dem ersten Track von "Heavy", in dem Distelmeyer ohne Begleitung singt, klingt es auch so, als wäre es das jetzt gewesen mit Blumfeld, Aufbruch, Neuversuch. Aber ein Song später werden diese Vermutungen zerstört:
"Alles was ich weiß ich bin nicht wie ihr." und "Kennst due die Reichen und die Mächtigen, lasst ihre Wagen brennen", heißt es auf "Wohin mit dem Hass". Das Video dazu ist eine ästhetische Gewaltinszenierung, in dem Distelmeyer als Zielscheibe herhalten muss und zwischen die Fronten gerät. Das klingt wieder ganz wie in alten Zeiten, in denen auf Konzerten "Die Diktatur der Angepassten" gespielt wurde und alle im Takt mitklatschten, ohne die Ironie ihrer eigenen Handlung zu begreifen.
"Also gebt mir euren Hass und seht mir zu, wie ich ihn verwalte."
Leider ist das Album zwischen Songs voller bedrohlicher Bildsprache ("Hitze frisst den Raum, bis der Groschen fällt / draußen tagtder Schaum / der zerdachten Welt [...] / Niemand ist mehr da / und Gott ist nur ein Kind." - Hinter der Musik) und kitschigen und friedfertigen Liebesliedern zerrissen. Wenn ich mich zwischen einer Platte voller Düsternis und einer Platte voller "aber das wirkliche Drama sind unsere Gefühle" entscheiden müsste, würde ich mich für ersteres entscheiden, aber hier bedeutet diese Entscheidung, jeden zweiten Song zu überspringen. Der Übergang: In "Bleiben oder Gehen", eines dieser Liebeslieder, heißt es bei Distelmeyer "Jeder von uns fragt sich: / Soll ich bleiben oder gehen? / Ist es das wert und was hält mich noch hier?/ Lässt es sich noch ändern oder / Heißt es Abschied nehmen?".
Auf Olli Schulzs erstem Track von "Es brennt so schön" ist die Frage des Gehens oder Bleibens eine politische. "Ab jetzt tut's nur noch weh" erzählt von der bösen, tristen Stadt - "Wo die Guten nur Bluten weil die Schlechten sie knechten, und der Rest stirbt langsam aus" - eine pathetische Geschichte, die man niemandem sonst abkaufen würde, aber hier funktioniert es genau so eindrucksvoll wie Tocotronics "Aber hier leben nein danke" vor ein paar Jahren, weil es kein Klagelied ist, sondern eine Anklage.
"Ab jetzt tut's nur noch weh, / und ich kann mich nicht entscheiden: Soll ich lachen oder weinen? / Soll ich tanzen oder stehen? / Soll ich bleiben oder gehen?"
Der zweite große Song des Albums ist "Isabell", wieder ein Mensch und ein Schicksal, wie in "Rückspiegel" auf "Warten auf den Bumerang". "Wo sind all deine Freunde hin? Sie sind gegangen mit den Träumen, für die es sich zu leben lohnt" und dann die Auflösung: "Die Welt zerfällt und du bist frei". Wer diese kleinen Geschichten mit so viel Gewalt und Intensität erzählen kann, kann eigentlich fast nichts mehr falsch machen, oder?
"Du bist so lange einsam, bis du lernst allein zu sein" -So lange einsam.
2007, nach elfjährigem Bestehen, lösten sich Blumfeld dann auf, und auf dem ersten Track von "Heavy", in dem Distelmeyer ohne Begleitung singt, klingt es auch so, als wäre es das jetzt gewesen mit Blumfeld, Aufbruch, Neuversuch. Aber ein Song später werden diese Vermutungen zerstört:
"Alles was ich weiß ich bin nicht wie ihr." und "Kennst due die Reichen und die Mächtigen, lasst ihre Wagen brennen", heißt es auf "Wohin mit dem Hass". Das Video dazu ist eine ästhetische Gewaltinszenierung, in dem Distelmeyer als Zielscheibe herhalten muss und zwischen die Fronten gerät. Das klingt wieder ganz wie in alten Zeiten, in denen auf Konzerten "Die Diktatur der Angepassten" gespielt wurde und alle im Takt mitklatschten, ohne die Ironie ihrer eigenen Handlung zu begreifen.
"Also gebt mir euren Hass und seht mir zu, wie ich ihn verwalte."
Leider ist das Album zwischen Songs voller bedrohlicher Bildsprache ("Hitze frisst den Raum, bis der Groschen fällt / draußen tagtder Schaum / der zerdachten Welt [...] / Niemand ist mehr da / und Gott ist nur ein Kind." - Hinter der Musik) und kitschigen und friedfertigen Liebesliedern zerrissen. Wenn ich mich zwischen einer Platte voller Düsternis und einer Platte voller "aber das wirkliche Drama sind unsere Gefühle" entscheiden müsste, würde ich mich für ersteres entscheiden, aber hier bedeutet diese Entscheidung, jeden zweiten Song zu überspringen. Der Übergang: In "Bleiben oder Gehen", eines dieser Liebeslieder, heißt es bei Distelmeyer "Jeder von uns fragt sich: / Soll ich bleiben oder gehen? / Ist es das wert und was hält mich noch hier?/ Lässt es sich noch ändern oder / Heißt es Abschied nehmen?".
Auf Olli Schulzs erstem Track von "Es brennt so schön" ist die Frage des Gehens oder Bleibens eine politische. "Ab jetzt tut's nur noch weh" erzählt von der bösen, tristen Stadt - "Wo die Guten nur Bluten weil die Schlechten sie knechten, und der Rest stirbt langsam aus" - eine pathetische Geschichte, die man niemandem sonst abkaufen würde, aber hier funktioniert es genau so eindrucksvoll wie Tocotronics "Aber hier leben nein danke" vor ein paar Jahren, weil es kein Klagelied ist, sondern eine Anklage.
"Ab jetzt tut's nur noch weh, / und ich kann mich nicht entscheiden: Soll ich lachen oder weinen? / Soll ich tanzen oder stehen? / Soll ich bleiben oder gehen?"
Der zweite große Song des Albums ist "Isabell", wieder ein Mensch und ein Schicksal, wie in "Rückspiegel" auf "Warten auf den Bumerang". "Wo sind all deine Freunde hin? Sie sind gegangen mit den Träumen, für die es sich zu leben lohnt" und dann die Auflösung: "Die Welt zerfällt und du bist frei". Wer diese kleinen Geschichten mit so viel Gewalt und Intensität erzählen kann, kann eigentlich fast nichts mehr falsch machen, oder?
"Du bist so lange einsam, bis du lernst allein zu sein" -So lange einsam.
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